Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
Mann sah sie fast fröhlich an. Vermutlich hatte er schon seit einer Weile nicht mehr etwas so Aufregendes mitgemacht. Da konnte eine Soap nicht mithalten. „Der Freak muss auch noch Miete nachzahlen“, rief er ihnen nach. „Wenn ich Ihnen aufschließen soll, rufen Sie mich einfach.“
Kitt, M.C. und die beiden anderen Detectives näherten sich der 310.
„Mr. Brown, öffnen Sie die Tür!“, rief Kitt und schlug gegen die Tür. „Polizei.“
Von drinnen war etwas zu hören, das wie zerberstendes Glas klang.
„Los!“ White holte aus und trat die Tür ein. Dann stürmten sie mit gezogenen Waffen in das Apartment. Eine Katze jagte an ihnen vorbei auf den Flur, doch von dem Tier abgesehen schien die Wohnung verlassen.
„Mr. Brown!“, rief Kitt erneut. „Polizei.“
Sie musste das Apartment nicht erst durchsuchen, um zu wissen, dass niemand dort war. Brown hatte längst die Flucht ergriffen.
Dennoch verteilten sie sich, um sich in der kleinen Wohnung umzusehen. Es roch nach Exkrementen und verdorbenem Essen. Auf einem schmutzigen Sofa nahe dem Fenster entdeckte Kitt, wonach sie gesucht hatte. Ein Mobiltelefon. Er hatte es dort zurückgelassen, als er geflohen war.
Sie zog einen Latexhandschuh an, hockte sich vor das Sofa und rief die zuletzt gewählte Nummer auf.
Die Nummer des Police Departments.
Als sie weiter zurückblätterte, zeigte das Telefon eine Fülle von Nummern an. Eine davon würde sie vielleicht zum Täter führen.
M.C. kam zu ihr. „Ich habe White und Allen losgeschickt, damit sie die Nachbarn befragen.“
Kitt nickte. „Ihm war klar, dass wir ihn aufgespürt hatten. Darum ist er auf und davon. Von diesem Telefon aus hat er mich angerufen.“
„Ich gebe die Meldung raus. Die Einheiten unten sollendie Gegend durchkämmen. Er könnte noch in der Nähe sein.“
„Hat er einen Wagen?“
„Einen Ford Escort. Steht vor dem Haus.“
„Sicherstellen.“
„Ist dir aufgefallen“, meinte M.C. nachdenklich, „dass es hier kein Katzenklo gibt?“
Kitt sah ihre Partnerin überrascht an. Nein, das hatte sie nicht bemerkt.
„Auch keine Schälchen für Futter oder Wasser.“
„Kein Wunder, dass das Tier abgehauen ist, sobald die Tür aufging. So ein armes Ding.“
„Seltsam“, wunderte sich M.C.
„Was denn?“
„Ein Freigänger in einem Apartment? Keine Katzenklappe? Warum ist sie nicht schon weggelaufen, als Brown das Weite gesucht hat?“
„Gute Frage. Die Katze muss ihm gehört haben, und sie muss eine ganze Weile hier in der Wohnung gewesen sein.“
„Ihren Hinterlassenschaften nach zu urteilen, ganz sicher.“ M.C. sah sich um. „Die Spurensicherung soll hier alles auf den Kopf stellen.“
„Du kannst sie gern anfordern.“
Während M.C. telefonierte, schaute sich Kitt noch ein wenig um. Im Schlafzimmerschrank entdeckte sie einen Schuhkarton. Darin befanden sich vergilbte Zeitungsausschnitte, die sich alle um ein Thema drehten: die Taten des ursprünglichen Engelmörders.
Sie hatte einen Kloß im Hals, während sie die Ausschnitte durchblätterte. An jeden einzelnen davon konnte sie sich noch genau erinnern, als wären sie alle in ihr Gedächtnis eingebrannt.In etlichen von ihnen tauchte auch ihr Name auf – und jedes Mal war er mit Textmarker hervorgehoben.
„M.C., das musst du dir ansehen.“
Ihre Partnerin kam zu ihr. „Da ist jemand wohl richtig in dich verschossen“, kommentierte sie ironisch.
„So ein Glü…“ Abrupt hielt Kitt inne. Auf dem Boden des besagten Schuhkartons lag ein Fläschchen Lipgloss. Von Maybelline. Den konnte man in jedem Drugstore in den USA kaufen.
Die Farbe: Pretty in Pink.
43. KAPITEL
Freitag, 17. März 2006
15:50 Uhr
Buddy Browns Bewährungshelfer war nicht erfreut darüber, von Kitt und M.C. besucht zu werden, was mit den beiden persönlich aber nichts zu tun hatte. Er dachte nur an die Arbeit, die ihn erwartete, wenn ein weiterer auf Bewährung entlassener Häftling seine Auflagen nicht erfüllte: mehr Papierkram, mehr Ärger, mehr Diskussionen mit Behörden.
Wes Williams deutete auf die Stühle vor seinem Schreibtisch. „Ich hätte nicht geglaubt, dass Brown zu den Leuten gehört, die gleich wieder in den Knast wandern wollen. Bei ein paar von den Jungs schon, aber Brown hat die Zeit im Gefängnis überhaupt nicht gemocht.“
„Er hat sich jede Woche bei Ihnen gemeldet?“, fragte Kitt, die auf ihre Notizen sah.
„Oh ja, bis vor einer Woche.“
„Da ist er nicht aufgetaucht?“
„Richtig.“
„Was haben
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