Der Engelspapst
an meinem Gürtel, beugte mich über den heftig Blutenden und vollendete mein Werk, indem ich ihm die Kehle vollends durchschnitt.
Cellini war ebenfalls erfolgreich. Der Wein mochte die Angriffslust der Landsknechte beflügeln, aber er machte ihre Bewegungen auch langsam und fahrig. Cellini war dem wütenden Ansturm des Feindes ausgewichen, und jener fiel stolpernd in den Tiber. Jetzt stand der Goldschmied am Ufer und schlug wieder und wieder mit seiner Lanze auf ihn ein, bis der Landsknecht jämmerlich ersoffen war.
Der dritte Soldat ließ die Frau los und wollte davonlaufen.
Falls es ihm gelang, Hilfe zu holen, waren wir in ernster Gefahr.
Mit den schweren Stiefeln konnte ich ihn niemals einholen, also schleuderte ich meine Lanze zwischen seine Beine und brachte ihn dadurch zu Fall.
Mein Versuch, in der Unterwasserkleidung auch an Land schnell voranzukommen, endete höchst unglücklich: Ich kam ins Stolpern und fiel auf den Landsknecht, der sich eben hochstemmen wollte. Wir rangen miteinander, und als ich es immerhin geschafft hatte, mich auf die Knie zu erheben, sah ich, wie Cellini sich mit gezücktem Dolch auf den Kaiserlichen stürzte und ihm den Garaus machte.
Während der Soldat in seinem Blut verendete, zog ich die Handschuhe aus, löste den Gürtel und schälte mich aus Meister Leonardos ebenso nützlicher wie einengender Erfindung. Die Kleider, die ich darunter trug, waren nicht allein vom Schweiß durchnässt; gänzlich wasserdicht war der Anzug eben doch nicht. Auch Cellini legte das Lederzeug ab.
Die Frau betrachtete uns mit einer Mischung aus Neugier und Furcht. Hatten wir sie auch vor den Kaiserlichen gerettet, flößten wir ihr doch offensichtlich Angst ein. Dass ihr Gemüt so leicht zu erschüttern war, wunderte mich nicht. Ihr einstmals prachtvolles, jetzt verschmutztes und zerrissenes Kleid und die blutigen Schrammen in ihrem schönen Gesicht und auf ihren nackten Armen zeugten davon, dass sie einiges durchgemacht hatte.
Ihre Furcht war größer als ihr Vertrauen. Überraschend flink sprang sie auf und wollte die Uferböschung hinauflaufen. Cellini bekam gerade noch einen Fetzen ihres reich bestickten Samtkleides zu fassen, riss sie zu Boden, warf sich auf sie und hob den Dolch, an dessen breiter Klinge noch das Blut des Landsknechts klebte. Ich sprang hinzu und hielt den Waffenarm des Goldschmieds fest.
«Seid Ihr des Teufels?», fuhr ich ihn im Flüsterton an. «Was hat das Kind Euch getan?»
«Das Kind ist eine Soldatenhure», erwiderte Cellini finster.
«Und wenn sie ihren Buhlen von uns erzählt, ist es im Handumdrehen aus mit uns.»
«Ihr habt Recht, ich bin für Geld zu kaufen», sagte die dunkel-haarige Schöne mit bebender Stimme. «Aber ich gebe mich nicht dem Landsknechtspack hin. Diese drei sind mit Gewalt über mich hergefallen. Ich glaube, sie wollten mich ertränken.»
«Und warum?», bellte Cellini.
«Vielleicht aus Hass auf meinen Buhlen, den Kaufmann Giacomo Felisatti, der es fertig brachte, mit seinen größten Schätzen aus Rom zu fliehen, bevor sein Reichtum in die Hände der Plünderer fiel.»
Der Name des Kaufmanns war uns wohl ein Begriff, gab es in ganz Rom doch keinen erfolgreicheren und bekannteren Weingroßhändler. Sein prächtiger Palast stand in jenem nahen Stadtteil, den man das Brückenviertel nennt und in dem auch unser Ziel lag.
Der Goldschmied sah die Frau noch immer zweifelnd an.
«Und Euch hat er nicht mitgenommen, Euer reicher Buhle?»
«Bei der Flucht war die Gemahlin ihm wichtiger als die Geliebte», antwortete die Kurtisane mit einem bitteren Unterton.
«Wie heißt Ihr?», fragte ich.
«Caterina Coscia.»
«Kennt Ihr Euch im Brückenviertel aus, Signorina Coscia?»
Sie nickte. «Besser als in meiner Heimatstadt Pisa, wo ich immerhin fünfzehn Jahre gelebt habe, bevor ich nach Rom kam.»
«Dann wisst Ihr auch, wo die Kaiserlichen in diesem Viertel ihre Wachen postiert haben?»
«Wie sollte ich das nicht wissen? Noch vor kurzem haben diese Wachen mich verhöhnt, als die drei Teufel mich verschleppten.»
«Sie wird uns führen!», sagte ich zu Cellini in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Die Kurtisane konnte uns in der Tat von Nutzen sein. Außerdem war sie viel zu schön, um zu sterben.
Der Goldschmied sah mich wütend an. «Wie Ihr wollt, Schweizer. Nehmt die Krähe meinethalben in Eure Obhut, aber jammert nicht, wenn sie Euch die Augen aushackt!»
Wir wickelten schwere Steine in die Unterwasseranzüge und warfen sie in
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