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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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nicht. Das war einfach nicht seine Art.
    Wieder zog er an seiner Zigarette und sah auf die Armbanduhr. Es war eine geniale Idee gewesen, Kitt zu zwingen, dass sie ihn Peanut nennen sollte. Das hatte sie bis ins Mark getroffen – genauso wie der Anruf auf ihrem Mobiltelefon. Es bewies, wie ernst er es meinte, wie gut er sich auskannte und wie wenig es ihn scherte, mit schmutzigen Tricks zu arbeiten,um sein Ziel zu erreichen.
    Ein Genie. Ihm gefiel der Klang dieses Wortes.
    Verdammt, wie gut es ihm doch tat, er zu sein.
    Die Fünfuhrnachrichten im Fernsehen begannen. Die Schlagzeile des Tages lautete „Die Rückkehr des Engelmörders“. Man zeigte ein Foto von Julie Entzel, dann Bilder seiner „kleinen Engel“. Der Kommentar dazu kam aus dem Off. So typisch für Fernsehnachrichten.
    Dann ein Schnitt zur Pressekonferenz. Ah, da war sie. Seine Kitt. Fasziniert lauschte er jedem ihrer wenigen Worte. Die Polizei ermittele in alle denkbaren Richtungen und sichte die verwertbaren Indizien. Es gebe keinen Beweis, ob es sich überhaupt um denselben Täter handele.
    Bla, bla, bla …
    Neben ihr stand Detective Mary Catherine Riggio, die kein Wort sagte, sondern nur ernst und wütend dreinblickte. Ihr gefiel die Entwicklung der Dinge eindeutig nicht. Immerhin hatte man ihr einen Fall weggenommen, der für eine rasche Karriere förderlich gewesen wäre. Fast hätte er laut aufgelacht.
    Natürlich kein Wort über einen Trittbrettfahrer, über die Anrufe eines Mannes, der sich als der wahre Engelmörder ausgab. Nichts, keine Erwähnung, gar nichts.
    Sie beendete die kurze Pressekonferenz mit der Versicherung, man werde das Monster fassen. Der Täter würde nicht ungeschoren mit einem abscheulichen Mord davonkommen.
    Dabei war er längst davongekommen.
    Insgeheim lächelte er und stand auf. Braves Mädchen. Wart’s nur ab, Kitt, der Spaß hat gerade erst begonnen.

14. KAPITEL
    Donnerstag, 9. März 2006
    19:30 Uhr
    Achtzehn Monate lang war Kitt zu den Anonymen Alkoholikern gegangen. Der Polizeipsychologe und letztlich auch ihr Vorgesetzter hatten darauf bestanden, dass sie an einem zwölf Punkte umfassenden Programm teilnahm, ehe sie wieder ihre Arbeit aufnehmen durfte.
    Sie hatte es eigentlich nicht für nötig gehalten. Die Vorgaben waren für sie nichts weiter als ein Ring, durch den das Department sie springen lassen wollte. Bis zu dem Moment, da ihr Leben außer Kontrolle geriet, hatte sie nie dem Alkohol zugesprochen. Sie fand, sie sei deshalb etwas anderes, aber keine Alkoholikerin.
    Nach und nach war ihr bewusst geworden, wie sehr sie sich doch geirrt hatte.
    Mit einem Mal wurde ihr auch klar, dass sie den Rückhalt und das Verständnis anderer Alkoholiker brauchte. Diese Menschen waren zu ihrer Ersatzfamilie geworden, sie kannten ihre geheimsten Gedanken und Sehnsüchte, sie wussten, gegen welche Dämonen sie zu kämpfen hatte.
    Vor allem drei dieser Menschen waren ihr ans Herz gewachsen: Wally, ein arbeitsloser Werkstattleiter, der durch den Alkohol seinen Job und bei der Arbeit zwei Finger verloren hatte; Sandy, eine Hauswirtschaftsleiterin, der man wegen ihrer Abhängigkeit ihre Kinder weggenommen hatte; Danny, der Jüngste der Gruppe, der erkannte, wie gefährlich seine Sucht war, nachdem bei einem von ihm verursachten Autounfall sein bester Freund ums Leben gekommen war.
    Durch den Alkohol waren sie vier ebenso zusammengeführt worden wie durch den Verlust, den jeder von ihnen erlitten hatte.
    „Hallo, Schatz“, sagte Danny, nahm neben ihr Platz und grinste sie schief an.
    Sie reagierte mit einem kurzen Lächeln. „Du bist heute so aufgekratzt.“
    „Das Leben meint es gut mit mir.“
    „Hast wohl eine Frau abgekriegt, wie?“, meinte Wally, der ihm gegenübersaß.
    „Bin heute ein Jahr trocken.“
    Sandy drückte ihm die Hand. „Gut gemacht.“
    Eine Zeit lang unterhielten sie sich leise, während sie darauf warteten, dass das Treffen begann. Sandy hatte einen erfreulichen Besuch bei ihrem Anwalt hinter sich, der ihr Hoffnung machen konnte, ihre Kinder wenigstens für ein paar Stunden in der Woche sehen zu dürfen. Wally hatte einen Job gefunden.
    Als der Leiter der Gruppe das Treffen für eröffnet erklärte, beugte sich Danny zu Kitt vor. „Gehen wir anschließend noch einen Kaffee trinken?“
    „Gerne. Gibt’s was Neues?“
    „Ich hab dich in den Nachrichten gesehen. Ich dachte mir, wir sollten darüber reden.“
    Nach seinem Tonfall zu urteilen, war er um sie besorgt. Da bist du nicht der Einzige,

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