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Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder

Titel: Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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gesagt hätte, alles werde wieder gut, war ihr genau das nicht möglich.
    „Kann ich kurz mit dir reden?“, bat er sie. „Unter vier Augen?“
    „Tut mir leid, Joe. Aber das geht nicht. Nicht jetzt.“
    Seinem Gesicht sah sie an, wie verletzt er sich fühlte.
    „Ich glaube, ich werde jetzt doch meinen Anwalt anrufen.“ Sein Tonfall war mit einem Mal sehr förmlich. „Schließlich ist es ja auch mein gutes Recht.“
    M.C. warf Kitt daraufhin einen stechenden Blick zu. „Selbstverständlich. Ich stelle Ihnen sofort ein Telefon zur Verfügung.“
    „Ich müsste auch meinen Vorarbeiter anrufen, damit er weiß, dass er anfangen kann.“
    „Das sollte kein Problem sein.“ Sie zeigte auf die Tür. „Kitt, wir müssen reden. Jetzt.“
    Nachdem sie den Raum verlassen hatten und ein paar Schritte gegangen waren, drehte sich M.C. plötzlich erbost zu ihr um. „Was sollte das?“
    „Was sollte was?“
    „Hast du ihm irgendein Zeichen gegeben?“
    Jetzt war Kitt sauer. „Das ist eine gehässige Unterstellung. Darauf werde ich überhaupt nicht antworten!“
    „Ein Blick von dir, und er ruft nach seinem Anwalt. Ist das ein Zufall?“
    „Ich würde sagen, dass er nicht auf den Kopf gefallen ist. Meine Güte, M.C., er hat fünfundzwanzig Jahre mit mir verbracht. Denkst du etwa, ich habe in der Zeit nie ein Wort darüber verloren, wie wir Verdächtige verhören? Meinst du, er weiß nicht, mit welchen Techniken wir arbeiten?“
    M.C. wollte etwas entgegnen, doch Kitt ließ ihr keine Chance. „Wenn wir Partner sein sollen, und wenn es nur für diesen einen Fall ist, dann müssen wir einander vertrauen. Kannst du das?“, fuhr sie fort und warf ihrer Kollegin die Frage an den Kopf, die sie selbst zuvor von jener zu hören bekommen hatte.
    Sekundenlang stand M.C. schweigend da. Anstatt aber die Frage mit Nachdruck zu bejahen, murmelte sie nur: „Ich werde es versuchen. Mehr geht im Moment nicht.“

49. KAPITEL
    Montag, 20. März 2006
    10:10 Uhr
    M.C. hatte beschlossen, sofort jemanden zu Valerie zu schicken, um sie zu befragen. Es war nicht nötig, Kitt zu erklären, dass Joe keine Gelegenheit bekommen sollte, seine Verlobte vorzuwarnen – und sie zu seinen Gunsten lügen zu lassen. Ebenso hatte sie Kitt auch nicht darauf hinweisen müssen, dass sie Joes Verhaftung empfehlen würde, sollte Valerie Martin eine andere Aussage machen.
    Letztlich entschied M.C., Valerie persönlich aufzusuchen. Sie wurde von Detective White begleitet, während sich Kitt um Joes Besprechung mit seinem Anwalt kümmerte. Kitt vermutete, M.C. wollte ihr auf diese Weise zeigen, wie sehr sie ihr vertraute … oder auch nicht vertraute, da die Videokamera ohnehin alles aufzeichnete.
    Kitt war sich völlig bewusst, wie sehr sich die Rollen in diesem Fall vertauscht hatten, als Joe zum Verdächtigen wurde. M.C. war jetzt diejenige, die das Sagen hatte. Genau genommen war es so auch richtig, dennoch konnte Kitt ihren Widerwillen gegenüber dieser Frau nicht ganz unterdrücken. M.C. würde nämlich sicherstellen, dass niemand ihre Integrität in Zweifel ziehen konnte.
    Ihr Blick fiel auf die Uhr, und unwillkürlich fragte sich Kitt, was wohl in diesen Sekunden geschah. Falls Valerie nicht bestätigte, dass Joe bei ihr übernachtet hatte, dann sah es für ihn düster aus. So oder so würde M.C. einen Durchsuchungsbefehl erwirken. Kitt konnte sich nicht vorstellen, dass der Richter sich dagegen aussprach, denn selbst mit einembestätigten Alibi war die Sache zu vielversprechend.
    Bislang war Joes Anwalt nicht eingetroffen, sodass Kitt die Zeit nutzte, die Mitschriften der Anrufe des Unbekannten durchzusehen. Sie studierte den Text, achtete darauf, wie er seine Sätze aufbaute, welche Worte er wählte.
    So sprach Joe nun wirklich nicht. Natürlich ließ sich die Stimme eines Menschen elektronisch verändern, aber nicht die Art zu reden.
    Sie widmete sich dem Inhalt der Telefonate. Der Anrufer hatte von Derrick Todd gewusst. Woher? Angeblich war er allwissend. Das Gespräch hatte er damit begonnen, sich darüber lustig zu machen, dass sie sich im Kreis drehe.
    War Peanut vielleicht ein Cop?
    Es würde passen. Ihre Vergangenheit war im Department bestens bekannt. Jemand, der sich ein wenig umhörte und die richtigen Fragen stellte, konnte etliche persönliche Dinge über sie erfahren.
    Außerdem kannte sich der Engelmörder mit der Spurensuche am Tatort aus, weshalb er ihn praktisch klinisch sauber hinterließ. Es schien immer so, als wisse er, was die

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