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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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er wischte sich über die Stirn.
    „Das ist aber doch unmöglich“, sagte er, und seine Augen waren ratlos auf mich gerichtet, „das ist doch ganz unmöglich! Gut, — ja, — ich war in vielen Dingen anderer Meinung als Collins, es drehte sich dabei um rein wissenschaftliche Fragen; aber — nein; so etwas könnte ich — niemals tun.“
    „Wer außer ihnen wußte, daß Sie hier eine Pistole hatten?“
    Er überlegte eine Weile, dann sagte er:
    „Ich vermute, eine ganze Menge Leute. Ich machte ja nie ein Geheimnis daraus. Ich habe auch einen ordnungsgemäßen Waffenschein, obwohl ich die Pistole niemals bei mir trug. Aber wir haben hin und wieder unten am See damit geschossen.“
    „Wer hat es gewußt, Doktor?“
    „Ja, — ich glaube, die ganze Familie, bis auf meine Mutter, sie hat sich für so etwas nicht interessiert. Aber Onkel Richard wußte es bestimmt, Bill auch und — ja, und vor allem Davis. Davis lieh sie sich gelegentlich aus.“
    „Davis? Das ist Ihr jüngster Bruder?“
    „Ja.“
    „Könnten Sie sich denken, daß er einen Grund hatte, Collins umzubringen?“
    „Nein“, sagte er rasch und entschieden, „das kann ich mir keinesfalls denken. Davis ist zwar ein leichtsinniger Kerl, aber — nein, auf keinen Fall. Er hatte mit Collins praktisch überhaupt nichts zu tun.“
    „Und wie steht’s mit Miß Forjeon?“ fragte ich möglichst harmlos, „sie arbeitete doch auch hier, nicht wahr?“
    Eine rote Welle schoß in sein schmales, zerfurchtes Gesicht. In seinen Augen stand plötzlich nackte Angst.
    „Nein“, sagte er und gab sich Mühe, ruhig zu bleiben, „ich wüßte nicht, weshalb sie auf Collins hätte schießen sollen.“
    „Mir wurde gesagt, Doktor, daß Collins sie heiraten wollte. In seinem Zimmer steht ein Bild von ihr.“
    Er senkte den Kopf und spielte nervös mit einem silbernen Kugelschreiber.
    „Ja“, sagte er endlich, „Collins liebte sie und wollte sie heiraten. Aber sie — sie wollte ihn nicht heiraten.“
    „Na schön“, sagte ich, „aber das dürfte doch noch kein Grund für sie gewesen sein, ihn zu erschießen. Oder war sie vielleicht doch eifersüchtig? Betrog er sie?“
    Er stieß den Stuhl zurück und sprang auf. Er ging hinter seinem Schreibtisch auf und ab.
    „Das ist ja widerlich!“ schrie er mich plötzlich an, „ekelhaft, wie Sie in allem rumwühlen! Collins machte sich überhaupt nichts aus Frauen, nur Arlene, die wollte er haben. Die liebte er auch. Collins war ein anständiger Kerl!“
    Ich folgte ihm eine Weile schweigend mit den Augen. Er wurde zusehends aufgeregter.
    „So sagen Sie doch was!“ brüllte er mich an, „reden Sie doch, Sie — Sie Schnüffler!“
    Ich blieb ganz ruhig; er war jetzt da, wo ich ihn haben wollte.
    „Warum sagen Sie es mir nicht lieber selber, Doktor, bevor ich es doch herausfinde. Ich meine, daß zwischen Ihnen und Arlene...“
    Ich ließ den Satz in der Luft hängen. Dardington hatte sich wieder auf den Stuhl sinken lassen. Er schien jetzt völlig gebrochen.
    „Ja“, sagte er leise und starrte dabei vor sich auf den Tisch, „ja, Sie haben recht.“
    „Und Collins wußte nichts davon?“
    Er schüttelte gequält den Kopf.
    „Nein, er wußte es nicht. Es war meine größte Sorge, wie ich es ihm beibringen sollte. Es kam ganz langsam, wissen Sie. Und dann wußte ich es auf einmal. Arlene und ich trafen uns so heimlich, daß er es unmöglich herausbringen konnte, aber wir wollten es ihm nächstens sagen. Es war uns klar, daß das ein unerträgliches Arbeiten hier ergeben mußte, aber wir wollten trotzdem reinen Tisch machen.“
    Er rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Es waren gut geformte, nervige Hände mit den typischen kurzen Fingernägeln des Arztes.
    Allmählich beruhigte er sich. Als er mich wieder anblickte, zuckte sogar ein kleines Lächeln um seine schmalen Lippen.
    „Nun werden Sie erst recht glauben, Marlon, ich hätte ihn getötet. Aber ich schwöre es Ihnen: ich habe es nicht getan. Und es kann jetzt kommen, was will, ich werde Arlene Forjeon heiraten.“
    Man hat so seine Erfahrungen, — aber man wird auch mißtrauisch in meinem Beruf. Ich hätte gern meine Hand, für ihn ins Feuer gelegt, obwohl er mir noch immer nicht sonderlich sympathisch war; aber ich dachte an McGowan, der immer gesagt hatte: wahr ist nur, was dreimal einwandfrei bewiesen werden kann.
    Nun schüttelte ich langsam den Kopf und sagte:
    „Nein, Doktor Dardington, Sie können Arlene Forjeon nicht heiraten. Sie ist

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