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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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enttäuscht, und jeder Kerl, der nicht in der Lage ist, ihr den Hintern zu verhauen oder ihr die Gurgel eine Zeitlang zuzudrücken, wird für sie eine Enttäuschung sein.“
    „Ich müßte es mal versuchen.“
    Er musterte mich wieder.
    „Blöd aussehen tun Sie nicht“, sagte er, „aber ob’s da reicht?“ Er zeigte auf seinen Oberarm, der den Umfang eines Ofenrohres hatte.
    „Vielleicht versuchen wir’s mal?“ fragte ich bescheiden.
    Seine Augen leuchteten auf, und er leckte sich die Lippen.
    „Im Ernst?“
    „Wenn’s Ihnen Spaß macht, — auch im Ernst.“
    Mit einem Gesicht, als ob es ihm leid täte, ein hilfloses Kind verprügeln zu müssen, kam er hinter mir ans Ufer und warf seinen Sombrero fort.
    „Also los!“ rief er.
    Seine Linke kam so schnell auf meinen Magen, daß alles bitter schmeckte, und gleich darauf schmeckte ich süß. Das war seine Rechte auf meiner Lippe gewesen.
    Aber dann wußte ich, woran ich war, und als er wieder mit seiner Rechten kam, duckte ich mich, und er bekam meine Rechte auf seinen Hals. Ehe er das noch genau registriert hatte, saß meine Linke an seinem Kinn, aber nicht mit der Wucht, die ich gern dringehabt hätte. Ich hätte genauso gut einer Lokomotive auf den Kessel hauen können, um sie aufzuhalten. Aber dann fand ich doch noch eine Lücke und konnte landen. Eine Weile ging das so hin und her, und dann dauerte es mir zu lange, und ich hatte keine Lust mehr, aus mir Beefsteak Tartar machen zu lassen. Ich schnappte mir seinen Arm, drehte ihn um und schlug ihm mit der Handkante auf die Schlagader. Er ging sanft zu Boden und blieb dort ein Weilchen. Ich goß ihm das Wasser aus seiner Fischbüchse über den Kopf, und dann tranken wir zusammen den Rest Whisky aus. Das alles geschah völlig schweigend. Dann aber sagte er:
    „Verdammt noch mal, Sie können sie haben, sobald Sie wollen.“
    Ich sagte ihm, er sei der netteste Bruder, den ich jemals kennengelernt hätte, und ich wollte nur ihn als Schwager. Wie hoch denn die Mitgift sei?
    Er nickte mir anerkennend zu.
    „Endlich mal einer“, sagte er, „der offen und ehrlich sagt, was er denkt. Ich kann diese Affen nicht ausstehen, die immer nur von Liebe quatschen und dann zum Augenarzt müssen, weil sie sich einen Augenkrampf nach Andys Geld angeschielt haben. Jetzt hat sie ungefähr hundert Mille im Jahr zu verpulvern, aber wenn sie heiratet, bekommt sie nur eine halbe Million. Wenn sie schlau wäre, würde sie niemals heiraten. War auch so eine Marotte von meinem Alten. — Gott hab’ ihn selig!“
    „Sie mochten ihn nicht?“
    „Außer Collins mochte ihn kein Mensch“, sagte er lachend, „sowas kommt in den besten Familien vor. Und Collins mochte ihn wahrscheinlich auch nur, weil er nicht schlecht dran verdiente.“
    „Warum mochten Sie ihn nicht? Er ist doch ein berühmter Wissenschaftler gewesen?“
    „Zumindest hat er sich dafür gehalten. Aber es hat ihn auch eine Stange Geld gekostet, diese Meinung in der Öffentlichkeit zu finanzieren. Was nützt das schon der Menschheit, wenn einer Tausende von Kaninchen besoffen macht, um zu beweisen, daß Alkohol eine ganze Nation zerstören kann? Kennen Sie ein Volk in der Weltgeschichte, das wegen Alkohol ausgestorben ist? Ich nicht, aber es wäre vermutlich ein wundervoller Tod.“
    Ich nickte. „Vielleicht“, sagte ich, „sind wir Amerikaner die ersten, denen dieses Experiment gelingt. Und ansonsten — womit vertreiben Sie sich die Zeit?“
    „Ich hocke bei Onkel George draußen in Burbank in den Dardington=Flugzeugwerken. Ich hab’ da ein feines Büro mit Klimaanlage und bekomme dafür, daß ich meinen Whisky dort statt woanders trinke, einen Haufen Geld. Und Sie schreiben Bücher, sagte Andy?“
    „Gelegentlich. Meistens vertreibe ich mir die Zeit damit, meine Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken. Zum Beispiel interessiere ich mich jetzt im Augenblick dafür, warum Sie sich hier so ein windiges Bürschchen von Chauffeur halten?“
    Sein Lachen klang, wie wenn Kohlen durch den Kellerschacht rasseln.
    „Weil er zuviel weiß, der Lump. Irgendwo hat jeder Bär eine Laus im Pelz, an einer Stelle, wo er sich nicht kratzen kann. Wenn wir ihn rausschmeißen, bekäme Davis vielleicht Schwierigkeiten, und das können wir uns nicht leisten. Außerdem fährt er prima.“
    „Und warum machen Sie den Burschen nicht unschädlich?“
    „Wie denn? Ich kann ihm doch nicht den Schädel einschlagen?“
    „Vielleicht ließe sich etwas finden. Vielleicht

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