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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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sollten Sie mal einem guten Privatdetektiv den Auftrag —“
    Sein schallendes Gelächter unterbrach mich.
    „Aber Manning!“ rief er, „das sagen Sie doch nicht im Ernst? Sie sind doch ein ganz vernünftiger Kerl mit guten Ansichten. Ein Privatdetektiv! Diese Burschen leisten doch nur in Romanen was, und in Wirklichkeit sind sie traurige Eckensteher, die rumschnüffeln, ob ein Mann seine Frau betrügt, oder ob eine Frau zufällig mal ihren Mann mit einem andern verwechselt hat. Übrigens — haben Sie schon mal einen gesehen?“
    „Hin und wieder, Bill, gelegentlich. Sie haben ganz recht: es sind dumme, kleine Hanswurste, die sich mühsam um ein paar Dollar abrackern, statt es so zu machen wie ich: einem reichen Mädel nachzulaufen, ihm den Kopf zu verdrehen und zu versuchen, mit der einzigen Fähigkeit, die der liebe Gott ziemlich gerecht auf alle Männer verteilt hat, ein paar Milliönchen zu verdienen. Übrigens finde ich, daß Sie ganz leicht hätten Collins erschießen können, stimmt’s nicht?“
    „Natürlich“, nickte er, „und ich war oft genug nahe dran. Dieser Kaninchenstall kostet uns rund sechshundert Mille pro Jahr. Na schön, solange mein Alter seinen Spaß dran hatte, da war’s mir egal. Aber jetzt würde es doch langsam Zeit, mit diesem Luxus endlich Schluß zu machen.“
    Wir zündeten uns jeder eine von meinen Chesterfields an.
    „Ihr Bruder Stephen ist wohl anderer Ansicht?“
    „Ach der! Hält sich für einen Wissenschaftler. Dabei hat der Alte genau gewußt, warum er Collins zum Chef machte.“
    „Wieso? Kann er nichts?“
    „Er wird schon was können, nehme ich an. Aber wenn’s nach ihm ginge, müßten wir alle ausziehen, um den Viechern Platz zu machen.“
    „Vielleicht hat er Collins umgelegt?“
    Er schaute mich verblüfft an.
    „Herrgott noch mal, daran hab’ ich noch gar nicht gedacht. Aber nein, — das ist ausgeschlossen. Auf diese gute Idee wäre Stephen niemals gekommen. Außerdem hätte er sich da ins eigene Fleisch geschnitten, weil er dann gegen Davis und mich keine Mehrheit mehr gehabt hätte.“ Er stutzte. „Hat er jetzt übrigens auch nicht mehr“, fuhr er dann befriedigt fort, „ich muß den Notar wieder mobil machen. Jetzt sind Davis und ich gegen ihn, und dann ist Schluß mit diesen Biestern.“
    „Hm“, machte ich, „und wer hat’s, Ihrer Ansicht nach, getan?“
    „Was?“
    „Collins umgelegt?“
    „Ach so, — was haben Sie nur immer mit Collins? Kannten Sie ihn denn?“
    „Wir waren befreundet. Hat Ihnen das Andrea nicht erzählt?“
    „Möglich. Ich höre nie so genau zu, wenn sie mir was von Männern erzählt. So, Sie waren sein Freund. So sehen Sie gar nicht aus. Na, dann also nichts für ungut.“
    Wir hatten im Schatten gesessen, und Bill stand nun auf. Ich erhob mich ebenfalls und klopfte ihm wieder auf die Schulter.
    „Ganz nett haben Sie das gemacht, Bill, ganz nett haben Sie den harmlosen Wilden gespielt. Aber ich bin schon zu lange in dieser Branche und hab’s Ihnen nicht abgekauft. Bis zum Lunch, Bill!“
    Ich ließ ihn stehen und ging, ohne mich noch einmal nach ihm umzuschauen, in Richtung der Kaninchenställe davon.
    Ich machte einen großen Bogen und kehrte zum Weiher zurück. Da stand der alte Onkel Richard und redete eifrig auf Bill Dardington ein. Sie teilten sich in den Rest der Flasche Bourbon.

11

    Ich ging an den niedrigen, weiß gekalkten Laborgebäuden entlang und spielte eine Weile mit zwei silbergrauen Kaninchen, die besonders zutraulich waren. Dann ging ich langsam weiter bis zu den offenen Fenstern.
    Stephen saß an seinem Schreibtisch und blickte auf, als ich mich mit den Armen aufs Fensterbrett lehnte.
    Wir wünschten uns gegenseitig einen guten Morgen, und dann fragte er mich, ob ich schon weitergekommen sei.
    „Ein wenig“, sagte ich, „ich habe das Testament Ihres Vaters studiert.“
    Er zog nur die Augenbrauen ein wenig hoch, sagte aber nichts.
    „Warum“, fragte ich, „hat Ihnen Ihr Vater den Collins vor die Nase gesetzt?“
    Er nahm seine Brille ab und fing an, daran herumzuputzen.
    „Ich hatte große Pläne“, sagte er endlich, „ich wollte meine Alkoholversuche nicht nur auf Kaninchen beschränken. Ich wollte eine Heilanstalt für Trinker bauen, hier, auf unserem Gelände. Ich wollte unsere Versuche sozusagen in die Praxis umsetzen. Das hätte natürlich eine Menge Geld gekostet; aber wir haben ja mehr als gut ist.“
    „Und Ihr Vater war gegen diesen Plan?“
    „Ja. Er war ein

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