Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Sicherheit unseres Volkes in dieser Fremde?« Er deutete auf die Trolle unten im Tal. »Du sprichst jetzt wenigstens etwas Westerling. Wir können nicht beide gehen und unsere Qanucbrüder und -schwestern taub und stumm zurücklassen.«
    Sisqi stiegen die Tränen in die Augen. »Gibt es denn keine andere Möglichkeit?«
    »Ich weiß keine«, erwiderte Binabik zögernd. »Ich wünschte, es wäre anders.« Auch seine Augen waren feucht.
    »Bei Chukkus Steinen!«, fluchte sie. »Soll denn alles, was wir bisher erduldet haben, umsonst sein – nur, damit wir wieder getrennt werden?« Sie drückte ihm hart die Finger. »Warum bist du so dickköpfig und ehrenhaft, Binabik vom Mintahoq? Ich habe dich früher schon deshalb verflucht, doch nie so bitter wie jetzt.«
    »Ich komme zu dir zurück. Ich schwöre es, Sisqinanamook. Was immer auch geschieht, ich kehre zurück zu dir.«
    Sisqi beugte sich vor, presste ihre Stirn an seine Brust und weinte. Binabik schlang die Arme um sie und hielt sie fest. Auch über seine Wangen rollten Tränen. »Wenn du nicht wiederkommst«, stöhnte sie, »dann sollst du nie mehr eine ruhige Minute haben, bis ans Ende der Zeit.«
    »Ich werde zurückkommen«, wiederholte er und verstummte. So standen sie lange und hielten einander traurig umschlungen.
     
    »Ich kann nicht sagen, dass mir der Gedanke gefällt, Binabik«, erklärte Prinz Josua. »Wir können nur schlecht auf Euren weisen Rat verzichten – vor allem jetzt, nach Geloës Tod.« Der Prinz sah düster vor sich hin. »Ädon allein weiß, was für ein Schlag das für uns war. Der Gedanke daran macht mich ganz krank. Und wir haben nicht einmal einen Leichnam, den wir beweinen können.«
    »Und so hat sie es gewollt«, erwiderte Binabik sanft. »Doch, um von Eurer ersten Sorge zu sprechen, dünkt mich, dass wir auf Eure Nichte und Simon noch weit weniger verzichten können. Ich habe Euch meine Befürchtungen diesbezüglich ja mitgeteilt.«
    »Mag sein. Aber wie wollen wir nun herausfinden, worin der Nutzen der Schwerter liegt? Es gibt noch so viel zu verstehen.«
    »Wenig Hilfe habe ich noch für Strangyeard und Tiamak«, versetzte der kleine Mann. »Fast alle von Ookequks Schriftrollen übertrug ich in Westerling. Nur wenige sind noch übrig, und Sisqi kann Unterstützung geben.« Er wies auf seine Verlobte, die stumm und mit geröteten Augen neben ihm saß. »Und dann, auch das muss ich mit Bedauern kundtun, wenn jene Aufgabe beendet ist, wird sie die anderen Qanuc nehmen und mit ihnen zu unserem Volk zurückkehren.«
    Josua schaute auf Sisqi. »Ein weiterer großer Verlust.« Sie neigte den Kopf.
    »Aber Ihr seid nun viele«, meinte Binabik. »Auch unser Volk leidet, und man braucht die Hirten und Jägerinnen am Blauschlammsee.«
    »Natürlich«, antwortete der Prinz. »Wir werden immer dankbar sein, dass Euer Volk uns in der Not zu Hilfe kam. Wir werden es nie vergessen, Sisqi und Binabik.« Sein Gesicht wurde traurig. »Ihr seid wirklich entschlossen, den beiden zu folgen?«
    Der Troll nickte. »Es gibt viele Gründe dafür, dass mir dieser Weg der Beste zu sein scheint. Auch ist es meine Furcht, dass Miriamel hofft, das Schwert Hellnagel zu gewinnen – vielleicht weil sie glaubt, mit seiner Hilfe den Krieg zu einem schnellen Abschluss bringen zukönnen. Das macht mir Angst, denn wenn Graf Eolairs Erzählung der Wahrheit entspricht, so haben die Unterirdischen den Dienern des Sturmkönigs bereits offenbart, dass das Schwert im Grab Eures Vaters Minneyar ist.«
    »Und das bedeutet wahrscheinlich das Ende unserer Hoffnungen, so oder so«, bemerkte Josua finster. »Denn warum sollte Elias, wenn er es weiß, das Schwert an seinem Ort liegen lassen?«
    »Was der Sturmkönig weiß und was Euer Bruder weiß, sind vielleicht zweierlei Wissen«, antwortete Binabik. »Es ist keine noch nie gehörte Merkwürdigkeit, dass Verbündete Dinge voreinander verhehlen. Vielleicht ist dem Sturmkönig auch nicht bekannt, dass wir etwas davon wissen.« Er lächelte ein gelbes Lächeln. »Eine Angelegenheit von höchster Verwicklung, nicht wahr? Doch nach der Geschichte, die der alte Strupp so oft erzählt hat – wie Euer Bruder sich verhielt, als Strupp ihm das Schwert geben wollte –, ist es möglich, dass jene, die von Sturmspitze besudelt sind, Hellnagels Nähe nicht ertragen.«
    »Das wage ich nicht zu hoffen«, sagte Josua. »Isgrimnur, was haltet Ihr von der Sache?«
    Der Herzog bewegte sich unruhig auf seinem niedrigen Hocker. »Welcher? Von den

Weitere Kostenlose Bücher