Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
nach hinten.
„Geht das hier immer so zu?“, rief M.C., die fast brüllen musste, damit er sie hörte.
„Freitagabends ist hier immer viel los. Übertroffen wird das nur von den Samstagen zwischen zehn Uhr morgens und zwei Uhr mittags.“
Er schloss die Tür auf, die ins Lager führte. Dort war es bedeutend leiser, was M.C. mit einem dankbaren Kopfnicken quittierte. Als sie sein Büro erreichten, bat er sie beide, sich zu setzen.
Auf dem Schreibtisch entdeckte sie ein Foto von Frau und Kindern. Eine hübsche Frau, reizende Kinder. Sie sagte es ihm, und er begann zu strahlen.
„Judy und ich lernten uns in Rock Valley kennen. Ist sie nicht ein Schatz? Und das ist Zoe.“ Er zeigte auf ein hübsches Kleinkind mit dunklen Haaren. „Sie ist jetzt zwei. Und das ist unser Baby, Zachary.“
Zoe und Zach Zuba. M.C. wollte gar nicht erst darüber nachdenken, welche Spitznamen mit dieser Kombination möglich wurden. Am liebsten hätte sie ihn gepackt und geschüttelt, um ihn dann zu fragen, wie er seinen Kindern so etwas antun konnte. Stattdessen aber fragte sie: „Bringt dieser Geräuschpegel dich nicht um den Verstand?“
„Ach, was. Ich liebe Kinder. Außerdem sind sie hier, um ihren Spaß zu haben.“
Wer hätte gedacht, so etwas jemals aus seinem Mund zu hören?
„Also, was gibt’s, M.C.?“
„Wir ermitteln im Fall des Engelmörders. Seine beiden jüngsten Opfer haben hier ihren Geburtstag gefeiert, Julie Entzel im Januar, Marianne Vest im Februar.“
Sein Blick, der zwischen den beiden Frauen hin und her wanderte, verriet sein Unbehagen. „Als die Fotos im Fernsehen gezeigt wurden, kamen sie mir zwar bekannt vor, aberhier sehe ich jeden Tag so viele Kinder. Jetzt weiß ich natürlich … oh Mann, das ist ja schrecklich. Wie kann ich da behilflich sein?“
„Welche Vorkehrungen werden getroffen, wenn ihr Personal einstellt?“
„Wir gleichen mögliche Vorstrafen mit der State Police ab, und wir lassen einen Drogentest durchführen. Wir lassen uns Referenzen geben, die wir auch überprüfen.“
„Kommen viele Erwachsene ohne Kinder her?“
„Da sind wir sehr wachsam. Die Fun Zone rühmt sich, dass Kinder hier sicher sind. Damit werben wir ja sogar.“
Er zog die oberste Schreibtischschublade auf und holte ein Päckchen Plastikarmbänder heraus. „Diese Bänder sind nummeriert, bei einer Familie oder Gruppe bekommt jeder die gleiche Nummer. Wir überprüfen die Nummern, wenn die Leute gehen. Bei uns kommt kein Kind raus, das nicht von einem Erwachsenen mit der gleichen Nummer begleitet wird. Wenn ein Erwachsener allein an der Kasse steht, fragen wir ihn, zu welcher Gruppe er gehört. Gibt es keine solche Gruppe, ruft man mich oder meinen Assistenten, und dann schlagen wir demjenigen vor, doch besser woanders hinzugehen. Welcher Erwachsene würde sich hier schon allein vergnügen können?“
„Und was ist mit Videoüberwachung?“, wollte Kitt anschließend wissen.
„Am Eingang und auf den Toiletten, außerdem an den Kassen.“
„Werden die Bänder aufbewahrt?“
Er schüttelte den Kopf. „Die werden alle zweiundsiebzig Stunden wieder überspielt. Sie existieren ohnehin in erster Linie wegen möglicher Schadenersatzansprüche.“
M.C. beugte sich vor. „Wir brauchen alle vorhandenen Bänder, und ab sofort wird nichts mehr überspielt.“
„Aber …“
Sie ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Außerdem benötige ich eine Liste aller Angestellten. Aktuell beschäftigte und seit Januar ausgeschiedene.“
Zum ersten Mal ließ er erkennen, dass ihm die Situation unangenehm war. „Wie ich schon sagte, M.C., legen wir großen Wert darauf, dass Kinder hier in Sicherheit sind. Wenn …“
„Wenn was, Z.Z.?“, unterbrach sie ihn. „Wenn der Mörder von Julie Entzel und Marianne Vest hier seine Opfer gefunden hat, dann möchtest du nicht, dass die Presse davon erfährt? Weil es schlecht fürs Geschäft wäre?“
Er wurde rot. „Natürlich nicht. Aber unsere Angestellten sind in Ordnung. Meine Güte, die meisten von ihnen sind doch Teenager.“
„Dann hast du ja auch nichts zu befürchten, richtig?“
„Ich muss erst mit Mr. Dale sprechen“, erwiderte er und griff nach dem Telefonhörer. „Er ist der Eigentümer, er muss entscheiden.“
M.C. unterhielt sich schließlich persönlich mit dem Mann und konnte ihm klarmachen, dass es auch nicht seine, sondern ihre Entscheidung war. Daraufhin wies er Z.Z. an, ihnen alles zu geben, was ihnen weiterhelfen konnte. Im Gegenzug
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