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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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das Hauptgericht und sagte dann zu seinem Sohn: «Der Zirkel der Zwölf musste verändert werden, um weiterhin zeitgemäß zu sein. Die Gründung von Totus Tuus gab dem Zirkel die Möglichkeit, seinen auf den Vatikan begrenzten Einfluss auszudehnen. Männer des Zirkels, Angehörige der Schweizergarde, haben entscheidende Posten an der Spitze des Ordens besetzt. Und gleichzeitig wurde der Zirkel für Mitglieder geöffnet, die nicht in der Garde dienen.»

    «Ich weiß. Für wichtige Angehörige der Kurie wie Musolino, Tamberlani und Wetter-Dietz. Und für einen Riccardo Parada.»
    Markus Rosin warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. «Du sprichst sehr abfällig von den Männern, in deren Kreis du treten sollst.»
    «Vielleicht bin ich gar nicht so wild darauf, in ihren Kreis zu treten. Ich habe noch deutlich vor Augen, wie Onkel Heinrich mit vor Panik aufgerissenen Augen und dem tödlichen Blei im Leib in seiner Wohnung lag. Er und Danegger. Und Juliette.»
    Sein Vater stieß einen schweren Seufzer aus. «Ich habe mich in Heinrich getäuscht, schwer getäuscht. Als ich damals von der Bildfläche verschwand, um mich ungestört meiner neuen Aufgabe als General des Ordens zu widmen, dachte ich, er sei der beste Nachfolger als Haupt der Zwölf, den ich mir wünschen konnte. Mein eigener Bruder, sein Glaube schien so fest! Doch dann fing er an, Gespräche mit Gardien zu führen – und kippte um.»
    «Und du hast den Befehl gegeben, deinen Bruder zu ermorden.»
    «Ihn zu liquidieren. Ich musste es tun, er war ein Verräter. Als er zu Borghesi in die Berge fuhr, ahnten wir, dass er endgültig die Seiten gewechselt hatte. Borghesi hat dem Orden schon vor Jahren den Rücken gekehrt, aber bis vor kurzem wussten wir nicht, wie tief er in unsere Geheimnisse eingedrungen war. Und als Parada – nach der Liquidierung – Heinrichs Wohnung vergeblich nach Albert Rosins Aufzeichnungen durchsuchte, stand auch fest, wohin Heinrich sie gebracht hatte. Ich hatte sie ihm anvertraut, bevor ich untertauchte; er sollte dich zum passenden Zeitpunkt in unsere Familiengeschichte einweihen.»
    Markus Rosins Züge verhärteten sich. «Heinrich und Borghesi, sie waren beide Verräter!»
    «So wie Danegger?»
    «Was meinst du, Alexander?»

    «Danegger ist nicht der Mörder, er ist auch ein Opfer.»
    «Sehr scharfsinnig, Sohn», sagte Markus Rosin. «Danegger war, wie Heinrich, schwach im Glauben und wollte Totus Tuus verlassen. Ein schlechtes Beispiel für die Garde. Sein Opfer kam uns gerade recht.»
    «Hat seine Freundin ihn verraten? War Raffaela Sini eine Art Treuschwester?»
    «So kann man es nennen.»
    «Dann hat sie begriffen, dass ihr Verrat den Tod ihres Freundes zur Folge hatte, und deshalb musste sie auch sterben, nicht?»
    «Du weißt ja schon alles», sagte Markus Rosin leichthin und winkte der durch den Türspalt hereinblickenden Bedienung, die daraufhin große Platten mit Fisch und Beilagen auftrug.
    Alexander ignorierte das Essen auch weiterhin, ebenso den Wein. «Es ist wichtig für mich, die Wahrheit aus deinem Mund zu hören, Vater. Juliette musste sterben, weil sie Zeugin von Heinrichs Hinrichtung war. Vielleicht auch, weil ihr befürchtet habt, ihr Mann könne sie eingeweiht haben. Nicht wahr?»
    «Korrekt.» Markus Rosin, der es sich ungerührt schmecken ließ, sah seinen Sohn plötzlich erstaunt an. «Du isst ja gar nichts!»
    Alexander erwiderte den Blick voller Abscheu. «Das lohnt sich wohl kaum, so schnell, wie du Todesurteile fällst. Wäre doch schade um den guten Fisch.»
    «Warum sollte ich dich töten, Alexander?»
    «Weil ich ganz gewiss nicht in deinen Orden eintreten werde und auch nicht in den Zirkel der Zwölf. Ich habe lange nachgedacht, aber es hat sich gelohnt. Ich habe dich und deinesgleichen durchschaut. Ihr behütet nicht den wahren Glauben, sondern nur eure eigene Macht. Ich weiß nicht, wann es passiert ist, aber irgendwann ist der Zirkel der Zwölf durch die Macht, die seine besondere Aufgabe ihm einräumte, korrumpiert worden. Ihr, und nicht der Heilige Vater, habt die Wahre Ähnlichkeit Christi bewacht. Damit hattet ihr die Möglichkeit, jeden Papst zu erpressen. Ganz einfach: Entweder der Papst unterstützt die wirtschaftlichen und politischen Ziele von Totus Tuus, oder ihr beweist mit dem Smaragd die Unrechtmäßigkeit der päpstlichen Herrschaft. Weide meine Schafe, soll Jesus laut dem Johannes-Evangelium zu Simon Petrus, dem ersten Papst, gesagt haben. Wenn Jesus aber nur ein Mensch war und

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