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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Erfolg?»
    «Klar.» Ihr Grinsen wurde breiter. «Mein Herausgeber hat mich ermuntert, tiefer zu graben. Wetter-Dietz’ Anruf hat ihm gezeigt, dass ich auf der richtigen Fährte bin.»
    «Auf welcher Fährte?»
    Sie zog die Stirn in Falten. «Haben Sie den Messagero heute nicht gelesen?»
    «Ehrlich gesagt, nein.» Alexander war etwas verlegen. «Daran habe ich gar nicht gedacht.»
    «Wie wollen Sie zu richtigen Schlussfolgerungen kommen, wenn Sie sich nicht mit den Fakten vertraut machen?», fragte sie kopfschüttelnd und mit gespielter Strenge.
    Dann griff sie erneut in ihre Tasche, zog eine Zeitung hervor und entfaltete sie vor Alexander. Ihrem Bericht über die erste Generalaudienz des neuen Papstes gehörte die Titelseite mit der fetten Schlagzeile
    IST DER PAPST EIN HEILIGER?
    «Ich kann mir vorstellen, dass das bei Wetter-Dietz und den Kardinälen der Kurie nicht auf Wohlwollen stößt», meinte Alexander und vertiefte sich in den Artikel. Den ersten Teil, der sich mit der Audienz beschäftigte, überflog er nur. Er war dabei gewesen, näher am Geschehen sogar als Elena. Interessant war für ihn der zweite Teil mit der Überschrift Auch als Bischof schon ein Wundertäter: Zum ersten Mal wurden die ungewöhnlichen Kräfte des Heiligen Vaters öffentlich, als er noch Jean-Pierre Gardien hieß und Erzbischof von Marseille war. Vor zehn Jahren brach der schwer herzkranke Kaufmann Henri L., damals 58, bei einer von Bischof Gardien zelebrierten Messe zusammen. Bevor der eilends herbeigerufene Notarzt erschien, kümmerte der Bischof sich um den Mann und barg ihn auf seinem Schoß. Als der Arzt eintraf war Monsieur L. wohlauf und behauptete, es gehe ihm blendend. Eingehende Untersuchungen im Krankenhaus ergaben, dass sein vorher so schwaches Herz stark und gesund war wie nie zuvor.
    Der nächste in der französischen Presse dokumentierte Vorfall ereignete sich zwei Jahre später während einer Pfingstprozession. Die 56-jährige Bäuerin Hermine F., die an schwerem Asthma litt, brach mit akuter Atemnot vor den Füßen des Bischofs zusammen. Wieder kümmerte Gardien sich persönlich um die Kranke, und wieder fühlte sie sich beim Eintreffen zweier Sanitäter so wohl wie nie zuvor. Über ihre weitere Krankengeschichte ist nichts bekannt.
    Wieder zwei Jahre später, kurz bevor Gardien von Marseille zur Kurie nach Rom wechselte, wurde er in einen Verkehrsunfall verwickelt. Sein Chauffeur fuhr ein neunjähriges Mädchen an, das einem Ball hinterher auf die Straße gelaufen war. Augenzeugen berichteten von einer schweren Kopfverletzung bei dem Kind, es sei blutüberströmt gewesen. Bischof Gardien sprang sofort aus dem Wagen und beugte sich über die Schwerverletzte.
    Als die Ambulanz eintraf, waren die Wunden weitgehend verheilt, das Mädchen nur noch etwas benommen.
    Sind Wunderheilungen möglich? Ist der neue Papst ein Heiliger? Was sagt der Vatikan dazu? Lesen Sie weiter auf Seite 2.
    Alexander legte die Zeitung auf den Tisch. «Gibt es noch mehr Vorfälle, die Seine Heiligkeit als Wundertäter ausweisen?»
    «Ich recherchiere noch. Es gibt Anzeichen dafür, dass weitere Wundertaten vertuscht worden sind. Auffällig ist, dass alle drei von mir erwähnten Fälle, obwohl sie sich in breiter Öffentlichkeit ereigneten, in der französischen Presse ein erstaunlich geringes Echo fanden. Kaum mehr als ein Bericht pro Fall und dann keine weitere Erwähnung. Als hätte jemand eiligst den Deckel auf den Topf gedrückt, bevor die Suppe überkochte.»
    «So wie Wetter-Dietz Ihren Herausgeber einschüchtern wollte.»
    «Exakt. Aber menschliche Neugier und journalistische Recherche sind stärker als jede Heimlichtuerei.» Elena trank einen Schluck, lehnte sich zurück und legte ihre Beine übereinander, was den knielangen Rock zwei Handbreit nach oben rutschen ließ. Trotz dieser lässigen Pose wirkte sie konzentriert, und ihr Blick ruhte unverwandt auf ihrem Gegenüber. «Wie ist das bei Ihnen, Alexander? Was treibt Ihre Neugier an? Warum interessiert Sie, welche unerklärlichen Taten Papst Gardien vollbracht hat?»
    Elena nannte den Papst, wie es in Rom alter Brauch war, einfach bei seinem Familiennamen. Alexander nahm das nur unterschwellig wahr. Er suchte nach einer Antwort, die Elena zufrieden stellen würde.

    «Ich gehöre zur Leibwache des Heiligen Vaters. Um seinen Schutz zu gewährleisten, muss ich alles Ungewöhnliche wissen, das mit ihm zusammenhängt.»
    «Wollen Sie mich verscheißern?», fragte Elena kühl. «Die

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