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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Schnelligkeit zu uns zurückzukehren.«
    Josua machte eine ungeduldige Gebärde. »Geht, Hotvig. Nur Gottweiß, wie lange sie schon unterwegs sind. Aber da Eure Männer die schnellsten Reiter sind, solltet ihr Euch nach Westen wenden, während wir uns um die anderen Richtungen kümmern.«
    Er wandte sich an Sludig. »Wir wollen das Lager umreiten und dabei den Kreis jedes Mal größer ziehen. Ich gehe Vinyafod satteln. Wir treffen uns dort. Isgrimnur, kommt Ihr mit?«
    »Natürlich.« Der Herzog verfluchte sich im Stillen. Ich hätte mir denken können, dass so etwas passieren würde. Sie war so still, so traurig, so abwesend, seitdem wir hierherkamen. Josua hat die Veränderung in ihr nicht so deutlich gesehen wie ich. Aber selbst wenn wir ihrer Meinung nach zuerst nach Erkynland hätten ziehen sollen – warum reitet sie jetzt allein? Törichtes, eigensinniges Kind! Und Simon. Ich hätte mehr von dem Jungen erwartet.
    Schon jetzt unglücklich bei dem Gedanken an eine Nacht im Sattel und die Rückenschmerzen, die unweigerlich darauf folgen würden, seufzte Isgrimnur tief und stand schwerfällig auf.
     
    »Wieso wacht sie nicht auf?«, fragte Jeremias. »Könnt Ihr nicht irgendetwas tun?«
    »Ruhig, Junge, ich tue, was ich kann.« Herzogin Gutrun bückte sich und betastete noch einmal Leleths Gesicht. »Sie ist kühl, nicht fiebrig.«
    »Aber was fehlt ihr dann?« Jeremias war beinahe außer sich.
    »Ich habe immer wieder versucht, sie aufzuwecken, aber sie ist einfach liegen geblieben.«
    »Hier, nimm noch eine Decke«, sagte Vara. Sie war auf ihrem Lager zur Seite gerückt, um dem Mädchen Platz zu machen, aber Gutrun hatte nicht geduldet, dass Jeremias Leleth neben sie legte, aus Angst, Leleth könnte krank sein und Vara anstecken. Stattdessen hatte der Junge die schlaffe Gestalt des Mädchens vorsichtig auf eine Decke am Boden gebettet.
    »Bleibt Ihr nur ruhig liegen. Ich kümmere mich schon um das Kind«, erklärte die Herzogin. »Hier ist ohnehin schon viel zu viel Lärm und Unruhe.«
    Prinz Josua trat ins Zelt, Kummer tief ins Gesicht gegraben. »Was ist denn nun schon wieder? Die Wache sagt, jemand sei krank. Vara? Geht es dir nicht gut?«
    »Ich bin es nicht, Josua. Es ist die kleine Leleth. Wir können sie nicht aufwecken.«
    Herzog Isgrimnur stampfte herein. »Ein verdammt langer Ritt und keine Spur von Miriamel«, knurrte er. »Wir können nur hoffen, dass Hotvig und seine Thrithingmänner mehr Glück haben.«
    »Miriamel?«, fragte Vara erschrocken. »Ist ihr auch etwas zugestoßen?«
    »Auf und davon ist sie, mit dem jungen Simon«, antwortete Josua grimmig.
    »Was für eine verfluchte Nacht«, stöhnte Vara. »Warum muss so etwas geschehen!«
    »Nun, ich glaube nicht, dass das Ganze Simons Idee war.« Isgrimnur beugte sich zu seiner Frau, legte den Arm um ihre Schultern und küsste ihren Nacken. »Er hinterließ einen Brief, in dem er schreibt, er wollte versuchen, sie zurückzubringen.« Die Augen des Herzogs wurden schmal. »Warum ist eigentlich die Kleine hier? Ist sie bei dem Feuer verletzt worden?«
    »Ich habe sie hergebracht«, erläuterte Jeremias traurig. »Herzogin Gutrun beauftragte mich, heute Abend auf sie aufzupassen.«
    »Ich wollte sie nicht bei uns haben, weil es Vara so schlechtging«, sagte Gutrun, die ihr eigenes Unbehagen nicht ganz verbergen konnte. »Es sollte auch nur für eine Weile sein, während Geloë an dem Treffen mit Euch Männern teilnahm.«
    »Ich war den ganzen Abend bei ihr«, erklärte Jeremias. »Als sie dann einschlief, bin ich auch eingeschlafen. Ich wollte es gar nicht, aber ich war auf einmal müde.«
    Josua betrachtete den jungen Mann freundlich. »Du hast nichts falsch gemacht, Jeremias. Und weiter?«
    »Ich wachte auf, als sie alle ›Feuer!‹ schrien. Ich dachte, Leleth könnte sich ängstigen, darum ging ich zu ihr, damit sie wusste, dass ich noch bei ihr war. Sie saß mit offenen Augen da, aber ich glaube, sie hörte kein Wort von dem, was ich sagte. Dann sank sie zurück und schloss die Augen, als schlafe sie. Aber ich konnte sie nicht wecken! Also trug ich sie hierher, um zu sehen, ob Herzogin Gutrun ihr helfen könnte.« Jeremias war den Tränen nahe. »Du hast nichts falsch gemacht, Jeremias«, wiederholte der Prinz. »Aber jetzt kannstdu etwas für mich tun.« Der junge Mann hielt den Atem an, um ein Schluchzen zu unterdrücken. »W-was, Hoheit?«
    »Geh zu Isgrimnurs Zelt und stell fest, ob Binabik zurückgekommen ist. Der Troll versteht etwas von

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