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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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herauskletterte.
    „Eine kleine Reise, was? Kalifornien ist groß, und Mexiko ist nahe. Man verreist ein bißchen, bis das Geld der Familie Gras über alles hat wachsen lassen, nicht wahr?“
    Er machte ein erstauntes Gesicht und schüttelte den Kopf.
    „Sie reden vielleicht einen herrlichen Stuß.“
    „Na schön“, sagte ich, „dann eben Stuß.“
    Ich warf den Koffer hinaus und setzte mich ans Steuer. Dann zeigte ich auf den freien Sitz neben mir.
    „Wenn Sie wollen, Davis, können Sie ein Stückchen mitfahren, nur etwa zweihundert Yards, — nur bis dorthin, wo die große Kurve kommt und wo’s links so tief hinuntergeht.“
    Er zündete sich in aller Ruhe eine Zigarette an und sagte:
    „Fünf Dollar gegen fünfhundert, wenn Sie alle Tassen im Schrank haben.“
    „Hab’ ich, mein Lieber. Und die fünfhundert halte ich.“
    Er setzte sich neugierig neben mich. Ich fuhr langsam an, dann bremste ich ein wenig und fuhr im ersten Gang die Straße hinunter bis dorthin, wo sie ziemlich abschüssig wurde und wo unten die Kurve zu sehen war. An dieser Stelle fuhr ich nur noch Schrittempo, und dann trat ich einige Male mit aller Kraft auf die Bremse, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen.
    Er beobachtete mich mit ehrlich erstauntem Gesicht.
    „Sie werden die Reparatur bezahlen müssen“, sagte er.
    „Ich glaube nicht, Davis.“
    Beim fünften Male geschah es: die Bremse ging plötzlich leer durch. Ich schaltete die Zündung aus, und der Motor hielt den Wagen im ersten Gang.
    „So“, sagte ich und stieg aus, „und jetzt versuchen Sie mal selber, zu bremsen.“
    Während ich vorn um den Wagen herumging und den Ölfleck am rechten Vorderrad sah, rutschte er auf den Führersitz und trat auf die Bremse. Dann schaute er mich überrascht an.
    „Kaputt“, sagte er.
    „Das läßt sich nicht mehr länger verheimlichen. Können Sie sich jetzt vorstellen, wo Sie waren?“
    Er warf seine Zigarette weg. Seine Hände zitterten, und seine gesunde braune Gesichtsfarbe hatte sich in ein unansehnliches Grau verwandelt.
    „Woher wußten Sie das?“ fragte er.
    „Ich wußte gar nichts“, sagte ich, „ich dachte mir nur, nach dem, was der andere gesagt hat, daß Manuel versuchen würde, Sie unschädlich zu machen. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, Sie irgendwo in Santa Marguerita suchen zu müssen, vielleicht im Weiher. Aber als ich Sie aus dem Tor kommen sah, hat’s bei mir gezündet. Manuel ist ein Dummkopf, sonst hätte er nicht diesen uralten, abgedroschenen Trick versucht.“
    Ich legte mich auf den Boden und untersuchte den geplatzten Ölschlauch. Er hatte dicht an der Bremse eine glatte Schnittstelle.
    „Wenn Manuel“, sagte ich, „nur einen Funken Grips in seinem hübschen Köpfchen hat, werden wir ihn bald haben. Andernfalls geht Ihr Wägelchen dabei flöten, das läßt sich leider nicht vermeiden.“
    „Dieser — dieser Schuft, dieser verdammte!“ sagte Davis, „wie wollen Sie’s machen?“
    „Ich brauche einen Beweis“, sagte ich, „und wenn ich mich nicht verrechne, werden wir ihn bald haben.“
    Wir fuhren noch ein kleines Stück weiter, und dann versteckten wir die beiden Wagen hinter einem Gebüsch.
    Wir brauchten gar nicht lange zu warten, bis ein dunkelroter Jaguar von oben heruntergeschossen kam.
    „Das ist Bills Wagen“, sagte Davis.
    „Er hat den genommen, der gerade zur Verfügung war.“
    Ich stellte mich mitten auf die Straße und hielt den Wagen an, nachdem ich Davis gesagt hatte, er solle sich zunächst nicht blicken lassen.
    Der Jaguar hielt neben mir, und Manuel sagte mir sehr anständig guten Tag.
    Ich erwiderte den Gruß genauso höflich, und dann sagte ich:
    „Geben Sie mir mal den Ölschlauch, Manuel!“
    Er fuhr blitzschnell mit der Hand in die Tasche, aber ich hatte nichts anderes erwartet. Ich warf mich auf ihn und bekam seine Pistole in die Finger. Als ich sie hatte, schlug ich ihm damit auf den Kopf. Er sackte ab, und ich fand in seiner Tasche einen gebrauchten tadellosen Ölschlauch.
    Als Davis atemlos aus dem Gebüsch gerannt kam, drückte ich ihm den Ölschlauch in die Hand und sagte:
    „Wie ist das nun mit den fünfhundert Dollar?“
    Seine Hände zitterten noch immer ein wenig, als er seine Brieftasche aus der Jacke zog. Er zählte fünf Hunderter ab.
    „Viel mehr hab’ ich sowieso nicht“, sagte er.
    Ich steckte das Geld ein.
    „Sie werden’s jetzt ja auch nicht brauchen; denn ich würde Ihnen nicht raten, gerade jetzt zu verreisen. Übrigens — wer hat Collins

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