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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Kleintransporter und schwang sich auf den Fahrersitz. Der Wagen stieß so hastig zurück, dass er einen auf der anderen Straßenseite parkenden Lancia rammte. Der Motor heulte auf, und der Transporter preschte davon. Donati sandte ihm zwei Kugeln hinterher, ohne erkennbaren Erfolg.
    Die Gardisten waren aus dem Kleinbus gesprungen, standen auf der Straße und starrten dem flüchtigen Wagen entgeistert nach. Nicht weniger konsterniert schaute der Pförtner drein, der auf die Straße gelaufen kam.
    Donati zog sich an der Hauswand hoch und rief ihm zu:
    «Lösen Sie Alarm aus, Paolo!» Leiser fügte er hinzu: «Wenn es wohl auch zu spät ist.»

    Das Einzige, was von dem Spuk übrig geblieben war, war die seltsam geformte Gasdruckwaffe des verwundeten Attentäters, die mitten auf der regennassen Straße lag.

    «Eine automatische Gasdruckflinte der Pancor Corporation, Typenbezeichnung Jackhammer», erklärte der kahlköpfige Waffenspezialist im Hauptquartier der römischen Polizei am Fuß des Quirinals. Voller Bewunderung betrachtete er die in Plastikfolie eingeschweißte Waffe. «Das Kunststoffgehäuse umfasst Rohr und Verschluss, gleichzeitig bildet es Pistolen-und Tragegriff. Dadurch wird die Waffe stabil und handlich.»
    Seine Finger glitten fast liebevoll über das Gehäuse und blieben auf der Trommel liegen. «Eine Revolvertrommel für zwölf Schuss Zwölferschrotpatronen, wird einfach an die Waffe geklemmt. Die Schrotmunition hat auf eine Entfernung von bis zu vierzig Metern eine verheerende Wirkung. Ein Wunder, dass Sie beide nur ein paar Schrammen abbekommen haben.»
    Alexander und Donati standen mit dem Waffenspezialisten in einem muffigen Polizeibüro und starrten mit einer Mischung aus Faszination und Schrecken auf die klobig wirkende, aber erstaunlich leichte Waffe. Seit dem Attentat war eine Stunde vergangen, und bis jetzt gab es außer der Pancor Jackhammer und dem Kleintransporter keine Spur. Den Wagen hatte man vor einer Viertelstunde an der Stazione Termini, dem römischen Hauptbahnhof, gefunden. Ob die Täter mit einem anderen Fahrzeug, zu Fuß oder mit dem Zug verschwunden waren, blieb pure Spekulation. Die einzige Hoffnung für die fieberhaft fahndende Polizei war der Umstand, dass einer der Männer schwer verwundet sein musste und demzufolge vielleicht jemandem aufgefallen war. Der Beifahrersitz des Transporters war blutgetränkt.
    «Wer benutzt so eine Waffe?», fragte Donati.
    «Wer wohl?» Der Kahlkopf lächelte dünn. «Profis. Sie haben es doch erlebt. Killer, die töten wollen, ohne Rücksicht auf Verluste. Diese Waffe trägt man nur für einen gezielten Einsatz bei sich. Sie ist zu groß, und auch die sperrige Schrotmunition lässt sich nicht in großer Zahl unauffällig mitführen, es sei denn, man läuft mit einem Rucksack durch die Gegend.»
    Donati starrte auf die Gasdruckflinte. «Ist bekannt, ob die Organisierten diese Waffe verwenden?»
    «O ja! Vor zwei Jahren hat es in Mailand einen Carabiniere beim Ausheben eines Mafianestes zerrissen. Ein flüchtender Organisierter hat als Abschiedsgruß eine Jackhammer-Trommel zurückgelassen.»
    «Na und?», fragte Alexander verständnislos.
    Der Kahlkopf grinste wie ein Autoverkäufer, der die technischen Finessen des neuesten Luxusschlittens anpreist. «An der Trommel lässt sich ein Druckzünder befestigen, wirklich eine hübsche Idee von Pancor. Damit wird aus der Trommel, wenn man sie auf den Boden legt, eine Schützenmine. Als der Carabiniere drauftrat, sind alle zwölf Schrotpatronen auf einmal hochgegangen. Seine Einzelteile mussten förmlich von den Wänden gekratzt werden.»
    «Ich erinnere mich an die Geschichte», brummte Donati. Sein finsteres Gesicht verriet, dass er an ein anderes Mailänder Attentat dachte, eins, das sich vor acht Jahren ereignet hatte.
    «Ich verschwinde mit dem Prachtstück.» Der Waffenspezialist griff nach der eingeschweißten Jackhammer und ging zur Tür.
    «Auf die ballistische Untersuchung freue ich mich schon.»
    Donati war ans regenverschmierte Fenster getreten und sah hinunter auf das Verkehrsgewühl rund um das Polizeipräsidium, das von drei großen Straßen umgeben war. Als er sich umdrehte, bückte er sich und klopfte gegen seine Prothese. Es gab ein hohles Geräusch. «Selbst wenn man so etwas durchgemacht hat wie ich, wird man im Laufe der Jahre leichtsinnig. Die Organisierten wissen das und lassen sich Zeit. Hauptsache, sie kriegen einen. Acht Jahre. Wie lange solcher Hass schwelen kann …» Er

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