Der Engelmörder - Spindler, E: Engelmörder
abfuhr. Und zuvor am Haus von Valerie Martin.
Ein Zivilfahrzeug der Polizei.
Jemand überwachte sie.
Aber wer?
Sie ließ die Verandabeleuchtung ausgeschaltet, schlich aus dem Haus und postierte sich am entlegenen Ende der Veranda. Von dort würde sie den Fahrer erkennen können, sobald er in den Schein der Straßenlampe geriet.
Lange musste sie dort nicht warten, denn der Unbekannte war lediglich einmal um den Block gefahren. Als er wieder auf Höhe ihres Hauses war, bekam sie ihn klar und deutlich zu sehen.
Es war Lieutenant Brian Spillare.
47. KAPITEL
Samstag, 18. März 2006
8:10 Uhr
Als M.C. anrief, trank Kitt eben ihre dritte Tasse Kaffee und versuchte noch immer, einen klaren Kopf zu bekommen. Sie war fast die ganze Nacht über wach geblieben und hatte Browns Akte durchgesehen. Nichts wies darauf hin, dass dieser Mann besonderes Geschick besaß oder gar intelligent war. Er war ein Verlierertyp, der anscheinend für jedes seiner Vergehen bestraft worden war. Ohne Anwälte und Gesetzeslücken würde er wohl fast sein ganzes Leben hinter Gittern verbringen.
„Ja“, meldete sich Kitt knapp.
Ihre Partnerin war ebenso direkt. „Man hat Brown gefunden. Aber freu dich nicht zu früh, er ist nämlich tot.“
Kitt brauchte ein paar Sekunden, um das zu verarbeiten. Unterdessen stand sie auf und lief mit dem Telefon ins Badezimmer. „Was ist passiert?“
„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass man ihn im Paige Park entdeckt hat.“
„So ein Mist!“ Sie zog die Schlafanzughose herunter und setzte sich auf die Toilette. „Bist du schon auf dem Weg zum Park?“
„Ich mache mich gerade fertig … sag mal, pinkelst du etwa?“
„Ist ein Notfall.“ Sie stand auf, zog ab und ging zum Waschbecken. „Du kannst mich ja verklagen.“
„Das werde ich mir noch reiflich überlegen. Wir sehen uns gleich im Park.“
Zwanzig Minuten später stellte Kitt ihren Wagen neben dem von M.C. ab. Der Anna Paige Park war im Norden der Stadt gelegen. Wenn es einen Park in Rockford gab, in dem man Leichen fand, dann war es dieser hier.
Sie stieg aus und hielt einen Becher Kaffee zum Mitnehmen in der Hand. Ihre Partnerin stand an ihrem Geländewagen und hatte die Hände in die Taschen ihrer Daunenweste geschoben.
„Du siehst ja elend aus“, begrüßte M.C. Kitt.
„Hast du dich heute schon im Spiegel gesehen?“, gab diese zurück.
M.C. sah sie mit finsterer Miene an. „Ich gebe meinem Job die Schuld. Er ist einfach grässlich.“
„Wie soll eine Frau dabei ihren nötigen Schönheitsschlaf bekommen?“
Sie war völlig überrascht, als M.C. daraufhin amüsiert lächelte. „Genau.“
Beim ersten Officer, den sie fanden, trugen sie sich in die Liste ein. Tatorte unter freiem Himmel waren immer problematisch. Regen und Wind konnten wichtige Spuren unbrauchbar machen, was zudem für Tiere galt, die sich je nach Spezies auch schon mal an einer Leiche zu schaffen machten. Zudem wurde durch die Witterung der Verwesungsprozess beeinflusst.
Der ideale Tatort war noch immer ein geschlossener Raum, den nach der Tat niemand mehr betreten hatte.
„Wie sieht es aus?“, fragte Kitt den Officer.
„Der Tote liegt im Ablaufkanal, gleich hinter dieser Baumreihe dort drüben. Ein Jogger und sein Golden Retriever haben ihn entdeckt. Der Tote ist ein gewisser Buddy Brown. Steht zumindest in seinen Papieren. Seine Geldbörsehatte er noch bei sich.“
„Ist noch Geld drin?“
„Ja, aber das reicht gerade mal, um bei McDonald’s zu Mittag zu essen.“
Also war er nicht ausgeraubt worden.
„Sonst noch was?“
„Sieht so aus, als hätte man ihn woanders umgebracht und dann hier abgeladen.“
„Na, toll.“
„Alle erforderlichen Einheiten sind bereits angefordert, und mein Partner ist unten beim Toten.“
Sie machten sich auf den Weg zu der leicht erhöhten Baumreihe aus dichten Kiefern und dürren Hartholzbäumen. Kleine Zweige und trockene Blätter knackten und raschelten unter ihren Füßen – die gleichen Zweige und Blätter, mit denen der Mörder die Leiche zu tarnen versucht hatte.
Kitt und M.C. gingen die Schräge hinter den Bäumen hinunter, der uniformierte Polizist grüßte mit einer kurzen Geste. Daraufhin begaben sie sich zu ihm, um sich einander vorzustellen.
„Sie beide sind die Ersten.“
„Haben wir ein Glück.“ Kitt stellte sich neben den Toten und ging in die Hocke. Der Mann lag mit dem Gesicht nach oben auf einer schwarzen Plane. Der Mörder schien nicht allzu besorgt gewesen zu sein, dass
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