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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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spannend.“
    Sie verließ lautlos das Zimmer. Ich trat auf den Balkon und schaute hinunter, aber ich sah sie nicht aus dem Haus kommen. Wahrscheinlich gab es noch einen andern Ausgang.
    Die Whiskyflasche stand immer noch auf dem Tisch herum, und ich genehmigte mir ein paar gewaltige Schlucke, sozusagen als Ermunterung. Dabei wurde ich das Gefühl nicht los, das Ganze könnte ein abgekartetes Spiel sein, um mich irgendwo hinzulocken, wo man mich unauffällig kaltmachen konnte. Ich kramte deshalb meinen kleinen Browning aus dem Koffer, lud durch und steckte ihn in meine Jackentasche. Dann machte ich mich auf den Weg.
    Ich kurvte um das Rondell herum und verließ das Grundstück ohne großes Motorengeheul, nicht so, wie ich sonst meinen Wagen zu starten pflegte. Am Tor stand Manuel, der Chauffeur, und rauchte. Er winkte mir vertraulich zu.
    Eine Viertelmeile weiter wartete Andrea neben der Straße. Ich öffnete ihr die Tür. Sie stieg ein, und Mr. Smith machte einmal ,Wau’.
    „Ach“, sagte sie, „Sie haben einen Hund dabei.“
    „Ja“, sagte ich, „der bewacht mich. Mögen Sie Hunde?“
    „Eigentlich nicht“, gestand sie.
    Ich ließ den Wagen langsam anfahren.
    „Und wohin befehlen Gnädigste?“ fragte ich.
    „Noch ein Stückchen geradeaus, und dann rechts hinunter zum Meer.“
    Ich sagte ihr nicht, daß ich diesen Weg schon kannte.
    „Ich war so erschrocken“, plauderte sie drauflos, „als man Sie heute morgen mitnahm.“
    „So, und warum?“
    „Na, ich dachte doch, Sie wären der Mörder. Aber O’Sullivan war heute abend hier und sagte uns, daß Sie den armen Mr. Collins nur anschauen mußten.“
    Mir behagte dieses Geplauder nicht, und ich sagte:
    „Miß Dardington, ich habe einen guten Freund verloren. Ich hatte nicht vor, mich heute abend zu amüsieren. Sie wollten mir etwas Wichtiges mitteilen. Also bitte!“
    Sie kam etwas näher gerückt.
    „Ich habe Angst, Mr. Manning.“
    Ich schob sie mit der Schulter wieder ein wenig zurück.
    „Gar kein Grund vorhanden“, sagte ich, „ich tue Ihnen nichts.“
    Wir kamen unten auf dem südlichen Palos Verdes Drive heraus.
    „Wohin?“ fragte ich.
    „Zum Bootshaus, dachte ich; aber wenn Ihnen das nicht recht ist, — ich hab’ gar nicht mehr dran gedacht, daß Collins dort..
    „Schon gut“, sagte ich und lenkte den Wagen in die Einfahrt, „mir macht’s nichts aus. Und Collins auch nicht.“
    Wir stiegen aus, und ich nahm Mr. Smith zum Bootshaus mit hinunter. Die Tür war nur angelehnt. Ich leuchtete mit der Taschenlampe. Der Holzsteg war trocken und sauber.
    Sie lehnte sich an mich, und ich spürte, wie sie erschauerte.
    „Wir hätten’s doch nicht tun sollen“, flüsterte sie, „es ist gräßlich, daran zu denken.“
    „Und was wollten Sie hier eigentlich? Hielten Sie das für den geeigneten Ort zu einem ernsthaften Gespräch?“
    Ich machte das Licht aus. Sie hatte recht gehabt; der Mond ging gerade auf.
    „Das große Boot ist noch beschlagnahmt“, sagte sie, „ich hatte mir gedacht, wir würden das kleine nehmen und hinausfahren.“
    Ich hatte meine Jacke über der linken Schulter hängen und spürte ihre Schulter an meiner Brust.
    „Sie haben ein tolles Parfüm“, sagte ich.
    „Mögen Sie es?“
    „Darauf kommt’s wohl nicht an. Aber es riecht gut. Also los, — fahren wir. Ist Sprit drin?“
    „Ich denke schon. Wenn Sie mir die Lampe geben, können Sie es flott machen.“
    Ich gab ihr die Lampe und machte die Tankverschraubung auf. Es war genügend Benzin darin, um nach Catalina und zurück zu kommen. Ich löste die Taue, und Andrea sprang zu mir ins Boot. Es schwankte ein wenig, und sie hielt sich an mir fest. Ich stieß ab und warf den Motor an. Er kam sofort, und das Boot schoß vorn hoch aus dem Wasser, in die Bucht hinaus.
    „Sie müssen ganz scharf links halten“, rief sie mir zu, „sonst kommen wir auf die Klippen. Und die Lichter müssen Sie anmachen.“
    Sie knipste sie selber an. Ich gab der Maschine, was sie haben wollte, und das Ding jagte mit gut vierzig Meilen übers Wasser. Als wir aus der Bucht herauskamen, hob und senkte sich das Boot in der lang anrollenden Dünung.
    Wir hockten nebeneinander und ich schaute sie an. Ihr kurzes Haar flog im Wind, und ihre Bluse flatterte, eng an ihre Brust gepreßt.
    „Was wollten Sie mir sagen?“ schrie ich ihr zu.
    Sie deutete nach Nordwest, und ich legte das Boot auf Kurs quer über die Santa Monica Bay. Weit vor uns, etwa fünfundzwanzig Meilen entfernt, blitzte das

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