Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
über mit ungeklärten Fällen beschäftigt gewesen. Begonnen hatten sie dabei im Jahr 2001, als der Engelmörder zum ersten Mal zugeschlagen hatte. Sie bewegten sich in der Zeit weiter nach vorn, doch etwas Auffälliges konnten sie nicht finden. Bandenmorde. Tot aufgefundene Prostituierte. Hin und wieder ein namenloses Opfer, aber nichts, was in irgendeiner Weise ins Profil des Engelmörders passte.
Also war Kitt zu dem Entschluss gekommen, tiefer in der Vergangenheit zu suchen, bevor der Engelmörder sich auf kleine Mädchen konzentriert hatte.
Sie sah zur Wanduhr. Kopf, Nacken und Schultern schmerzten, ihre Augen brannten.
Am liebsten hätte sie zusammengepackt und sich auf den Heimweg gemacht. Aber was erwartete sie da, von einem menschenleeren Haus abgesehen? Sie konnte nicht mal in eine der Bars gehen, in der einige ihrer Kollegen verkehrten. Es war einfach zu gefährlich, sich so sehr in die Nähe von Alkohol zu begeben. Nicht jetzt … nicht nach gestern Abend.
Sie konzentrierte sich wieder auf den Monitor. Eine halbeStunde noch, dann würde sie Feierabend machen. Wenn sie dann nach Hause kam, würde sie erschöpft genug sein, um noch ein Sandwich mit Erdnussbutter zu essen und einen Kamillentee zu trinken. Danach würde sie aufs Bett sinken und hoffentlich sofort einschlafen.
Falls nicht, konnte sie immer noch eine von den Schlaftabletten nehmen, die ihr Arzt ihr verschrieben hatte – oder wahlweise stundenlang an die dunkle Decke starren.
12. November 2000. Marguerite Lindz. 82. Zu Tode geprügelt.
Kitt starrte auf den Eintrag und stutzte. Da war doch schon mal eine ältere Frau zu Tode geprügelt worden. Das hatte sie erst vor ein paar Minuten gelesen.
Sie blätterte in der Datei zurück, bis sie den entsprechenden Eintrag fand: 6. Februar 1999. Rose McGuire. 79. Zu Tode geprügelt.
Sie musste tief durchatmen, um sich nicht von der plötzlichen Euphorie ihrer Entdeckung überwältigen zu lassen. Alte Frauen, die man zu Tode geprügelt hatte, waren ein völliger Gegensatz zu den Morden an den Mädchen, und es war eigentlich äußerst unwahrscheinlich, dass es zwischen beidem einen Zusammenhang gab.
Als sie noch ein Stück weiter zurückging, stieß sie auf eine Janet Olsen, die auf die gleiche Weise ums Leben gekommen war.
Das waren drei Morde. Es konnten noch mehr sein, doch ihr Instinkt sagte Kitt, dass es nicht so sein würde. Dennoch ließ sie den Computer weitersuchen, während sie die drei Akten aus dem Archiv holte.
Mit den Akten unterm Arm ging sie auf dem Rückweg zu ihrem Schreibtisch an den Snackautomaten vorbei, zogsich eine Packung Cracker und eine Diät-Cola. Während sie einen Bissen Cracker in den Mund nahm, überflog sie den Aufdruck auf der Verpackung. Als sie bei den Inhaltsstoffen Geschmacksverstärker und Farbstoff angelangt war, wurde ihr deutlich, wie recht M.C. hatte. Sie musste aufhören, diesen Müll zu essen. Das Zeugs steckte voller Fett und Zucker, und es war einfach gar nichts Gesundes darin zu finden.
Ab morgen würde sie sich gesund ernähren.
Zurück am Schreibtisch sah sie, dass der Computer seine Suche beendet hatte und auf keinen weiteren Vorgang dieser Art gestoßen war. Also gab es nur diese drei Fälle. So wie beim ursprünglichen Engelmörder.
Kitt setzte sich und schlug die oberste Akte auf. Janet Olsen. 75. In ihrem Haus zu Tode geprügelt. Keine Anzeichen für sexuelle Handlungen. Wertgegenstände wurden nicht aus dem Haus entwendet.
Das Gleiche fand sie auch bei den zwei anderen Opfern. Der Killer hatte ihnen mit Paketband den Mund zugeklebt.
Sie nahm einen Schluck Cola, um den letzten Cracker herunterzuspülen. Die ermittelnden Detectives waren zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen Serienmörder handeln musste, doch eine Verbindung zwischen den Opfern ließ sich nicht finden. Der Mörder hatte am Tatort keinerlei Spuren hinterlassen, was die Ermittlungen ins Leere laufen ließ, bis die Fälle zu den Akten gelegt worden waren.
Die Fotos zeigten ein grausiges Werk. Der Täter hatte so lange auf die Frauen eingeschlagen, bis ihre Gesichter nur noch eine blutige Masse waren, von der sich das silbern glänzende Klebeband auf eine bizarre Weise abhob.
Er hat ihnen erst anschließend den Mund verklebt.
Kitt richtete sich auf und stellte ihre Flasche Cola miteinem lauten Knall auf den Schreibtisch. Dann hatte er das Band also gar nicht dazu benutzt, damit sie keinen Laut von sich geben konnten, während er sie ermordete.
Sie waren zu dem
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