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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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entscheiden. Immerhin hatte sie schon so viel Leid durchgemacht. Doch ein anderer Teil wünschte sich, dass sie weiterkämpfte.
    Interessant, wie sehr er sich ihr inzwischen verbunden fühlte. Ihr und ihrem ständigen Kampf mit allen Widrigkeiten ihres Lebens.
    Zu schade, dass es so oder so nur eine Lösung geben würde: Kitt Lundgrens Tod.

38. KAPITEL
    Donnerstag, 16. März 2006
    18:20 Uhr
    M.C. stand am Küchenfenster, während die Mikrowelle die Reste aufwärmte, die Melody früher am Tag vorbeigebracht hatte. Sie und Benjamin waren für ein wenig Tratsch zu ihr gekommen, wobei sich Ben natürlich mehr für die angebotenen Süßigkeiten interessierte als für alles andere. M.C. hatte auf diese Weise erfahren, dass sie am Abend zuvor bei ihrer Mutter das Hauptthema gewesen war.
    Mit einem „Pling“ verkündete die Mikrowelle, dass die Cannelloni heiß waren. M.C. brachte den Teller zum Tisch, setzte sich hin, aß aber nichts. Eigentlich hatte sie überhaupt keinen Hunger, dafür war sie viel zu sehr damit beschäftigt, in welche Situation Kitt sie gebracht hatte. Erst war M.C. darauf eingegangen, die Sache mit der Wodkaflasche für sich zu behalten, und jetzt sollte sie schon wieder schweigen, weil ihre Partnerin sich über die Vorschriften hinweggesetzt hatte.
    Sie war nicht zur Besprechung mit dem Chief gekommen. Eigentlich war das nichts Weltbewegendes, doch sie wusste, Sal würde sich das merken. Aber M.C. war sich nicht mal sicher, ob ihre Entscheidung wirklich so klug war.
    Zugegeben, Kitt hatte gegen die Regeln verstoßen, doch es war ein mutiger Zug von ihr gewesen, eine von diesen Aktionen, die sich manchmal bezahlt machten.
    Im Gegensatz zu ihr war M.C. keine Spielernatur. Sie konnte es sich nicht leisten, sich den Ruf einzuhandeln, bedenkenlos große Risiken einzugehen. Solche Cops brachtenes nie zum Chief of Detectives und erst recht nicht zum Chief of Police. Denn auch wenn es hin und wieder etwas brachte, auf Risiko zu spielen, konnte der Schuss ebenso gut nach hinten losgehen.
    Nein, auf der Karriereleiter stieg nur der auf, der sich an die Vorschriften hielt, der ein brillanter Stratege und ein exzellenter Politiker war. Auf diesen Gebieten musste sie zwar weiterhin einiges lernen, doch sie hatte auch noch Zeit. Sie war sich sicher, dass sie ihr Ziel erreichte, wenn sie es nicht aus den Augen verlor.
    Die Türglocke ging, und im ersten Moment glaubte sie, es sei die Mikrowelle. Dann sah sie aber den Teller vor sich auf dem Tisch stehen, stand auf und ging zur Haustür. Als sie durch das Seitenfenster spähte, entdeckte sie Brian Spillare auf der Veranda, die Hände in die Taschen seiner ausgebleichten Jeans geschoben.
    Sie öffnete die Tür. „Brian? Was machst du denn hier?“
    „Kann ich reinkommen?“
    Erst zögerte sie, dann aber ging sie zur Seite, damit er eintreten konnte. Während sie die Tür hinter ihm schloss, fragte sie: „Was ist los?“
    „Ich muss mit jemandem reden. Mit jemandem, dem ich vertrauen kann.“
    Scheint ansteckend zu sein. Im Moment hätte sie niemanden gewusst, der besser geeignet gewesen wäre, um mit ihr über Kitt zu reden. Immerhin hatten sie und Brian früher als Partner zusammengearbeitet.
    Sie lächelte ihn an. „Zufällig geht’s mir gerade ganz genauso. Tasse Kaffee?“
    „Hast du nichts Stärkeres?“
    Typisch Brian. „Bier?“
    „Perfekt.“
    Er folgte ihr in die Küche. Als er in der Türöffnung stehen blieb, kehrten Erinnerungen an vergangene Zeiten zurück. Schöne Erinnerungen, die aber in ihrer heutigen Beziehung keinen Platz mehr hatten.
    „Hier riecht’s köstlich.“
    „Reste von Mamas Cannelloni.“
    Für eine Sekunde überlegte sie, ihm etwas anzubieten, doch sie wollte nicht, dass er auf falsche Gedanken kam. In dieser kleinen Küche gemeinsam zu essen war für ihren Geschmack dann doch etwas zu intim.
    Sie reichte ihm die Flasche, bot ihm aber kein Glas an. Dass er lieber aus der Flasche trank, hatte sie nicht vergessen. Sie war sich sicher, dass es bei ihm irgendwas mit einem Phallussymbol zu tun hatte – bei diesem Mann drehte sich alles um sein bestes Stück.
    „Danke.“ Als er ihr die Flasche Bier aus der Hand nahm, berührten sich ihre Finger leicht, doch sie wich sofort zurück.
    „Trinkst du nichts?“, fragte er.
    „Nein, nicht heute Abend.“
    Einen Moment lang schwieg er. „Ivy hat mich rausgeschmissen.“
    „Wann?“
    „Vor zwei Tagen.“
    „Das tut mir leid“, sagte sie und meinte es auch so. Nicht, dass sie es

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