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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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fiel das Sprechen immer noch schwer. Es war fast, als wollte er nicht reden, aber plötzlich fühlte er den heftigen Wunsch, alles zu erfahren, die schrecklichen Ereignisse zu verstehen. Außerdem brauchte er etwas – und wenn es nur Worte waren –, um die Leere in seinem Inneren zu füllen. Er ließ sich von Camaris den Schlauch geben und feuchtete seine Kehle an. »Wer war das?«
    »Die Hikeda’ya«, erklärte Aditu und schaute zu, wie die Menschen sich abmühten, die Flammen zu ersticken. »Die Nornen. Es war Utuk’kus langer Arm, der sich heute Nacht nach uns ausgestreckt hat.«
    »Ich … versuchte … um Hilfe zu rufen. Ich … konnte nicht…«
    Aditu nickte. »Kei-vishaa. Es ist eine Art Gift, das mit dem Wind fliegt. Es lähmt die Stimme und bringt den Schlaf.« Sie sah auf Camaris, der sich an die Wand eines der Zelte gelehnt hatte. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. »Ich weiß nicht, wie er so lange widerstehen konnte. Hätte er es nicht getan, wären wir zu spät gekommen. Geloës Opfer wäre umsonst gewesen. Und auch Ihr, Tiamak – ohne Eure Hilfe wäre die Sache anders ausgegangen: Ihr fandet Camaris’ Schwert, und Euer Feuer hat unsere Feinde erschreckt. Sie wussten, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Es hat sie unvorsichtig gemacht. Ich glaube, sonst lägen wir jetzt alle dort.« Sie deutete auf das brennende Zelt.
    Geloës Opfer. Tiamaks Augen füllten sich mit brennenden Tränen.
    Du-die-darauf-wartet-alles-wieder-zu-sich-zu-nehmen, betete er inbrünstig, lass sie nicht vorübertreiben!
    Er bedeckte das Gesicht mit den Händen und überließ sich der Leere seines Innern.
     
    Josua rannte schneller. Als Isgrimnur ihn endlich einholte, war der Prinz schon wieder stehen geblieben und kümmerte sich darum, dass das Feuer nicht weiter um sich griff. Der ursprüngliche Brand hatte sich nur geringfügig ausgebreitet; höchstens ein halbes Dutzend Zelte war erfasst worden. Fast alle Bewohner des ersten Zeltes – unter ihnen Sangfugol – waren unverletzt geblieben. Nur mit einem langen Hemd bekleidet, stand er da und folgte den Ereignissen mit trübem Blick.
    Nachdem er sich überzeugt hatte, dass alles Erdenkliche bereits getan wurde, folgte Isgrimnur Josua hinüber zu Camaris und den beiden anderen Überlebenden, der Sitha und dem kleinen Tiamak, die unweit der Brandstätte im Gras lagen. Alle drei waren blutverschmiert und versengt, aber nachdem Isgrimnur sie flüchtig untersucht hatte, bestand kein Zweifel, dass sie davonkommen würden.
    »Ah, gepriesen sei der barmherzige Ädon, dass Ihr in Sicherheit seid, Herr Camaris«, sagte Josua und kniete neben dem alten Ritter nieder. »Ich fürchtete gleich, es könnte Euer Zelt sein, als wir die Flammen sahen.« Er wandte sich an Aditu, die ihren Verstand beisammen zu haben schien, was man von Camaris und dem Marschmann nicht ohne weiteres behaupten konnte. »Wen haben wir verloren? Man sagt mir, es lägen noch Leichen im Zelt.«
    Aditu sah zu ihm auf. »Geloë, fürchte ich. Sie war schwer verletzt und wird sterben.«
    »Gottes Fluch!« Josua versagte die Stimme. »Verdammter Tag!« Er riss eine Handvoll Gras aus und schleuderte es wütend von sich. Dann bezwang er sich mühsam. »Ist sie noch dort drin? Und wer sind die anderen?«
    »Sie ist nicht mehr hier«, antwortete Aditu. »Die drei im Zelt gehören zu denen, die Ihr Nornen nennt. Geloë ist in den Wald zurückgekehrt.«
    »Was?« Josua fuhr überrascht zurück. »Was meint Ihr damit – in den Wald? Ihr sagtet doch, sie sei tot.«
    »Sie stirbt.« Aditu spreizte die Finger. »Ich glaube, sie wolltenicht, dass wir ihrem Ende beiwohnten. Sie war eine seltsame Frau, Josua, seltsamer, als Ihr vielleicht ahnt. Sie hat uns verlassen.«
    »Für immer?«
    Die Sitha nickte langsam. »Ja.«
    Der Prinz schlug das Zeichen des Baumes und beugte das Haupt. Als er wieder aufblickte, liefen Tränen über seine Wangen.
    Auch Isgrimnur fühlte, wie ein Schatten über ihn dahinzog, als er daran dachte, dass sie Geloë verloren hatten. Im Moment hatte er so viele dringende Aufgaben, dass er nicht darüber nachgrübeln konnte, aber der Herzog wusste aus der langjährigen Erfahrung vieler Schlachten, dass seine Trauer später nur umso tiefer sein würde.
    »Man hat uns mitten ins Herz getroffen«, erklärte der Prinz bitter. »Wie sind sie an den Posten vorbeigekommen?«
    »Der, mit dem ich gekämpft habe, war völlig durchnässt«, erwiderte Aditu. »Vielleicht sind sie vom

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