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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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den Engel herumfuhr und Santa Marguerita verließ. Da ich reichlich Zeit hatte, fuhr ich nicht die steile Straße zum Strand hinunter, sondern ließ meinen Packard gemächlich den kurvigen Paseo Lunado zur Ortschaft hinuntergleiten.
    Schon fünf Minuten später entdeckte ich den hellgrauen Pontiac, der vorsichtig hinter mir herkam. Ich lenkte meinen Wagen in eine Tankstelle und beobachtete die Straße, während der Tank vollgefüllt wurde. Der Pontiac tauchte nicht auf. Dann fuhr ich den südlichen Palos Verdes Drive entlang und entdeckte meinen Verfolger wieder. Ich wechselte das Tempo, fuhr langsam, fuhr schnell: er blieb im gleichen Abstand hinter mir.
    Nach einer Rechtskurve, kurz vor der Stelle, wo die Pacific Avenue abzweigte, bremste ich scharf und fuhr den Wagen rückwärts, zwischen verwilderten Orangenbäumen durch, von der Straße.
    Der hellgraue Pontiac schoß vorbei. Ich sah dunkle Haare, eine große Sonnenbrille und einen hellgelben Pullover. Da es mich sehr interessierte, weshalb Andy mir nachfuhr, drehte ich den Spieß jetzt um und brauste eine Weile hinter ihr her. Ungefähr anderthalb Meilen vor San Pedro drückte ich aufs Gas, um sie einzuholen. Sie tat das gleiche, und wir lieferten uns ein kleines Rennen, das ich schließlich gewann, weil mein Packard schneller war. Ich überholte sie und drückte sie dabei auf die rechte Seite. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle sie es tatsächlich auf einen Zusammenstoß ankommen lassen, aber dann gab sie sich geschlagen. Ich hielt dicht vor ihr.
    Es war gar nicht Andy. Es war ein junger Bursche von der gleichen Fakultät wie Manuel, der Chauffeur. Er hatte langes, schwarzes Haar, rasierte Augenbrauen und mädchenhafte Lippen.
    Ich lehnte mich an die Wagentür.
    „Na, Bubi, — was soll denn das?“
    „Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Lassen Sie mich sofort weiterfahren!“
    Ich nahm ihm mit einer raschen Bewegung die Sonnenbrille ab.
    „So“, sagte ich, „das weißt du nicht? Wie kommst du zu dem Wagen? Der gehört doch den Dardingtons — oder nicht?“
    „Wenn schon. Ich sollte in San Pedro was erledigen. Lassen Sie mich jetzt bitte weiterfahren!“
    „Ich denke gar nicht daran. Schon lange wollte ich mich mal mit so einem Bürschchen unterhalten, wie du eines bist. Los, klettere mal raus da!“
    Er starrte mich mit einer Mischung aus Haß und Angst an. Ich packte ihn im Genick und zog ihn einfach heraus. Er trat nach meinem Schienbein, und da klopfte ich ihm etwas unsanft in den Magen. Er wurde blaß und machte sofort schlapp.
    Ich zeigte auf die Felsen, die rechts zum Meer hinuntergingen und sagte: „Komm mal ein bißchen mit dorthin, da können wir ungestört plaudern.“
    Er hielt sich am Wagen fest, aber ich bog ihm die Finger auf und nahm ihn mit.
    „Ich weiß aber wirklich nichts“, versicherte er mit leicht zitternder Stimme, „ganz bestimmt, — ich weiß nichts. Manuel sagte mir nur, ich solle hinter Ihnen herfahren und ihn dann anrufen und ihm sagen, wohin Sie gefahren sind.“
    Ich schob ihn noch ein Stück vor mir her, bis man uns von der Straße aus nicht mehr sehen konnte.
    „Bubi“, sagte ich, „wenn du mir nicht haarklein erzählst, was da droben gespielt wird, dann ist’s aus mit deiner hübschen Visage.“
    „Das dürfen Sie nicht tun“, sagte er. „Das dürfen Sie nicht! Ich könnte Sie dann anzeigen, und...“
    „Was darf ich nicht? Ich darf dich windelweich prügeln, wenn’s mir Spaß macht; du weißt ganz genau, daß du dich hüten wirst, mich anzuzeigen. Also bitte, was hat Manuel mit der ganzen Geschichte zu tun?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Ich schlug ihm mitten ins Gesicht. Seine kleine Nase fing an zu bluten.
    „Hoffentlich wird’s jetzt bald“, sagte ich, „es widert mich verdammt an, zimperliche kleine Bübchen zu verprügeln.“
    „Es — ist wegen des Morphiums“, sagte er.
    „Was für Morphium?“
    „Manuel und Davis machen das, — mehr weiß ich davon nicht.“
    „Morphium? Aus dem Labor?“
    Er nickte.
    „Manuel sagte, Sie wären engagiert, um das herauszufinden.“
    „Aha! Ihr habt also gewußt, wer ich bin?“
    „Ja. Manuel hat’s an der Nummer Ihres Wagens gemerkt. Er hat sich sofort erkundigt.“
    „So so! Und Collins ist euch auf die Schliche gekommen, wie? Und da seid ihr hinter ihm hergewesen; und als es nicht mehr anders ging, habt ihr ihn umgelegt?“
    „Nein!“ rief er ängstlich, „das hat mit Collins nichts zu tun.“
    „Na gut, das werden wir ja

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