Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
einem Hotel, mit einem weichen, roten Plüschläufer bedeckt, und vom Korridor aus führten eine Menge Türen in die Zimmer, ebenfalls wie in einem Hotel.
    Andy öffnete eine davon.
    „Das ist mein Zimmer. Gefällt es Ihnen?“
    Es hatte zwei große Fenster zum Vorplatz hinaus; die Morgensonne kam herein und zeichnete sich leuchtend auf dem weißen, dicken Schafwollteppich ab. Die Wände waren in einem zarten Lindgrün tapeziert. An der linken Seite stand eine Couch, mit weißem Lammfell bezogen und nicht viel kleiner als ein Tennisplatz. Vor der Couch stand ein niedriger Tisch mit einer dunkelgrünen Glasplatte, und zwei Sessel, ebenfalls weißes Lammfell, vervollständigten das Ganze.
    „Ein ganz nettes Zimmerchen“, sagte ich, „und wo geht’s da hin?“ Ich deutete auf die Tür in der rechten Wand.
    „Zum Schlafzimmer. Wollen Sie es auch sehen?“
    „Warum nicht? Ich habe für Schlafzimmer viel übrig.“
    „Sie sind ekelhaft“, sagte sie, lachte aber.
    Mein Gott, es war wirklich ein Schlafzimmer, wo man müde wurde, wenn man nur hineinschaute.
    „Finden Sie sich denn in diesem Bett ohne Kompaß zurecht?“ fragte ich.
    „Bis jetzt ja“, lachte sie.
    Ich nahm sie in die Arme, küßte sie und fragte:
    „Wann wollen wir eigentlich heiraten, Miß Dardington?“
    Sie machte sich los und schaute mich an.
    „Im Ernst?“ fragte sie.
    „Ihr Bruder Bill hat mir diesen Tip gegeben.“
    „Ach so, Bill.“
    „Ja, Bill. Er hat ein paar handfeste Gründe, Collins umzubringen.“
    Sie war sichtlich verärgert. „Ach Sie!“ rief sie aus, „denken Sie denn an gar nichts anderes! Können Sie denn das nicht einmal für kurze Zeit vergessen?“
    Ich nahm ihre Hand und zog Andy aus dem Schlafzimmer.
    „Verzeihung, Andy, ich wollte Sie nicht verletzen. Aber schließlich bin ich ja nicht zu meinem Privatvergnügen hier.“
    „Ich weiß“, nickte sie, und dann preßte sie sich an mich.
    „Chess! Ich möchte fort von hier. Ich habe Angst, hier zu bleiben. Gehen wir irgendwohin, weit weg. Nehmen Sie mich fort von hier!“
    „Gern, Andy“, sagte ich und streichelte ihr übers Haar, „sehr gern. Aber erst muß ich den Mörder gefunden haben.“
    „Wozu denn?“ rief sie heftig, „das ist doch Sache der Polizei. Sollen die ihn doch suchen! Was geht mich dieser Collins an, und was Arlene? Vielleicht war sie’s doch? Ach Chess, laß uns fortgehen!“
    „Das ist so, Kindchen“, sagte ich, „Collins hat mir einen Auftrag gegeben. Ich habe ihn angenommen und...“
    „Aber er ist doch tot!“
    „Das macht nichts. Auftrag ist Auftrag. Ich kann nicht einfach davonlaufen.“
    Sie seufzte. „Ihr Männer seid alle gleich. Jeder von euch hat immer irgend etwas, was er unbedingt tun muß.“
    „Ja“, sagte ich, „das ist sehr traurig. Ich, zum Beispiel, muß jetzt nach Gardena fahren. Wann ist der Lunch?“
    Ihre Augen funkelten mich an.
    „Sie sind wirklich das größte Ekel, das mir jemals begegnet ist!“
    „Das will vermutlich allerhand heißen?“
    „Und ob. Wozu müssen Sie denn ausgerechnet jetzt nach Gardena?“
    „Raten Sie mal.“
    „Zu Julia Miles?“
    „Ganz richtig, zu Julia Miles.“
    Sie nagte an der Unterlippe und schaute mich ziemlich ratlos an. „Aber was wollen Sie denn bei der?“
    „Ich weiß es noch nicht, aber sie gehört irgendwie dazu, — finden Sie nicht?“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie ist — sie sagt ja oder nein, sie soll sehr tüchtig sein, und sie ist schrecklich langweilig. Ich habe mir schon überlegt, ob sie überhaupt eine Frau ist. Was wollen Sie von ihr?“
    „Nichts Besonderes. Nur mal so mit ihr reden.“
    „Und das ist so wichtig, daß Sie dazu ausgerechnet jetzt hinfahren müssen?“
    „Mir kommt’s so vor.“
    Sie ging wortlos zur Tür. Ich folgte ihr. Sie ging nach rechts zur nächsten Tür:
    „Das ist Ihr Zimmer. Eduard wird für alles sorgen, was Sie brauchen. Ich muß mich jetzt um die Küche kümmern.“
    „Gut“, sagte ich, „und um den Wein, damit er nicht zu kalt serviert wird.“
    Du lieber Gott, wenn man auch erst dreiunddreißig ist, so hat man doch schon einiges hinter sich. Meine Methode mit Andy war goldrichtig. Sie war eine von der Sorte, der man alles zeigen kann, nur nicht, daß man sie liebt: das wird ihnen dann sofort langweilig. Bill hatte völlig recht: man mußte ihr ab und zu einen Klaps geben. Ich hatte mir vorgenommen, alles zu tun, um ihr nicht so bald langweilig zu werden.

12

    Es war kurz nach zehn Uhr, als ich um

Weitere Kostenlose Bücher