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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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kämpfte. Der Ü-Wagen, der sich ebenfalls mit Gewalt einen Weg gebahnt haben musste, war nicht mehr zu sehen.
    Gerade hatte Alexander die letzten Absperrgitter hinter sich gebracht, da hörte er laute Rufe und wusste sofort, dass sie ihm galten. Die federbuschbesetzten Helme der Ehrenwache ragten aus der Menge empor. Von Gunten mit gezücktem Säbel, Rasser und Mäder mit ihren Hellebarden. Die restlichen Schweizer hingen ein Stück zurück.
    Endlich erreichte Alexander die Via di Porta Cavalleggeri. Da die Straße für den normalen Autoverkehr freigegeben war, verlor sich hier der Pilgerandrang. Er konnte sich frei bewegen, aber wohin?
    Von Gunten und die anderen kamen näher. Hatte er überhaupt eine Chance?
    Ein weinroter Fiat Tempra schoss heran und hielt mit quietschenden Reifen vor ihm an. Der Fahrer hatte so scharf gebremst, dass es nach verbranntem Gummi roch. Nun beugte er sich herüber und stieß die Beifahrertür auf.
    «Steigen Sie ein, schnell!» Es war Stelvio Donati.
    Alexander war klar, dass er sich später wundern musste, wenn er den Häschern entkommen wollte. Von Gunten, Rasser und Mäder kamen bereits im Laufschritt näher. Also schwang er sich in den Wagen und saß noch nicht ganz, als Donati schon einen wahren Kavaliersstart hinlegte. Nur mit Mühe konnte Alexander die Tür zuziehen. Die Verfolger verschwanden im Rückspiegel, wie auch der ganze Vatikanstaat.
    Doch die quälende Erinnerung blieb. Das Bild, wie Elena in den U-Wagen gezerrt wurde.
    Und das Bild von Papst Custos, der in seinem Blut lag.
    Sämtliche Schleusen des Himmels waren geöffnet, und die Welt löste sich in Regen auf. Hilflos rasten die Scheibenwischer auf der Windschutzscheibe hin und her, gegen die dicken Wasserschleier vermochten sie kaum etwas auszurichten. Straße und Gebäude verschwammen zu schemenhaften Umrissen. Die siebzig bis achtzig Stundenkilometer die Stelvio Donati fuhr, erschienen Alexander geradezu halsbrecherisch. Seine einzige Hoffnung war, dass der Wolkenbruch nicht nur ihre Fahrt zu einem lebensgefährlichen Unternehmen machte, sondern auch mögliche Verfolger behinderte.
    Der Commissario blickte unverwandt auf die wasserüberspülte Fahrbahn und lenkte den Wagen über eine breite Straße, die Alexander als Via Gregorio VII. identifizierte. Es ging nach Westen. Das war auch schon alles, was er über ihr Ziel wusste.
    Donati schwieg eisern und Alexander wollte seine Konzentration nicht stören. Er saß mit zurückgelegtem Kopf da und drückte ein Taschentuch gegen seine blutende Nase.
    Donati hatte das Autoradio eingeschaltet. Ein Regionalsender berichtete über das Attentat, durchsetzt von einem ständigen Knattern, das auf die atmosphärischen Störungen durch das Gewitter zurückging: «… überstürzen sich die Meldungen aus dem Vatikan. Die heutige Generalaudienz, von der ganzen Christenheit mit Spannung erwartet, hat sich zu einer blutigen Tragödie entwickelt. Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Dem Vernehmen nach hat ein Attentäter mit einer Schrotflinte in dem Moment auf die Papstlimousine geschossen, als der Heilige Vater ausstieg. Mehrere Personen wurden getötet oder verletzt.
    Zu den Opfern zählt auch Papst Gardien. Nach neuesten Meldungen soll er tödlich getroffen sein. Der Attentäter, der mehrere Helfer hatte, konnte in einem Ü-Wagen mit der Aufschrift World News entkommen. Polizei und Carabinieri sperren zur Stunde Rom nach allen Richtungen ab. An sämtlichen Ausfallstraßen werden Kontrollen eingerichtet, die
    …»
    «Gut, dass wir Rom nicht verlassen wollen», brach Donati endlich sein Schweigen. «Wir sind bald am Ziel.»

    Er bog auf eine schmalere Straße ab, die Alexander auch bei besserer Sicht nicht erkannt hätte. Allmählich wurde die Bebauung spärlicher. Eichen und Pinien säumten den Straßenrand. Der Regen fuhr mit Urgewalt auf die Bäume nieder und riss zahlreiche Äste ab. Einer schlug mit lautem Krachen aufs Autodach.
    Der Radiosprecher berichtete mit sich vor Aufregung fast überschlagender Stimme: «Soeben erreicht uns die Meldung, dass zu den Helfern des Attentäters ein Schweizergardist gehören soll, der ebenfalls flüchtig ist. Seine Beteiligung an dem Mordanschlag könnte erklären, wie es möglich war, dass die Attentäter dem Heiligen Vater so nahe gekommen sind. Der Name des flüchtigen Gardisten ist Alexander Rosin. Es handelt sich um den Neffen des vor zwei Wochen im Vatikan ermordeten Gardekommandanten Oberst Heinrich Rosin.
    Spekulationen über eine

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