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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Schweizergarde besteht aus hundert Mann, aber nur einer sitzt hier vor mir. Warum Sie?»
    «Glauben Sie nicht an den Zufall, Elena?»
    «Ein kluger Mensch hat mal gesagt, der Zufall sei das vereinzelte Faktum. Häufen sich aber die Zufälle und steht man vor einem Berg von Fakten, ist man ein Narr, wenn man sich mit Verweisen auf den Zufall abspeisen lässt.»
    Alexander setzte sein betörendstes Lächeln auf. «So kluge Gedanken in einem so hübschen Kopf.»
    «Die Macho-Tour zieht bei mir nicht.»
    Er seufzte. «Also gut. Nennen Sie mir Ihre gehäuften Zufälle.»
    Elena hielt ihre rechte Hand hoch und streckte bei jedem Punkt einen der schlanken Finger aus, deren Nägel kurz geschnitten und farblos lackiert waren. «Erstens: Der Kommandant der Schweizergarde und seine Frau werden ermordet. Ihr Neffe heißt Alexander Rosin. Zweitens: In derselben Nacht wird in die Waffenkammer der Garde eingebrochen und ein Gardist von den unbekannten Tätern niedergeschlagen. Sein Name ist Alexander Rosin. Drittens: Am übernächsten Tag scheitert auf offener Straße nur knapp ein Mordanschlag, ausgeführt in bester Mafiamanier.
    Offizielles Opfer ist ein Polizist und ehemaliger Mafiajäger, Commissario Stelvio Donati. Neben ihm steht ein Schweizergardist namens Alexander Rosin. Viertens: Bei seiner ersten Generalaudienz entpuppt Papst Custos sich als Wundertäter. Und wer interessiert sich brennend für den Vorfall?
    Der Gardist Alexander Rosin. So viel zum Thema Zufall!» In ihrer Stimme mischten sich Triumph, Vorwurf und Spott.
    Alexander beugte sich zu ihr und fragte leise: «Wer hat Sie über den Vorfall in der Waffenkammer informiert?»

    «Berufsgeheimnis. Eine einmal preisgegebene Quelle versiegt.
    Sie bestätigen den Vorfall also?»
    «Ja, verdammt!»
    «Ist etwas gestohlen worden?»
    «Das Ausgabebuch für die Handfeuerwaffen.»
    Elenas Nasenflügel bebten. «Ich verstehe. Jetzt kann niemand mehr nachprüfen, wie Marcel Danegger an die Mordwaffe gekommen ist. Vorausgesetzt, die bei ihm gefundene Pistole ist die Mordwaffe. Was nicht heißen muss, dass er der Mörder ist.»
    Bei dem letzten Satz fühlte Alexander sich wie vom Blitz getroffen. «Wie kommen Sie darauf, dass Danegger unschuldig sein könnte?», fragte er mit nur mühsam unterdrückter Erregung.
    «Die ganze Sache stinkt doch wie der Tiber im Hochsommer.
    Der Vatikan hätte, um den Vorfall restlos aufzuklären, jedwede Unterstützung der italienischen Behörden haben können. Aber der Heilige Stuhl, in der Untersuchung von Mordfällen so erfahren wie ein Kardinal im Kinderkriegen, klärt die Sache allein auf und kommt schneller zu einem Abschluss der Untersuchung, als Sherlock Holmes ‹Watson, reichen Sie mir das Vergrößerungs-glas› sagen kann. Und was ist Daneggers angebliches Motiv?
    Dass er sich im Dienst zurückgesetzt fühlte!»
    «Was passt Ihnen daran nicht?»
    «Würde jeder, der sich in seinem Job zurückgesetzt fühlt, seinen Vorgesetzten erschießen, hätten wir in den Büros und Fabrikhallen dieser Welt mehr Leichen als Lebendige.»
    «Nicht jeder hat eine Pistole zur Verfügung und nicht jeder hat einen psychischen Blackout.»
    «Und Danegger soll so durchgeknallt sein, dass er gleich die Frau des Kommandanten mit um die Ecke brachte?»
    «Sie war ihm wohl einfach im Weg.»
    Indem er sich naiv stellte, wollte Alexander herausfinden, was Elena dachte, und vielleicht der Wahrheit ein Stück näher kommen.
    «Aber Juliette Rosin hatte Danegger nichts getan», wandte Elena ein.
    «Vielleicht wollte er schlicht eine Zeugin beseitigen.»
    «Wozu, wenn er sich gleich darauf selbst die Kugel gab?»
    «Dann war es eben eine Affekthandlung. Danegger war nicht Herr seiner Sinne.»
    «Was das bewusste Beseitigen einer Zeugin ausschließt», trumpfte Elena auf. «Aber es sieht auch nicht nach einer Affekthandlung aus. Er musste Ihre Tante bis ins Wohnzimmer verfolgen, um sie zu töten. Erst als das erledigt war, hat er sich selbst umgebracht. Wenn wirklich sein Zwist mit Ihrem Onkel der Auslöser des Mordes gewesen wäre, hätte Danegger mit Oberst Rosins Tod zufrieden sein müssen.»
    «Vielleicht hat er alle gehasst, die den Namen Rosin trugen.»
    «Weshalb hat er dann Sie verschont, Alexander? Sie wissen keine Antwort? Die ergibt sich, wenn man unterstellt, dass Danegger nicht Täter, sondern selbst Opfer ist. Ein Sündenbock, hingeschlachtet, um den oder die wahren Schuldigen zu decken.
    Vielleicht geht es tatsächlich um die Familie Rosin, nicht nur

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