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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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widerwillig. „Weiter.“
    „Brutalstes Morden, und als Gegensatz dazu völlig ruhiges Töten. Dort alt, hier jung. Dort blutig, hier klinisch sauber. Und das Klebeband. So wie das Lipgloss erst nach dem Tod auf die Lippen aufgetragen.“
    „Nach dem Tod?“, wiederholte sie. „Klingt interessant. Wir sollten der Sache nachgehen.“
    Kitt stützte sich auf der Tischplatte ab und beugte sich vor, dann sagte sie mit gesenkter Stimme: „Er ist der Mörder. Er hat es zugegeben.“
    „Er hat dich angerufen?“
    „Ich wusste es, bevor er es zugab“, erwiderte Kitt. „Nach außen hin könnten die Taten nicht gegensätzlicher sein, aber sie tragen die Handschrift dieses Bastards.“
    „Was verschweigst du mir?“, wollte M.C. wissen.
    „Ich habe über Sydney Dale nachgedacht“, kam als Antwort. „Ich möchte noch mal mit ihm reden. Ich denke, wir sollten ihm noch einen Besuch abstatten. Vielleicht bekommen wir Antworten auf unsere Fragen.“
    M.C. lehnte sich zurück. Kitt wollte ganz offensichtlich erst das Büro verlassen, ehe sie sich weiter über den Anruf des Engelmörders äußerte. Aber warum?
    Welchen Grund ihre Kollegin auch haben mochte, sie würde erst mal auf das Spiel eingehen. „Ich habe Dale durch den Computer laufen lassen, aber er ist sauber. Nicht ein Fleck auf seiner weißen Weste.“
    „Er ist bestimmt nicht so reich geworden, ohne dass er sich irgendwann mal die Hände schmutzig gemacht hat.“
    „Stimmt, aber nichts von der Art, die bei uns in der Datenbank landet.“
    „Ich traue ihm nicht über den Weg. Tatsache ist, dass er Todd eingestellt und genau das auch seinem Manager gesagt hat. Warum?“
    „Er hat es damit erklärt, dass er Todd kannte, bevor der im Gefängnis gelandet war. Ihm war klar, dass Z.Z. ohne entsprechende Anweisung den Jungen gründlich durchleuchtet hätte.“
    „Kaufst du ihm die Story ab?“
    „Auf keinen Fall. Der Kerl hat gelogen, mindestens in dem Punkt, was er Z.Z. angeblich gesagt haben will.“
    Kitt lehnte sich gegen die Tischkante. „Angenommen, erwusste, dass Todd wegen eines Sexualdelikts in Haft gewesen war. Warum würde er ihn dann doch einstellen?“
    „Augenblick mal“, warf M.C. ein, die ahnte, worauf Kitt hinauswollte. „Denkst du, Dale könnte Todd absichtlich eingestellt haben, um von sich abzulenken? Für den Fall, dass wir die Verbindung zwischen den Mädchen und der Fun Zone entdecken würden?“
    „Ein idealer Sündenbock. Was spricht dagegen?“
    „Dale ist ein angesehener Bürger, ein ehrbarer Geschäftsmann. Vermutlich ein regelmäßiger Kirchgänger.“
    „Das trifft auf andere Serienmörder auch zu.“ Kitt beugte sich abermals vor. „Er ist schlau und aalglatt. Und er hat gelogen. Es wäre sicher nicht verkehrt, wenn wir ihn uns noch mal vornehmen.“
    „Hat Schmidt etwas auf den Überwachungsbändern der Fun Zone entdeckt?“
    „Nichts.“
    M.C. sah ihre Partnerin an. Auch wenn sie Kitt nicht so ganz trauen konnte, sah sie doch das Feuer, das in ihren Augen loderte, und dem sie sich nicht entziehen konnte. Die Frau, von der sie geglaubt hatte, sie sei ausgebrannt und gehöre zum alten Eisen, strahlte mehr Energie und Willenskraft aus als jeder Cop, mit dem sie bislang zu tun gehabt hatte. „Du hast zu wenig Schlaf bekommen und deutlich zu viel Kaffee getrunken.“
    „Willst du damit irgendwas sagen?“
    „Ja, dass ich das auch mal versuchen sollte.“ Sie stand auf. „Komm, wir gehen.“
    M.C. bot sich an zu fahren, was Kitt anscheinend mit Erleichterung annahm. Nachdem sie in den Geländewagen eingestiegenund losgefahren waren, drehte sich M.C. an einer roten Ampel zu ihrer Partnerin um.
    „So, wir sind jetzt unter uns. Was konntest du mir vorhin nicht über diesen Anruf des Engelmörders sagen?“
    „Nicht er hat mich angerufen, ich habe ihn angerufen. Von meinem Handy aus.“ Sie hielt inne, als wisse sie, dass M.C. erst einen Augenblick brauchte, um das zu verdauen. „Ich wusste, er würde rangehen, wenn er meine Nummer sieht.“
    „Und wie hast du ihn erreicht?“
    „Ich habe die letzte Nummer gewählt, von der aus er mich angerufen hat.“
    Eine Weile sagte M.C. nichts. Das war ein unverschämt dreister Schachzug gewesen, der Kitt großen Ärger mit ihrem Vorgesetzten einbringen konnte.
    „Hast du die Leitstelle informiert?“
    „Nein.“
    „War sonst jemand anwesend?“
    „Nein.“
    „Dann wurde das Gespräch also nicht mitgeschnitten oder von jemandem mitgehört.“ Die Ampel schaltete auf Grün um.

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