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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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sehen. Wer hat das Morphium geklaut, Davis oder Manuel?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Nicht lügen, Bubi! Wer hat’s geklaut?“
    In seine Augen kam plötzlich ein gemeiner Ausdruck.
    „Lassen Sie mich laufen, wenn ich Ihnen alles sage?“
    „Das wäre zu überlegen. Aber du bist ein Anfänger, mein Lieber. Jetzt hast du nämlich die Katze aus dem Sack gelassen. Sag mir jetzt schön, was du weißt, — aber alles. Ich hab’ nicht soviel Zeit, um mit dir meinen ganzen Tag zu verquatschen.“
    „Manuel hat Davis im Midnight=Club kennengelernt. Davis hatte nie Geld, und Manuel hat ihm welches geliehen. Und dann fanden sie heraus, daß im Labor eine ganze Menge Morphium war, das nicht gebraucht wurde. Manuel hat Davis auf die Idee gebracht, das Morphium zu verkaufen. Als Davis nicht wollte, hat ihm Manuel mit einer Anzeige gedroht. Da hat Davis es getan.“
    „Ganz interessant. Und dann ist Collins doch draufgekommen und hat...“
    „Nein!“ rief er, „Collins hat damit nichts zu tun. Aber als Sie in Santa Marguerita auftauchten, da dachte Manuel, daß Sie vielleicht auch auf die Morphiumgeschichte stoßen würden.“
    Ich schaute ihn eine Weile schweigend an und dachte nach.
    „Weißt du auch, Bubi, wie gefährlich das für dich ist?“
    „Ja, ein paar Jahre würde es mir schon einbringen.“
    „Unsinn, das meine ich gar nicht. Aber du und Davis, ihr zwei seid doch die einzigen Zeugen — oder nicht?“
    Er wurde weiß wie ein Reklameplakat für Waschmittel.
    „Sie — glauben doch nicht, daß —“
    „Was denn sonst?“
    Ich hatte es nun sehr eilig. Ich glaubte, ziemlich klar zu sehen, was sich demnächst abspielen würde, und schob ihn zur Straße hinauf.
    „Los, fahre vor mir her! Kennst du die Polizeistation in San Pedro?“
    Er nickte; offensichtlich war er ziemlich gebrochen.
    „Als Zeuge“, sagte ich, „hast du immerhin noch eine kleine Chance. Drück’ drauf, Bubi, und wenn du mir Zicken machst, dann wirst du was erleben.“
    Er zögerte noch immer. „Ja, — aber — ich —“
    „Nur keine Angst“, ermunterte ich ihn, „die andere Sache ist eure Privatangelegenheit. Wenn sie euch nicht draufkommen, geht’s mich auch nichts an. Mir ist’s nur um das Morphium zu tun.“
    Er atmete sehr erleichtert auf und stieg in den Pontiac. Wir fuhren zur Polizei, und ich lieferte ihn dort ab.
    „Haltet ihn mal ein Weilchen fest“, sagte ich dem Leutnant, nachdem ich meinen Ausweis gezeigt hatte, „er hat Morphium geklaut. Hat aber noch einen Spezi, den bring ich euch später.“
    „Wo denn?“
    „Bei den Dardingtons, aus dem Labor.“
    Er pfiff durch die Zähne.
    „Tut sich ja allerhand da droben in Santa Marguerita.“
    „Kann man wohl sagen. Bis später, Leutnant!“
    Ich ließ den Pontiac stehen, nahm die Schlüssel an mich, und dann jagte ich den Palos Verdes Drive entlang. Ich nahm den Fuß nicht mehr vom Gaspedal und die Hand nicht von der Hupe, und außerdem fuhr ich mit den großen Scheinwerfern. Ich dachte, die Strafe könnte ich wohl mit den Dardingtons verrechnen. Wenn ich nur Davis noch rechtzeitig erwischte!
    Ich schleuderte den steilen Weg durch die Kurven und kam gerade in dem Augenblick oben in Santa Marguerita an, als ein kleiner, weißer Healy Sportwagen aus der Einfahrt herausschoß und nach links abbog. Er mußte mich gesehen haben, aber er fuhr mir wie der Teufel davon. Ich setzte alles auf eine Karte, schnappte ihn kurz vor dem Paseo Lunado und drängte ihn von der Straße ab. Er schleuderte ein wenig und blieb stehen.
    Ich hielt ebenfalls und wischte mir den Schweiß ab. Dann ging ich zu ihm.
    Davis war ein Bursche von einundzwanzig Jahren. Auch er hatte dunkles Haar, aber seine Augen waren fast so blau und fast so hell wie die von Andy. Er sah nicht ganz so aus wie Manuel und der andere.
    „Steigen Sie mal aus!“ sagte ich.
    „Wozu?“
    „Das werde ich Ihnen gleich zeigen.“
    Er lachte. „Wie Sie sich das vorstellen! — Und wenn ich nicht aussteige?“
    „Hören Sie mal, Davis, ich habe gerade etwas verhaften lassen, das einen gelben Pullover und wunderschöne blaue Hosen anhatte. Dieser Knabe hat mir recht viel erzählt, nachdem ich ihn genügend dazu ermuntert hatte. Und jetzt steigen Sie aus, sonst raucht’s!“
    Er hatte eine sportliche Jacke aus hellem Ziegenleder und eine dunkelgraue Flanellhose an. Neben ihm, auf dem zweiten Sitz, stand ein Koffer aus gelbem Schweinsleder. Ich grinste und deutete auf den Koffer, während er widerwillig

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