Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
Vom Netzwerk:
Kopf. „Ich … ich hatte Angst vor den Folgen. Davor, was Todd machen würde.“
    Angst, Todd könnte ihn verklagen.
    „Dann weiß Mr. Todd nicht, dass Sie ihn für unschuldig halten?“
    „Nein. Ich sagte ihm nur, ich sei nicht überzeugt davon, dass es wirklich so abgelaufen war, wie Jen es dargestellt hatte. Ich bot ihm einen Job an, den er dankbar akzeptierte.“
    Daran gab es keinen Zweifel. Mit einer solchen Vorstrafe ließ es sich nicht unbeschwert leben, und einen Job bekam man damit kaum noch.
    Kitt dachte zurück an Derrick Todd, seine Verärgerung, seine unbändige Wut auf die Polizei, den offensichtlich fehlenden Respekt.
    Das alles war jetzt kein Wunder mehr. Er war für ein Verbrechen verurteilt worden, das er nicht begangen hatte. Trotz seiner wiederholten Beteuerungen, unschuldig zu sein, war er doch ins Gefängnis geschickt worden. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie es ihm in dieser Zeit ergangen war. Und für die nächsten zehn Jahre würde er damit leben müssen, dass sein Strafregister ihn als Sexualstraftäter auswies.
    Und nun hatte er seinen Job verloren und wurde von der Polizei wegen eines Verbrechens verhört, das ebenfalls nicht auf sein Konto ging.
    Kein Wunder, dass er so verbittert war. An seiner Stelle würde sie sich wohl auch so verhalten. Bis gerade eben hätte sie am liebsten dafür gesorgt, dass Todd endlich aufhörte, so herablassend zu grinsen, doch nun tat ihr der Junge auf einmal leid.
    „Haben Sie das Tagebuch noch, Mr. Dale?“, fragte M.C.
    Nach kurzem Zögern nickte er. „In meinem Safe. Ich habe es aufbewahrt, weil ich dachte, ich würde es eines Tages noch benötigen.“
    „Der Tag ist jetzt gekommen, Mr. Dale. Bringen Sie uns das Tagebuch noch heute ins Department. Ihnen ist sicher klar, dass wir diese Information nicht verschweigen können, weder vor Todd noch vor seinem Anwalt und auch nicht vor der Staatsanwaltschaft.“
    Er nickte bestätigend, seine Miene verfinsterte sich.
    Als sie das Büro verlassen wollten, wandte sich Kitt noch einmal zu ihm um. „Übrigens, Mr. Dale, wo waren Sie am 6. und am 9. diesen Monats, so gegen Abend?“
    „Das kann ich Ihnen so nicht sagen. Nancy führt meinen Kalender, also fragen wir sie.“
    Gemeinsam gingen sie zum Empfang, wo Nancy den Kalender hervorholte. Am 6. war er über Nacht geschäftlich unterwegs gewesen, am 9. hatte er mit seiner Frau eine Wohltätigkeitsveranstaltung im Burpee Museum besucht, danach waren sie nach Hause gefahren.
    „Ich nehme an, Sie können für beide Daten Unterlagen und Zeugen beibringen.“
    Zum ersten Mal wirkte der Mann sichtlich erschüttert. „Aber natürlich.“
    „Danke, Mr. Dale. Wie gesagt, bringen Sie das Tagebuch heute noch ins Büro.“
    Schweigend kehrten Kitt und M.C. zum Wagen zurück. Erst als sie eingestiegen war, sah Kitt zu ihrer Partnerin. „Glaubst du, Dale sagt die Wahrheit?“
    „Leider ja.“
    „Das lässt Todd in einem ganz neuen Licht erscheinen, nicht wahr?“
    „Und wir sind damit wieder ganz am Anfang.“
    „Schön, dass du mich daran erinnerst“, murmelte Kitt, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, nicht ganz am Anfang. Die Fun Zone ist trotz allem die Verbindung.“
    M.C. ließ den Motor an. „Könnte auch ein Zufall sein.“
    „Könnte sein, aber ich glaube es nicht. Jedenfalls noch nicht.“
    Als sie einige Blocks weiter die Kreuzung Riverside und Mulford überquerten, fragte Kitt auf einmal leise: „Wie war dein Date gestern?“
    „Das ist eine sehr persönliche Frage.“
    „Dann muss es sehr gut gewesen sein.“
    Gereizt sah M.C. zu ihr. „Du musst es ja wissen.“
    „Wer war’s? Dieser Lance, der neulich im Department war und dich sehen wollte?“
    „Ja. Zufrieden?“
    Es war offensichtlich, dass sie nicht darüber reden wollte. Umso mehr brannte Kitt darauf, bei dem Thema zu bleiben. „Du warst mit ihm im Bett, richtig?“
    „Entschuldige mal!“
    Kitt lächelte. „Ich bin ein Multitalent. Ich bin neugierig und zugleich hellseherisch veranlagt.“
    „Ja, und eine Nervensäge bist du außerdem auch noch.“
    „Du musst es ja wissen“, konterte Kitt.
    Als das PSB in Sichtweite kam, meinte M.C. plötzlich schnaubend: „Also schön. Woher weißt du, dass ich mit ihm geschlafen habe?“
    „Ganz einfach. Als ich heute Morgen ins Büro kam, da hast du an deinem Schreibtisch gesessen und verträumt lächelnd Löcher in die Luft gestarrt.“
    „Habe ich nicht!“
    „Es war ein zufriedenes Lächeln, das Bände sprach.“
    M.C.

Weitere Kostenlose Bücher