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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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oder gar Milliarden von Menschen der Staatsfeind Nummer eins, und zwar nicht nur für NichtChristen.»
    «Wie meinen Sie das, Commissario?», fragte Alexander.
    «Die Christen haben oft genug untereinander Krieg geführt, ihre Kirchen sind gespalten. Vielleicht würde jede christliche Kirche versuchen, den wiedergekehrten Sohn Gottes für ihre Zwecke zu vereinnahmen. Die, denen das nicht gelänge, hätten allen Grund, ihn zu verteufeln – oder unschädlich zu machen.»
    Donatis Worte über einen wiedergekehrten Messias beschäftigten Alexander noch, als sie wieder im Bus saßen und Utz verzweifelt versuchte, das Gefährt von dem zwischen-zeitlich zugeparkten Stellplatz auf die Straße zu lavieren. Starker Regen klopfte gegen die Scheiben. Der blaue Kleintransporter stand noch an seinem Platz; die beiden Straßenreiniger pausierten entweder noch immer oder schon wieder.
    Alexander sah, wie Donati unter einem großen Schirm aus dem Gebäude trat, in der Linken eine Aktentasche. Der einst gefürchtete Mafiajäger sah aus wie ein Finanzbeamter, der zur Mittagspause ging. Er steuerte auf seinen Tempra zu.
    Alexander sprang auf und stieß die Schiebetür auf.
    Utz sah ihn erstaunt an. «He?»
    «Du brauchst bestimmt noch fünf Minuten, um hier rauszukommen. Ich habe noch eine Frage an Donati.»
    Alexander lief zu dem weinroten Fiat. Donati hatte die Aktentasche unter den Arm geklemmt, um eine Hand für den Autoschlüssel frei zu haben.
    «Auf ein Wort, Commissario.»
    «Ja?»
    Alexander drängte sich zu ihm unter den Schirm. «Ich bin der Neffe von Oberst Rosin.»
    «Ich weiß. Mein Beileid.»
    «Könnten Sie sich vorstellen, dass mein Onkel aus ähnlichen Gründen ermordet wurde wie … wie Gandhi, Sadat und die anderen?»
    Donatis Stirn unter dem früh ergrauten Haar legte sich in Falten. «Ich dachte, einer von Ihren Kameraden hätte ihn wegen dienstlicher Querelen erschossen.»
    «Das ist die offizielle Version», erwiderte Alexander und sah aus dem Augenwinkel, wie sich die Türen des blauen Transporters öffneten.
    Kurz zuvor war der Motor angesprungen. Zwei Männer in blauen Overalls stiegen aus. Jeder hielt ein seltsames Gerät in den Händen; auf den ersten Blick sah es aus wie jene Druckluftpistolen, mit denen Laub und Abfälle vor die Kehrmaschinen geblasen werden. Aber die Männer trugen keinen Ohrenschutz und hatten keine Pressluftbehälter auf dem Rücken. Und an ihren Geräten saßen keine Schläuche. Die Geräte waren etwa achtzig Zentimeter lang. Zwischen Griff und Schulterstütze hing eine große Trommel. Über dem Lauf befand sich ein zweigeteilter Tragegriff. Die Mündung sah aus wie das unten abgeschrägte Endstück eines Auspuffrohrs.
    «Haben Sie Zweifel an der Darstellung des Pressespre …»
    Weiter kam Donati nicht. Alexander sprang ihn an und riss ihn mit sich auf das schmutzige, nasse Pflaster. Sie rollten hinter den Toyota Corolla, der vor Donatis Fiat parkte. Der Commissario verlor seine Aktentasche, und sein Schirm verbog sich unter dem Gewicht der beiden Männer zu einem abstrakten Kunstwerk.
    Keine Sekunde später vermischte sich ein Hagel aus Schrot und Glassplittern mit dem Regen, und die Scheiben des Tempras waren zerstört. Die trockenen Detonationen der beiden Gasdruckwaffen klangen wie das Kläffen altersschwacher Hunde. Auch die Scheiben des Corollas gingen zu Bruch, und etwas zerrte rau an Alexanders Kragen. Ein daumenlanges Stück seiner Wildlederjacke wurde weggefetzt.
    «Mit der nächsten Salve erwischen sie uns!», zischte Donati.
    Er rollte zwei Meter zur Seite, hielt plötzlich eine Beretta mit beiden Händen im Anschlag und feuerte fünfmal kurz hintereinander aus liegender Position. Der Commissario war ein erfahrener Schütze. Wie im Lehrgang hatte er sein Körpergewicht ein wenig auf die rechte Seite verlagert, sodass der Kopf auf dem rechten Bizeps ruhte. Die optimale Schussposition für einen am Boden liegenden Rechtshänder.
    Und er traf, wie Alexander sah. Er hätte besser den Kopf einziehen sollen, aber er spähte neugierig durch die Lücke zwischen den beiden beschädigten Fahrzeugen.
    Einer der beiden Attentäter knickte zusammen und ging in die Knie. Der andere gab einen weiteren Schuss auf die Stelle ab, von der Donati geschossen hatte. Aber der Polizist war schon weitergerollt und kauerte im Eingang des Seminargebäudes. Die Schrotladung, die über das Pflaster spritzte, hätte ihn regelrecht durchsiebt.
    Der Attentäter zog seinen verletzten Komplizen in den

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