Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
Spekulation.“
„Stimmt.“
„Und wir haben Zeitungsausschnitte über die damaligen Morde gefunden. Nicht zu vergessen das Lipgloss, das vermutlich bei den toten Mädchen benutzt wurde.“
„Die Tatsachen sind nicht das, was sie zu sein scheinen.“
Kitt drehte den Kopf in ihre Richtung. „Verdammt, jetzt sag einfach, was du denkst.“
„Welche Rolle spielt dein Ex bei allem?“
„Er war Browns Arbeitgeber.“
„Findest du nicht, dass das alles sehr eigenartige Zufälle sind?“
„Willst du damit sagen, Joe könnte der Engelmörder sein?“
M.C. schwieg einen kurzen Moment lang, dann gab sie leise zurück: „Ich will nur nichts voreilig ausschließen, Kitt. Und du?“
Ihre Partnerin reagierte äußerst gereizt. „Ich kann dir versichern, dass Joe Lundgren einer der anständigsten und fürsorglichsten Männer ist, die mir je begegnet sind. Er war ein wunderbarer Ehemann und Vater, und er würde einem Kind niemals etwas antun. Niemals, M.C.“
„Okay, wie fügen sich unsere Puzzleteile dann zusammen? Was wissen wir?“
„Drei Mädchen sind tot, alle wurden auf dieselbe Art und Weise getötet, die der Engelmörder anwandte. Jemand ruft mich wiederholt an und gibt sich für den Engelmörderaus, er behauptet, irgendjemand ahme seine Taten nach. Und seit heute wissen wir, dass ich von einem Apartment aus angerufen wurde, das von einem Ex-Häftling namens Buddy Brown gemietet worden ist.“
Danach verfiel Kitt in Schweigen. M.C. spürte, dass sie über diese Fakten nachdachte und sie im Geist zusammenzufügen versuchte. „Browns Zeit im Gefängnis passt, wenn er der Engelmörder ist“, erklärte sie schließlich.
M.C. nickte, während sie einen Bus überholte. „Die Morde hörten auf, weil er in eine Zelle umzog.“
„Da hat er sich einem Mitgefangenen anvertraut und ihm alle Geheimnisse verraten. Er ist arrogant, er ist stolz auf seine Leistung. Er prahlt damit.“
„Dann werden beide entlassen, und der Mitgefangene ahmt die ‚perfekten‘ Verbrechen nach.“
„Brown ist sauer und will, dass der andere aufhört.“
„Aber warum stoppt er ihn nicht selbst?“, überlegte M.C. „Ein Anruf bei der Polizei würde genügen. Warum zieht er dich hinein und treibt mit dir dieses Spiel?“
„Das passt einfach nicht zusammen“, überlegte Kitt.
„Was, wenn es ihm nur um dich geht?“
„Wie?“
M.C. stellte den Wagen im Parkhaus des Departments ab, sie stiegen beide aus. „Was, wenn es keinen Trittbrettfahrer gibt? Wenn das immer noch das Werk des Engelmörders ist? Vielleicht ist Brown nur eine Schachfigur. Das Bauernopfer.“ Sie sah ihrer Partnerin an, dass sie diesen Gedanken am liebsten rundweg verworfen hätte, doch das konnte sie nicht.
„Okay, nehmen wir das einfach mal an. Aber warum geht es ihm nur um mich?“
„Das ist die große Frage.“
„Du glaubst, Joe ist darin verwickelt?“
„Er ist eine Verbindung zwischen dir und dem Anrufer, das wissen wir jetzt sicher. Was das zu bedeuten hat, kann ich nicht sagen.“
Als sie den Aufzug verließen, blieb Kitt so abrupt stehen, dass der Officer hinter ihr gegen sie stieß und seinen Kaffee verschüttete.
„Verdammt noch mal!“, fluchte er.
Kitt entschuldigte sich und zog M.C. zur Seite. „Tami“, sagte sie. „Darum weiß Peanut von ihr. Weil Joe die Verbindung ist.“
„Wer?“
„Die Tochter von Joes Verlobter. Der Anrufer hat ‚die kleinen Mädchen in meinem Leben‘ bedroht. Tami ist die Einzige, auf die das zutrifft.“
Entschlossen ging sie in Richtung Büro. „Entweder ist es Brown oder jemand, der mit ihm zusammenarbeitet. Sie wissen von Tami, weil Brown bei Joe beschäftigt war. Auf diese Weise sind sie auch an die Nummer meines Mobiltelefons gelangt. Mein Gott, das wäre so einfach gewesen! Joe ist die meiste Zeit über gar nicht in seinem Büro, und seine Angestellte Flo verlässt auch von Zeit zu Zeit ihren Schreibtisch. Joe ist so vertrauensselig, er würde sich nichts dabei denken, einen seiner Arbeiter von seinem Büro aus telefonieren zu lassen. Und bei der Gelegenheit kann sich dort jeder in Ruhe umsehen.“
Wieder blieb sie stehen und drehte sich zu M.C. um. „Daher weiß dieser Bastard so viel über mich! Viele von seinen Leuten arbeiten schon seit einer Ewigkeit für ihn. Sie kannten Sadie, sie wussten ihren Kosenamen. Sie wussten auch, wie schwer uns ihr Tod getroffen hatte. Dass ich anfingzu trinken – einfach alles!“
Sie machte kehrt und ging eilig zurück zum Aufzug.
„Wohin
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