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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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schnellste und sicherste Weg.»
    Elena fasste ihn bei der Hand und zog ihn mit sich. «Wir bedienen uns bei den Bootsschuppen.»
    Sie führte ihn in einem weiten Bogen zur Westküste und erklärte, als er sich nach dem Grund für den Umweg erkundigte:
    «Die Bastion, die das Schloss zur offenen Küste hin abriegelt, ist mit einem Wachtrupp besetzt.»
    «Bestimmt die Radarstation», meinte er.
    Das letzte Stück Weg zu den Klippen legten sie kriechend zurück, um von den Wachen in der Bastion nicht bemerkt zu werden. Den gewundenen Pfad, der zu den Bootsschuppen führte, meidend, kletterten sie die Felsen hinab. In der Dunkelheit war das schwierig. Sie rissen sich die Haut auf und waren mehrmals nahe daran, den Halt zu verlieren. Mit mehr Glück als Verstand kamen sie weitgehend unversehrt unten an, wo die flachen Schuppen wie schlafende Riesentiere vor ihnen lagen.
    «Gibt’s hier keine Wachen?», fragte Alexander.
    «Das konnte ich nicht herausfinden.»
    «Gott ist mit den Dummen», sagte er und blieb nach wenigen Schritten in Richtung Schuppen überrascht stehen. «Was ist das?»
    Ihr Blick folgte seinem ausgestreckten Arm. Zwischen zwei Schuppen lag ein kleines Segelboot auf dem Uferstreifen.
    «Die Saints Boy! » , stieß er hervor. «Ja, das ist sie. Die Männer meines Vaters müssen sie geborgen und hergebracht haben.
    Glück für uns. Sie ist das ideale Boot für zwei Personen, die von dieser Insel fliehen wollen.»
    «Wird der Radarstrahl uns nicht erfassen?»
    «Doch, das wird er. Aber das Risiko müssen wir eingehen.
    Wir können nur hoffen, dass wir den Küstenbereich schnell genug verlassen und es wenigstens bis Herrn schaffen. Jenseits von Brecqhou gelten die Gesetze von Totus Tuus nicht mehr.»
    Vorsichtig schoben sie das Boot ins Wasser, nachdem Alexander es untersucht hatte. Soweit er das bei dem schwachen Licht feststellen konnte, war es unversehrt. Die Boues hatten dem Rumpf zwar ein paar Schrammen zugefügt, ihn aber nicht ernsthaft beschädigt.

    «Wir paddeln, bis wir an den Felsen vorbei sind», sagte Alexander. «Dann setzen wir die Segel und müssen …»
    Er verschluckte den Rest seines Satzes, als gleißendes Licht aufflammte und ihn blendete, als sei direkt vor seinen Augen die Sonne aufgegangen. Er hörte schnelle Schritte und knappe Befehle. Schatten hetzten durch das Licht, das jede differenzierte optische Wahrnehmung ausschloss. Er wollte die Hände vors Gesicht reißen, aber da wurde er gepackt und zu Boden gestoßen. Er spürte die kühle Mündung einer Schusswaffe an der Stirn.
    Allmählich gewöhnten seine Augen sich an die unnatürliche Helligkeit. Er sah Männer in der dunklen Ordensuniform, darunter seinen Vater. Und ihm wurde klar, dass dies keine zufällige Begegnung war. Markus Rosin und seine Schergen hatten sie hier unten erwartet. Der Totus-Tuus-General hatte ihnen das Entkommen aus dem Schloss absichtlich leicht gemacht und die Saints Bay wie auf dem Präsentierteller angeboten – nur damit das Scheitern der Flucht möglichst schmerzhaft geriet.
    Zwei Männer, darunter der mit der Kerbe im Kinn, zerrten die sich sträubende Elena vom Boot weg. Es tat Alexander weh, ihre Verzweiflung mit ansehen zu müssen, denn er wusste, dass es nun keinen Ausweg mehr gab. Sein Vater bestimmte die Regeln, er schob sie beide ganz nach seinem Willen auf dem Spielbrett herum.
    Markus Rosin trat auf seinen Sohn zu und sah mit einem unpassenden Lächeln auf ihn herab. «Steig ruhig ein, Alexander.
    Das Boot wird dich zurück nach Guernsey bringen. Von dort kannst du nach Rom fliegen, um den Smaragd zu holen. Elena kann dich nicht begleiten. Sie ist noch nicht fertig mit ihrer Buße. Dieser Fluchtversuch ist der beste Beweis.»
    Erst jetzt erfasste Alexander die ganze Perfidität des Plans.
    Nachdem er schon mit Elena vereint und fast mit ihr in Freiheit gewesen war, traf es ihn umso härter, sie in den Fängen des Ordens zurücklassen zu müssen. In dem Wissen, dass sie tagsüber bis zum Umfallen schuften und sich abends bis aufs Blut geißeln würde. Das sollte ihn anspornen, die Wahre Ähnlichkeit Christi möglichst schnell zu beschaffen.
    Langsam erhob er sich. Er versuchte, seiner Stimme einen möglichst festen Klang zu geben, und sagte: «Ich weigere mich, die Insel ohne Elena zu verlassen!»
    Markus Rosin drehte sich um und gab seinen Leuten einen Wink. Der Mann mit dem gekerbten Kinn zog seine Automatik und presste die Mündung gegen Elenas linke Hand, deren Gelenk er

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