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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Jahre mit ihm verheiratet. Was du ihm unterstellst, ist einfachnicht möglich.“
    M.C. beugte sich vor und fragte eindringlich: „Wieso nicht? Ich habe die ganze Zeit überlegt, warum der Täter dich da reinziehen will. So ergibt das Ganze einen Sinn.“
    „Für mich aber nicht.“ Kitts Gedanken überschlugen sich. „Was ist mit dem Clown auf der Veranstaltung? Er gab mir den Ballon und rief mich später an. Aber Joe war dort, er konnte nicht …“
    „Er sah, wie der Clown dir den Ballon gab.“ Sie hob eine Hand, damit Kitt gar nicht erst widersprach. „Und fang gar nicht erst damit an, dass du seine Stimme erkennen würdest. Wir wissen, dass heutzutage jeder, der mit seinem Computer online gehen kann, in der Lage ist, einen Stimmverzerrer zu bestellen. Und einige von diesen Geräten sind verdammt gut. Kitt, er bestraft dich. Weil du ihn vernachlässigt und dich lieber um deinen Fall gekümmert hast. Weil dir die kleinen Mädchen wichtiger waren als dein Mann und deine Ehe. Such dir irgendwas davon aus, das sind alles verdammt gute Motive.“
    Kitt wandte sich von ihrer Partnerin ab. Joe wusste alles über sie, all ihre Hoffnungen und Ängste. Er wusste, dass sie gestürzt war, weil sie getrunken hatte.
    Er wusste absolut alles über sie.
    Nein, das war unmöglich!
    „Ich habe Julie Entzels Mutter angerufen.“
    Kitt sah M.C. über die Schulter an.
    „Sie hatten sich Joes Zaubertricks angesehen, und Julie war davon richtig begeistert gewesen.“
    Mein Gott! Es konnte nicht das sein, wonach es aussah.
    „Kannst du ihn befragen?“, wollte sie dann wissen. „Oder soll ich mit dem Sergeant weitermachen?“
    „Ja, ich kann das. Ich brauche nur gerade eine Minute.“
    M.C. sagte nichts, und im nächsten Moment hörte Kitt, wie die Tür zum Verhörraum wieder zuging. Sie schloss die Augen. Wie sollte sie das nur schaffen? Woher sollte die nötige Objektivität kommen, damit sie in diesen Raum gehen und die richtigen Fragen stellen konnte?
    Wie sollte sie Joe in die Augen sehen?
    Sie drückte die Finger durch. M.C. hatte in allen Punkten recht. Jedem anderen, bei dem so viele Verdachtsmomente passten, wäre sie auf der Stelle ins Gesicht gesprungen.
    In Gedanken ging sie alles noch einmal durch, was M.C. gesagt hatte. Joe stellte eine direkte Verbindung zwischen ihr selbst und Buddy Brown dar. Und jetzt gab es eine solche Verbindung zwischen ihm und einem der Opfer. Die Motivation für seine Anrufe war ebenfalls schlüssig. Und der Clown war für ihn eine günstige Gelegenheit gewesen, um einen möglichen Verdacht von sich abzulenken.
    Als sie zu ihm gefahren war, um ihn zu warnen, Tami könnte in Gefahr sein, da hatte sie ihm von dem Clown und dem Ballon erzählt. Und von dem Anruf. Er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er der Kleinen einen Ballon gekauft hatte.
    Die Erkenntnis, dass Joe zum Hauptverdächtigen geworden war, wirkte wie eine eiskalte Dusche auf Kitt. Aber nein, nichts davon ergab einen Sinn. Nichts davon passte aber zu dem Mann, den sie kannte und liebte.
    Doch Menschen reagierten oft schockiert und ungläubig, wenn sie erfuhren, was einer ihrer nächsten Angehörigen getan hatte.
    Viel zu oft.
    Sie atmete tief durch, um Kraft zu schöpfen. Auch wennes nichts an ihrer Verärgerung darüber änderte, von M.C. hintergangen worden zu sein, musste sie ihre Arbeit tun – und das wollte sie auch. Wenn aus den Zweifeln jedoch ein Verdacht werden sollte, dann war sie ohnehin aus dem Rennen. Der Fall würde ihr sofort entzogen werden, sobald Joe zum Hauptverdächtigen wurde. Für den Augenblick konnte sie dagegen beim Verhör noch eine große Hilfe darstellen.
    „Ich übernehme jetzt, Sergeant“, sagte sie, nachdem sie die Tür geöffnet und den Verhörraum betreten hatte.
    Der Mann nickte und stand auf. Während der Sergeant den Raum verließ, drückte er ihr zuversichtlich den Arm. Sie fragte sich, ob er bei diesem Täuschungsmanöver mit M.C. gemeinsame Sache gemacht hatte. Es war zu hoffen, dass er zuvor nicht eingeweiht worden war.
    „Hallo, Joe.“ Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.
    „Kitt?“, gab er ungläubig zurück. „Was ist hier los?“
    „Nur ein paar Fragen, weiter nichts.“
    „Du hast mich bereits befragt. Warum jetzt hier? Ich hätte auch alles im Büro beantwortet.“
    „Meine Partnerin Riggio mag es lieber offiziell.“ Sie lächelte ihn zuversichtlich an, kam sich aber wie eine Lügnerin vor. „Alles halb so wild.“
    „Okay“, gab er zurück und nickte.

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