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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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erschossen?“
    In seinen Augen blitzte es auf.
    „Manuel“, sagte er.
    Ich nickte und sagte: „Das dachte ich mir auch. Aber für Sie ist das schlecht, Davis, — Sie wußten es doch.“
    „Nein“, sagte er energisch, „davon hatte ich keine Ahnung. Erst jetzt wird mir das klar.“
    „Faul“, sagte ich, „sehr faul, Davis. Das kauft Ihnen der dümmste Polizist nicht ab. Die Sache ist beim FBI in guten Händen, es sind dort keine dummen Polizisten.“
    „Ich wußte es aber wirklich nicht“, meinte er und sah nun aus wie ein trotziger Schulbube, der bereit war, eine Strafe auf sich zu nehmen.
    „Sie vermuten es also nur?“
    „Natürlich. Aber wer sonst könnte es gewesen sein? Ich meine, wenn er mich umbringen wollte, wird er auch Collins erschossen haben. Collins war der einzige, der merken konnte, daß Morphium fehlte.“
    „Oder Stephen?“
    „Nein, Stephen kümmert sich niemals um so etwas.“
    „Und Miß Forjeon?“
    „Tja, — die könnte es auch gemerkt haben.“
    „Dann hat Manuel ganze Arbeit geleistet. Arlene Forjeon ist auch tot.“

13

    Kurz vor ein Uhr lieferte ich Manuel auf der Polizeiwache in San Pedro ab. Ich machte meine Aussage, beschuldigte ihn des Mordes an Lynn Collins, Arlene Forjeon und des Mordversuchs an Davis Dardington.
    Und dann rief ich Dug Craig an. Ich bekam seine Privatnummer und störte ihn gerade beim Lunch. Als ich ihm alles erklärt hatte, sagte er: „Sie könnten mal heute nachmitag bei mir vorbeischauen, sagen wir ab fünf Uhr. Ich habe auch was für Sie.“
    „Hängt’s mit den Dardingtons zusammen?“
    „Ja.“
    „Diese Familie fängt an, mir zum Halse herauszuhängen. Ich werde jetzt mit Ihnen lunchen. Ist das, was Sie herausgefunden haben, wichtig?“
    „Ja, aber nicht so, daß Sie es gleich wissen müßten. Sind Sie ansonsten überzeugt, daß Manuel der Täter ist?“
    „Er könnte es sein. Es würde alles ganz gut stimmen. Sogar den Trick mit den Ohrklips traue ich ihm zu.“
    „Meinen Sie nicht“, fragte er, „daß es ein bißchen viel Morde sind, für einen kleinen Morphiumdiebstahl?“
    „Das und — das andere? Warum nicht?“
    „Na schön. Aber auch wir haben nicht geschlafen, Marlon, und ich glaube, daß Sie noch nicht fertig sind in Santa Marguerita.“
    „Herrgott, tun Sie doch nicht so geheimnisvoll, Craig! Was wissen Sie denn noch?“
    Er lachte nur leise und sagte:
    „Sie werden’s aushalten müssen. Also bis später!“
    Er hängte ein, und ich ärgerte mich. Ich hatte das Gefühl, als würde ich von allen Seiten an der Nase herumgeführt.
    Als ich, kurz nach halb zwei, in Santa Marguerita ankam, stand der kleine Healy von Davis vor den Garagen. Ich sah niemanden und fuhr zum Bürohaus, wo ich Mr. Smith der Obhut von Mrs. Arillaga anvertraute, die mir versprach, sich um einen Lunch für ihn zu kümmern. Dann zog ich mich um und ging voller Erwartungen ins Herrenhaus hinüber. Diesmal stand der Cadillac von Mrs. Dardington auf dem Vorplatz, und daneben ein schwarzer Oldsmobile. Offenbar war sie nicht nur in der Kirche gewesen.
    Meine Erwartungen wurden keineswegs enttäuscht. Es war einer der bemerkenswertesten Lunchs, an denen ich jemals teilgenommen hatte.
    Andy empfing mich schon in der Halle.
    „Nun“, flüsterte sie mir zu, „haben Sie bei Julia Miles etwas herausgebracht?“
    „Nein“, sagte ich, „ich war gar nicht bei ihr. Aber ich habe ein paar Knallfrösche in der Tasche, die möchte ich bei Tisch loslassen. Sie werden Ihren Spaß haben.“
    Sie schaute mich zweifelnd an.
    „Was denn?“
    Ich machte es mit ihr, wie Craig mit mir.
    „Abwarten. Es wird sehr lustig werden.“
    „Wissen Sie, wer — wer der Mörder ist?“
    „Ja.“
    „Aber — aber ist das nicht — oh, Chess, — ich habe Angst.“
    „Kein Grund“, sagte ich, legte meinen Arm um ihre Schultern und zog sie ein wenig an mich, „überhaupt kein Grund zur Angst. Ich habe ihn schon auf der Polizei abgeliefert.“
    Ihre Augen wurden ganz groß und rund, und dann lachte sie.
    „Gott sei Dank, Chess! Und ich dachte schon, Sie würden — Sie würden sowas Dramatisches veranstalten, wie man es immer im Kino sieht: so eine Versammlung, und dann klärt der Detektiv alles auf, und zum Schluß hält er dem Mörder die Pistole vor die Nase. Wer war’s also? Wohl doch niemand von uns!“
    Es klang geradezu befreit.
    „Sie hätten es also doch einem von der Familie zugetraut?“
    „Eigentlich nicht. Aber was weiß man denn schon?“
    Sie führte mich

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