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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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umklammerte.
    Markus Rosin wandte sich wieder seinem Sohn zu. «Wenn Sandro abdrückt, bleibt von der Hand nichts übrig. Noch hast du die Möglichkeit, deine Elena unversehrt zurückzuerhalten.»
    Seine Stimme nahm einen drohenden Unterton an. «Aber du musst allmählich zu einer Entscheidung kommen!»
    Alexander konnte auf Brecqhou nichts weiter tun. Zögernd stieg er in das Boot, das zwei Ordensmänner ein Stück ins Wasser schoben.
    Er hatte schon nach einem Paddel gegriffen, da wandte er sich noch einmal um und rief: «Ich werde dir den verfluchten Smaragd übergeben, Vater, aber in Rom. Du musst selbst hinkommen. Und du wirst Elena mitbringen!»

26
    Sonnabend, 23. Mai
    «Ich weiß selbst nicht genau, warum ich das zur Bedingung gemacht habe», sagte Alexander nachdenklich. «Sicher auch, weil Elena den Leuten auf Brecqhou so vollkommen ausgeliefert ist. Ich bezweifle, dass der General sie von der Insel lässt, selbst wenn ich ihm den Smaragd dort übergeben sollte.
    Hier habe ich wenigstens Unterstützung. Außerdem gehört das Geheimnis der Wahren Ähnlichkeit Christi zu Rom. In dieser Stadt wurde der Knoten vor Jahrhunderten geknüpft, hier muss er durchschlagen werden. Mich erstaunt allerdings, dass er sich darauf eingelassen hat.»
    «Er» – das war sein Vater. Aber Alexander nannte ihn nicht länger so, für ihn war er nur noch «Markus Rosin» oder «der General».
    Geistesabwesend griff er zu seinem Wasserglas, trank einen Schluck und starrte durch das vergitterte Fenster hinaus in den Park, der Professor Orlandis Privatklinik umgab. Rom lag noch immer unter dicken Wolken, die wie festzementiert am Himmel hingen. Entsprechend düster wirkten Gebüsch und Skulpturen, besonders jetzt, da der Tag zu weichen begann. Feste Formen lösten sich auf, Unverrückbares geriet in Bewegung, vom Tagesschlaf erwachende Bäume reckten kraftvoll ihr Geäst, und eben noch toter Stein atmete geheimnisvolles Leben.
    Er fühlte sich hin- und hergerissen wie der zwischen Tag und Nacht schwankende Abend. Einerseits konnte er noch nicht richtig glauben, dass er wieder in Rom war. Andererseits kam ihm das Abenteuer auf Brecqhou vollkommen irreal vor, wie der flüchtige Traum eines unruhigen Schlafs.
    Kein einziges Mal hatte Alexander sich umgesehen, als er die Insel in der Saints Bay hinter sich zurückließ. Die Boues und die Strömung, die alles tat, um sein Boot gegen die verhängnisvollen Felsen zu schleudern, hatten seine ganze Aufmerksamkeit verlangt. Und er hatte durch einen Blick zurück auf Elena, die er ihren Qualen überließ, nicht dasselbe Unheil heraufbeschwören wollen wie einst Orpheus, als er sich zu Eurydike umdrehte.
    Auch war Alexander sich nicht sicher gewesen, ob er den Anblick ertragen würde. Er war sich wie ein feiger Verräter vorgekommen, als er Brecqhou ohne Elena verließ. Sie noch einmal inmitten ihrer Peiniger zu sehen hätte ihn vielleicht zur Umkehr bewogen. Aber er wusste, dass er ihr dadurch bloß geschadet hätte.
    Nur kurz hatte er in St. Peter Port mit dem Gedanken gespielt, zur Polizei zu gehen. Man hätte ihm seine Geschichte kaum geglaubt, ihn vielleicht sogar für verrückt erklärt und eingesperrt. Außerdem hatten die Behörden keinerlei Befugnis auf Brecqhou. Die Insel von Totus Tuus war auf ihre Weise ein ebenso unabhängiger Staat wie der Vatikan, nur dass ihre Existenz der Öffentlichkeit kaum bekannt war. Sie unterhielt keine diplomatischen Beziehungen zu anderen Staaten und brauchte sie auch nicht. Weltweit vertraten Ordensangehörige in Politik und Wirtschaft die Interessen ihrer Vereinigung im Geheimen und dadurch umso wirkungsvoller.
    Alexander war klar gewesen, dass er Elena am besten helfen konnte, indem er sofort nach Rom zurückkehrte. Er hatte den nächsten Flug nach Heathrow gebucht und war von dort nach kurzem Aufenthalt nach Rom weitergeflogen. Am späten Donnerstagabend war er in der Ewigen Stadt eingetroffen und hatte mit Commissario Donati Kontakt aufgenommen –
    nachdem er sich vergewissert hatte, dass er nicht von Totus-Tuus-Angehörigen verfolgt wurde.

    Nun saßen ihm Donati, Solbelli, Orlandi und Papst Custos gegenüber, um ein letztes Mal den Plan für jenes Ereignis zu besprechen, das alles entscheiden würde: das Zusammentreffen der Auserwählten mit Totus Tuus – des Papstes mit dem Ordensgeneral.
    «Markus Rosin will die Entscheidung erzwingen, genauso wie wir», nahm der Heilige Vater den Faden auf. «Wäre er auf seiner Insel geblieben, hätte der

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