Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
Vom Netzwerk:
Mütze verborgen.»

    «Wie ich bereits sagte: Fuggern, die Bezahlung ablehnen, sollte man nicht trauen», knurrte ich.
    «Dieser Schauer hätte die Edelsteine Seiner Heiligkeit nur zu gern genommen», meinte Cellini. «Jetzt hat er sich wohl einen Judaslohn bei den Kaiserlichen verdient.»
    Unsere Unterhaltung fand ein plötzliches Ende, als aus einem Seitenkanal eine Gondel hervorschoss. Unser Gondoliere musste alle Geschicklichkeit aufbringen, um einen Zusammenprall zu vermeiden. Während der Mann noch fluchte, heftete sich die andere Gondel an unser Heck.
    Eine Hand voll Bewaffneter hockte darin, und ich war froh, das erbeutete Schwert nicht weggeworfen zu haben. Doch mein Mut sank, als ich unter den Männern die harten Züge des Herrn Abbas de Naggera erblickte. Sein kalter Blick war so fest auf uns gerichtet, als könne er uns allein dadurch an der Flucht hindern.
    «Erkennt Ihr ihn, Cellini?», keuchte ich.
    Er nickte nur und wies den Gondoliere an, mit dem Rudern aufzuhören. Während wir ruhig durch den schmalen Kanal glitten, kam das Verfolgerboot schnell näher.
    Cellini zückte seinen Dolch, holte kurz aus und schleuderte die Waffe mit einer eleganten Bewegung zur anderen Gondel hinüber. Schon sah ich das Ende des finsteren Spaniers gekommen, aber die Klinge bohrte sich in die Brust des Gondoliere, der neben ihm stand.
    Der stürzte mit einem Aufschrei ins Wasser und verriss dabei das Ruder, das bei dieser Art von Booten derart sonderbar an der rechten Heckseite angebracht ist, dass der Gondoliere es im Stehen bedienen muss. Das Gefährt unserer Häscher kam vom Kurs ab und schrammte an der Kanalmauer entlang. Dabei schwankte es so heftig, dass zwei der Insassen dem verwundeten oder toten Gondoliere folgten.
    Auf Cellinis Befehl begann unser Gondoliere wieder zu rudern.

    «Nein, nicht zum Canal Grande!», rief Cellini, als die Verfolger nicht mehr zu sehen waren.
    «Aber dort liegt der Fondaco dei Tedeschi», protestierte der Gondoliere.
    «Das Speicherhaus ist nicht länger unser Ziel», beschied ihm Cellini.
    «Wohin soll ich Euch dann bringen, Herr?»
    «Das ist mir gleich», knurrte Cellini. «Nur schnell fort von hier!»
    Wir sahen den geheimnisvollen Spanier, der sich Abbas de Naggera nannte, zu Beginn des Monats Juni wieder, als wir nach einer beschwerlichen und an Gefahren reichen Reise quer durch das von den Kaiserlichen heimgesuchte Land endlich das einst so stolze Rom erreichten. Nach dem Zwischenfall mit jener Gondel, in der er uns verfolgt hatte, kehrten wir nicht ins deutsche Speicherhaus zurück. Noch am selben Abend verließen wir die Serenissima auf dem Landweg, nachdem der Gondoliere uns zu einer abgelegenen Stelle der Lagune gerudert hatte.
    Erleichtert atmete ich auf, als Cellini ihn mit Gold und nicht mit blankem Stahl bezahlte. Gleichwohl hatte ich während unserer gesamten Reise ein wachsames Auge auf ihn und achtete darauf, dass er niemals mit Caterina Coscia allein war.
    Getarnt als streunende Bettler, gelangten wir ungehindert nach Rom. Der Anblick der verbrannten und zerstörten Paläste machte die Augen weinen, das Klagegeschrei der Hungernden und Geschändeten die Ohren schmerzen, der Gestank nach Tod und Verwesung den Magen rebellieren. So fleißig die Kaiserlichen im Töten gewesen waren, so faul waren sie im Beseitigen ihrer Opfer. Allerorts lagen die Toten auf offener Straße, auf dass die Krähen und Geier, die Ratten und Würmer sich an ihnen gütlich taten. Fauliger Pesthauch wehte über die Stadt, als habe Satan seinen bösen Atem gegen Rom gesandt.
    In die Engelsburg zurückzukehren erwies sich als einfach im Vergleich zu dem Weg, den wir beim Verlassen der Festung hatten nehmen müssen. Zwar war die Burg noch immer belagert, doch hatte sich der Eifer der Belagerer an der Standhaftigkeit der Belagerten abgerieben. Auch schien mir die Besetzung der Gräben und Wälle viel spärlicher, was wohl damit zusammenhing, dass tagtäglich Söldner und Landsknechte freiwillig ihren Abschied nahmen, um der Pest zu entfliehen.
    Im Schütze der Nacht schlichen wir uns zur Burgmauer zwischen Matthäus-Bastion und Markus-Bastion und riefen ein vereinbartes Losungswort hinauf. Daraufhin ließ man eine Strickleiter zu uns herab, über die wir in die Burg gelangten.
    Obwohl es tiefste Nacht war, wurde der Goldschmied augenblicklich zum Papst gerufen, derweil ich mich um ein sicheres Quartier für Caterina kümmerte.
    Nur zwei Tage später erschienen abermals kaiserliche Unterhändler

Weitere Kostenlose Bücher