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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nichts zugestoßen ist. Jetzt aber muss ich mit Isgrimnur und den anderen beraten, was dieser Anschlag bedeutet und was wir tun sollen.« Er stand auf, bückte sich dann wieder und küsste seine Gemahlin noch einmal. »Schlaf nicht ein – und behaltet Euren Dolch, Gutrun –, bis ich Euch eine Wache schicken kann.«
    »Ist niemand sonst zu Schaden gekommen? Gutrun sagte, sie habe ein Feuer gesehen.«
    »Camaris’ Zelt. Er scheint der Einzige gewesen zu sein, der angegriffen wurde.« Er wollte zum Eingang gehen.
    »Aber woher willst du das wissen, Josua?«, fragte Vara. »Unser Lager ist riesig.«
    »Ich bin mir nicht sicher, doch bisher ist kein weiterer Übergriff bekannt geworden. Ich sende euch einen Mann, der euch beschützt. Jetzt muss ich mich beeilen, Vara.«
    »Lasst ihn gehen, Herrin«, sagte Gutrun. »Legt Ihr Euch hin und versucht zu schlafen. Denkt an Euer Kind. Ich werde wachen.«
    Vara seufzte. Josua drückte ihre Hand und eilte aus dem Zelt.
     
    Als der Prinz ins Licht des Lagerfeuers trat, sah Isgrimnur auf. Die kleine Gruppe seiner Vertrauten machte ihm Platz.
    »Josua …«, begann der Herzog, aber der Prinz ließ ihn nicht ausreden.
    »Ich habe einen Fehler gemacht, Isgrimnur. Es reicht nicht, dass wir Posten durch das Lager schicken, um nach Anzeichen eines Nornenüberfalls zu suchen. Bei Ädons Blut, ich habe viel zu spät daran gedacht – Sludig! Seid Ihr hier, Sludig?«
    Der Rimmersmann trat vor. »Zu Euren Diensten, Herr.«
    »Schickt Männer aus, die im ganzen Lager prüfen sollen, ob jeder an seinem Platz ist, vor allem die besonders Gefährdeten unter uns. Binabik und Strangyeard waren bei mir, bis das Feuer ausbrach, aber das heißt nicht, dass sie auch jetzt noch in Sicherheit sind. Ich habe zu spät daran gedacht, dass es sich vielleicht nur um ein Ablenkungsmanöver gehandelt hat. Seht auch nach meiner Nichte Miriamel – und nach Simon.« Er überlegte. »Wenn sie es auf Camaris abgesehen hatten, dann vermutlich wegen seines Schwertes. Simon hat es eine Weile getragen, vielleicht droht ihm deshalb ebenfalls Gefahr. Verflucht, dass mir das so spät einfällt!«
    Isgrimnur räusperte sich. »Ich habe Freosel schon beauftragt, nach Miriamel zu suchen, Josua. Ich wusste, dass Ihr zuerst nach der Herrin Vara sehen würdet, und dachte mir, dass wir nicht so lange warten sollten.«
    »Ich danke Euch, Freund. Ja, ich war bei Vara. Mit ihr und Gutrun ist alles in Ordnung.« Seine Miene verfinsterte sich. »Aber ich bin beschämt, weil Ihr für mich denken musstet.«
    Isgrimnur schüttelte den Kopf. »Hauptsache, der Prinzessin ist nichts zugestoßen.«
    »Eine Person weniger, Sludig, um die Ihr Euch kümmern müsst. Geht jetzt und schaut nach den Übrigen. Und stellt bitte zwei Mann als Wache vor mein Zelt. Ich werde besser nachdenken können, wenn ich weiß, dass jemand auf Vara aufpasst.«
    Der Rimmersmann nickte. Er befahl einer größeren Schar von Soldaten, die sich vor Isgrimnurs Zelt drängten und auf Anweisungen warteten, sich ihm anzuschließen, und machte sich auf den Weg.
    »Und nun«, sagte Josua zu Isgrimnur, »warten wir ab und denken nach.«
     
    Es dauerte nicht lange, bis Aditu wieder erschien. Bei ihr waren Vater Strangyeard und Binabik, die sie begleitet hatten, um sich zu vergewissern, dass Camaris und Tiamak bequem gebettet waren und eine der heilkundigen Frauen von Neu-Gadrinsett sich um sie kümmerte, vielleicht aber auch, um mit Aditu zu reden, denn als sie an Isgrimnurs Zelt ankamen, führten die drei eine lebhafte Unterhaltung.
    Aditu berichtete Josua und den anderen alle Einzelheiten des nächtlichen Vorfalls. Sie sprach ruhig, und obwohl sie die Worte so sorgfältig wählte wie stets, entging es Isgrimnur nicht, dass sie innerlich tief verstört zu sein schien. Er wusste, dass Geloë und sie befreundet gewesen waren. Offenbar empfanden die Sithi Kummer wie die Menschen auch. Das machte sie ihm liebenswerter, ein Gedanke, den er sogleich als unwürdig verwarf. Warum sollten Unsterbliche nicht in gleicher Weise Leid fühlen wie Sterbliche? Nach allem, was Isgrimnur wusste, hatten sie zweifellos mindestens ebenso viel erduldet.
    »So.« Josua lehnte sich zurück und sah sich im Kreise um.
    »Wir haben keine Spur eines weiteren Angriffs entdeckt. Die Frage ist also, warum sie sich gerade Camaris ausgesucht haben.«
    »Es muss doch etwas dran sein, an diesem Gedicht über die drei Schwerter«, meinte Isgrimnur. Er hatte zwar für solch luftige Prophezeiungen nichts

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