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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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tot.“
    Er schien zuerst gar nicht zu begreifen, was ich gesagt hatte, aber dann schlug es bei ihm ein. Er preßte den Kopf auf seine geballten Fäuste, die auf dem Tisch lagen. Ich hörte ihn schwer atmen. Ohne seine Stellung zu verändern, fragte er:
    „Sie ist also auch tot? — Wirklich?“
    „Ja.“
    „Arlene“, sagte er leise, und dann hob er den Kopf.
    „Nun ist mir alles klar“, sagte er, „nun weiß ich alles. Sie hat Collins getötet, um mir den Weg frei zu machen, und dann hat sie sich selber — Marlon! Wie hat sie es getan?“
    „Vergiftet, mit Zyankali.“
    Er nickte und schlug das Laborbuch auf. Er zeigte auf die Eintragung, die ich auch schon entdeckt hatte, und sagte:
    „Ich hätte es wissen müssen, Marlon! Collins konnte es nicht ahnen; aber ich hätte das wissen müssen!“
    Ich hielt es für an der Zeit, ihn wieder zur Vernunft zu bringen.
    „Gar nichts konnten Sie wissen, Doktor. Was Sie sich da zusammenkonstruiert haben, klingt zwar recht interessant, stimmt aber leider nicht. Arlene Forjeon hat sich genauso wenig selbst umgebracht, wie Collins. Beide sind kaltblütig und raffiniert ermordet worden. Der Mörder muß beide gut gekannt haben, sehr gut sogar. So gut, daß Collins nichts gegen ihn unternahm, sondern sich von ihm hinterrücks erschießen ließ, und so gut, daß Arlene mit ihm Kaffee getrunken hat. Ihr Kaffee war vergiftet. Wollen Sie mir nun helfen, den Mörder zu finden, Doktor Dardington?“
    „Ja. Weiß Gott ja, das will ich.“
    „Dann lassen wir’s zunächst bei Manning, verstehen Sie. Und geben Sie sich Mühe, damit niemand Ihnen etwas anmerkt. Außer Ihnen weiß noch keiner, daß Arlene tot ist, — vergessen Sie das nicht, Doktor! Es hängt jetzt viel, sehr viel, vielleicht sogar alles von Ihnen ab, ob wir den Mörder fassen oder nicht.“
    „Ich weiß“, sagte er und erhob sich mühsam. „Würde es Ihnen recht sein, mich jetzt allein zu lassen?“
    „Natürlich. Eine Frage noch: Wie war das Verhältnis zwischen Ihrer Schwester und Collins?“
    „Andy? Wie soll ich Ihnen das erklären? Wir waren hier, wenigstens nach außen hin, wie eine große Familie. Jeder kennt jeden und — tja, also Andy machte sich bestimmt nichts aus Collins. Warum fragen Sie?“
    „Oh, — nur so. Und Andy und Arlene?“
    „Eine lauwarme Freundschaft.“
    „Danke, das reicht für heute. Auf Wiedersehen, Doktor!“
    Er gab mir keine Antwort.

9

    Während ich mich durch die Hibiskusbüsche schlängelte, dachte ich darüber nach, ob das, was ich getan hatte, richtig war. Ich kam zu der Überzeugung, daß es richtig war.
    Wenn nämlich Stephen nichts mit den Morden zu tun hatte, so war es in seinem eigenen Interesse, mir zu helfen und sich durch die Entdeckung des Mörders von jeglichem Verdacht zu befreien. War er jedoch der Täter, dann würde er wissen, daß er nun nochmals handeln mußte; in diesem Fall konnte es natürlich sein, daß mich einige Überraschungen erwarteten. Und bei den vielen Möglichkeiten, die er nun hatte, mich ebenfalls aus dem Wege zu räumen, würde er nicht lange zögern, eine davon anzuwenden. Ich hätte, an diesem wunderschönen, duftenden Abend, keine Lebensversicherung mit mir selber abgeschlossen.
    Die Haustür war unverschlossen, und als ich in meinem Zimmer Licht machte, lächelte mir Andrea unbefangen zu. Sie kauerte mit hochgezogenen Beinen in einem alten Ohrenbackenstuhl.
    „Guten Abend, Mr. Manning!“ sagte sie, „hoffentlich sind Sie mir nicht böse, daß ich hier eingedrungen bin. Aber ich konnte ja nicht wie eine verliebte Katze da unten auf- und abschleichen und auf Sie warten.“
    Wir gaben uns die Hand wie alte Verbündete. Sie hatte eine schmale, aber kräftige Hand und als ich diese Hand in meiner hielt, merkte ich erst, wie heiß meine eigene Hand war.
    „Nehmen Sie Ihre Badehose mit!“ sagte sie. „Wir fahren an den Strand hinunter. In einer halben Stunde kommt der Mond.“
    „Ach so“, sagte ich, „darauf läuft das Ganze hinaus. Und ich dachte, Sie hätten mir etwas Wichtiges zu sagen.“
    Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. Etwas wie Furcht schillerte in ihren hellen Augen. Sie stand auf und machte eine Handbewegung zum Fenster hin.
    „Aber nicht hier, Mr. Manning, — man sieht und hört hier alles. Ihr Wagen steht noch vor unserem Haus. Ich gehe jetzt hinaus, und Sie kommen mit Ihrem Wagen in fünf Minuten nach. Vom Tor aus nach links. Ich warte dort auf Sie.“
    „Das machen Sie aber verdammt

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