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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Die Blätter raschelten in einem Windstoß, ihr schauderte.
    „Was geschah?“, fragte er auf einmal. „Wann schlugen Ihre Träume eine andere Richtung ein?“
    „Was?“, erwiderte sie überrascht.
    „Sie hatten die gleichen Träume und Ansichten. Sie liebten Joe. Warum hat sich das geändert?“
    Sie hatte sich geändert – und damit ihre Träume und Überzeugungen.
    „Weil Sadie starb“, gab sie zurück. „Ich verlor das Vertrauen. Die Fähigkeit zu träumen und zu lieben.“
    „Ja“, sagte er. „Das Leben ist grausam. Es lauert den Schwachen auf, den Idealisten. Denen, die von Herzen lieben. Es ist besser, andere zu zerstören, anstatt selbst zerstört zu werden.“
    „Nein“, widersprach sie ihm. „Da irren Sie sich.“
    „Tue ich das, Kitt?“
    „Ich habe mich auch geirrt. Es war ein Fehler, aufzugeben, mich von der Liebe abzuwenden.“
    „Ich muss gleich kotzen.“
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Freudentränen. Sie hatte Joe vom ersten Moment an geliebt.
    Sie liebte ihn immer noch.
    Sie sagte es Peanut.
    „Sie sind ja so dumm“, meinte er mit einem hohlen Lachen. „Er ist mit einer anderen Frau verlobt. Er liebt Sie nicht mehr.“
    „Nur ein Narr liebt nicht.“ Der Regen setzte ein, erst leicht, dann immer stärker. „Der Name“, erklärte sie nach einer kurzen Pause. „Ich gab Ihnen, was Sie haben wollten. Jetzt sind Sie an der Reihe. Wer ist der Trittbrettfahrer?“
    „Sehen Sie sich noch einmal die Opfer an. Die Opfer sagen es Ihnen.“
    „Nein! Das ist nicht …“
    Bevor sie ausreden konnte, hatte er bereits aufgelegt. Ein lauter Donnerschlag ließ sie zusammenzucken. Sie sprang auf, griff nach ihrer Handtasche und der Tüte und brachte sich unter der Veranda in Sicherheit, bevor ein Wolkenbruch auf sie niedergehen konnte.
    Schaudernd starrte sie in den Regen hinaus. Der Engelmörder hatte sie abermals zum Narren gehalten und sie dazu gebracht, das zu tun, was er wollte. Als Gegenleistung bekam sie nur, was er zu geben bereit war, aber nicht, was sie sich verdient hatte.
    Sie schloss die Tür auf und ging ins Haus. Dabei fiel ihr auf, dass sie immer noch die Einweghandschuhe trug. Sie stellte die Papiertüte mit dem Telefon und der Locke auf die Kommode, dann zog sie die Handschuhe aus.
    Auf einmal begann sie zu lachen. Zwar hatte er sie reingelegt, doch sie war die eigentliche Siegerin. Denn durch ihn war es ihr erstmals möglich gewesen, zu vergeben und ihreWunden heilen zu lassen.
    Ihre Gedanken kehrten zu Joe zurück. Ihr Herz war erfüllt davon. Sie sah zum Telefon und machte einen Schritt darauf zu. Nein. Sie musste sich bei ihm entschuldigen. Für heute, für gestern … für alles.
    Sie musste ihn um Vergebung bitten.
    Mit den Wagenschlüsseln in der Hand rannte sie nach draußen in den strömenden Regen.

55. KAPITEL
    Dienstag, 21. März 2006
    1:30 Uhr
    Es war ein solcher Wolkenbruch, dass Kitt kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Sie bog vorsichtig in die Auffahrt zu Joes Haus ein, riss die Wagentür auf und rannte los. Als sie an der Haustür ankam, war sie längst bis auf die Haut durchnässt.
    Mit dem Einsetzen des Unwetters war die Temperatur abrupt gesunken. Kitts Zähne klapperten vor Kälte, Hände und Füße fühlten sich taub an.
    Doch die Kälte kümmerte sie ebenso wenig wie der Regen. Nur Joe zählte. Mit ihm wollte sie teilen, was sie in dieser Nacht erkannt hatte. Sie wollte ihn um Vergebung bitten, und selbst wenn es für einen Neuanfang zu spät sein sollte, verdiente er es, dass sie sich bei ihm entschuldigte.
    Sie hatte sich ja so grundlegend geirrt – und dies in jeglicher Hinsicht.
    Als er auf ihr Klingeln nicht sofort reagierte, schlug sie gegen die Tür. „Joe!“, rief sie. „Ich bin’s! Kitt!“
    Nirgendwo im Haus ging ein Licht an. Wieder klingelte sie, während sie weiter nach ihm rief.
    Dann auf einmal wurde ein Licht eingeschaltet, und im nächsten Moment ging die Verandabeleuchtung gleich über ihr an. Joe sah aus dem Fenster neben der Tür. Als sie endlich sein Gesicht entdeckte, hätte sie vor Erleichterung heulen können.
    „Lass mich rein! Ich muss mit dir reden!“
    Er öffnete, und sie stürmte ins Haus. „Ich muss es dir sagen“,rief sie ihm entgegen. „Jetzt! Heute Nacht!“
    Joe wich unwillkürlich vor ihr zurück. An seiner Stelle hätte sie das sicher auch getan, wenn jemand wie verrückt mitten in der Nacht an der Tür klopfte.
    „Geht es um den Fall?“, fragte er.
    Um den Fall? Verwirrt kniff sie die Augen

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