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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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unser Heiliger Vater der Papst den Neubau von Sankt Peter bestreiten wollte. Und dass König Karl ohne das Geld der Fugger nicht zum Kaiser gewählt worden wäre, wusste jedermann. Auf das Fugger’sche Geld waren alle angewiesen, wie feindselig sie einander auch gegenüberstehen mochten.
    Es war der Grund dafür, dass die Faktorei eine ebenso sichere Festung war wie die Engelsburg. Und wohl auch dafür, dass Clemens VII. uns hierher gesandt hatte. Dies war ein neutraler Ort und, abgesehen von der Engelsburg, der einzige in Rom, an dem Cellini und ich uns sicher fühlen durften. Umso mehr erstaunte es mich, dass der Goldschmied unsere Mission nach dem glücklich bestandenen Fährnis der Tiberdurchquerung mit seinem herausfordernden Betragen grundlos gefährdete. An meiner Seite hing der Dolch, und am liebsten hätte ich das getan, was dem waffenlosen Herrn Schauer verwehrt war.
    Zu meiner Erleichterung schien Cellini sich beruhigt zu haben.
    «Dann machen auch wir ein Geschäft», schlug er vor und leerte einen Lederbeutel auf dem Tisch aus. In bunten Farben leuchtende Edelsteine rollten über das weiße Leinentuch. «Das gibt Euch der Papst, wenn Ihr uns ein Schiff zur Verfügung stellt.»
    «Ein Schiff, wofür?», fragte Schauer, während sein Blick gierig über die Edelsteine glitt.
    «Um nach Venedig und zurück zu gelangen.»
    «Und was wollt Ihr in Venedig?»
    «Das Herr Schauer, ist nicht Eure Sache», versetzte Cellini hart.
    «Das ist es sehr wohl, bringen wir uns doch in Gefahr, indem wir Euch helfen. Sollte die Gefahr groß sein, wäre das Doppelte an Edelsteinen angebracht.»
    Nur mühsam wahrte Cellini die Beherrschung. «Werdet nicht unverschämt! Das ist genug, um ein Schiff zu kaufen » , erwiderte er.

    «Nicht in diesen aufregenden Tagen.»
    Cellini griff in einen anderen Lederbeutel und zog ein ver-siegeltes Papier hervor, das er über den Tisch schob. Ich erkannte auf dem Siegel das Fuggerwappen mit der doppelten Lilie.
    «Das sendet Euch der Heilige Vater», sagte er.
    Muelich erbrach das Siegel, faltete das Papier auseinander und las es in Ruhe. Dann schob er die Edelsteine über den Tisch, sodass sie vor Cellini und mir lagen.
    «Nehmt die Edelsteine zurück, Ihr bekommt Euer Schiff, ohne zu bezahlen.»
    «Was?», schrie Schauer auf und warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf die im Licht des Kaminfeuers funkelnden Steine.
    Dann sah er seinen Amtsbruder mit grimmiger Miene an. «Wie könnt Ihr das entscheiden, ohne meinen Rat einzuholen?»
    «Dies ist ein Schreiben des Herrn Anton Fugger, in dem er Seiner Heiligkeit dem Papst für erwiesene Dienste jedwede Hilfe in jedweder Lage für die Person zusichert, die das Schreiben vorlegt. Lest selbst!»
    Schauer las und brummte dann: «So steht es hier, und die Unterschrift scheint echt. Aber was für Dienste sind das, von denen unser Herr spricht?»
    Muelich hob ratlos die Hände. «Ich weiß es nicht und es geht uns auch nichts an. Fest steht nur, dass wir diesen beiden Herren zur Hilfe verpflichtet sind.»
    «Aber in diesem Schreiben steht nicht, dass wir keine Bezahlung annehmen dürfen», beharrte Schauer.
    «Wir nehmen keine Bezahlung an, weil ich es so entschieden habe.» Muelich wandte sich uns zu und gab Cellini das Schriftstück zurück. «Ruht Euch ein paar Stunden aus, meine Gäste. Euer Schiff wird im Morgengrauen bereit sein.»
    Als wir in dem Schlafraum, den ein Diener uns zugewiesen hatte, allein waren, schnürte der Goldschmied den Lederbeutel mit den Edelsteinen sorgfältig zu.
    Ich beobachtete ihn und wunderte mich laut: «Ich dachte, der Papst hätte in der Engelsburg kaum noch Vermögen.»
    Cellini klopfte auf den Beutel. «Dies ist ein gut Teil dessen, was er noch hat. Ich habe die Edelsteine aus sämtlichen Kronen und Verzierungen herausgebrochen und das Gold anschließend eingeschmolzen. Unser Heiliger Vater wird froh und dankbar sein, wenn wir ihm seinen Schatz zurückbringen.»
    «Trotzdem wäre ich froh, wenn die Faktoren die Bezahlung angenommen hätten», murrte ich.
    Cellini blickte mich an wie einen Narren. «Froh? Weshalb?»
    «Ich kann nicht glauben, dass ein Fugger’scher Faktor jemandem ohne Hintergedanken unentgeltlich zu Diensten ist.
    Wisst Ihr nicht, was man zu dieser Frage sagt?»
    «Nein, was?»
    «An dem Tag, da ein Fugger Geld ablehnt, bricht das Jüngste Gericht herein.»
    Cellini lachte laut, während er sich in seine Decke einrollte.
    Gleich darauf ging sein Gelächter in ein lautes Schnarchen über.
    Ich

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