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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Male in Falshire gewesen. Die Gefahr, dass mich jemand dort erkennt, ist viel zu groß.«
    Simon seufzte. »Also gut. Aber es stört Euch doch nicht, wenn ich in irgendein Gasthaus gehe und uns dort etwas zu essen hole wie neulich in Stanshire?«
    »Sofern du mich nicht die ganze Nacht warten lässt. Es ist schon schlimm genug, die Frau eines armen fahrenden Wachsziehers zu sein, auch ohne dass man im Regen stehen muss, während der Ehemann am warmen Feuer sitzt und sein Bier schlürft.«
    Aus Simons Lächeln wurde ein Grinsen. »Die arme Wachszieherfrau.«
    Miriamel betrachte ihn verdrießlich. »Der arme Wachszieher, wenn er sie wütend macht.«
     
    Die Herberge hieß Zur Teerkiste und war mit vielen Fackeln erleuchtet wie für ein Fest. Aber als Simon zur Tür hineinspähte, schien ihm die Stimmung innen alles andere als festlich zu sein. Zwar war der große Schankraum gut gefüllt, etwa zwei oder drei Dutzend Menschen saßen dort, aber sie sprachen so leise miteinander, dass Simon hören konnte, wie von den Mänteln, die neben der Tür hingen, das Regenwasser herabtropfte.
    Er ging durch die vollbesetzten Bänke zum anderen Ende des Raums und merkte, dass sich viele Köpfe nach ihm umdrehten und das Summen der Gespräche ein wenig anschwoll. Aber er sah weder nach rechts noch nach links. Der Wirt, ein dünner, büschelhaariger Mann, das Gesicht schweißglänzend von der Hitze des Backofens, blickte auf, als Simon näherkam.
    »Ja? Brauchst du eine Kammer?« Er musterte Simons zerlumpte Kleidung. »Zwei Quinis die Nacht.«
    »Nein, danke. Ich möchte nur ein paar Scheiben von dem Hammel und ein bisschen Brot. Vielleicht auch noch ein paar Schluck Bier. Meine Frau wartet draußen. Wir haben es noch weit.«
    Der Wirt schrie einen Gast quer durch den ganzen Raum an, er solle sich gedulden, und warf Simon einen misstrauischen Blick zu. »Nur, wenn du einen eigenen Krug hast. Von meinen verlässt keiner das Haus.« Simon hob seinen Krug, und der Mann nickte. »Das macht sechs Cintis für alles zusammen. Du zahlst gleich.«
    Leicht gereizt ließ Simon die Münzen auf den Tisch fallen. Der Wirt klaubte sie auf, untersuchte jede einzelne, steckte sie dann ein und schlurfte davon.
    Jetzt drehte Simon sich um und betrachtete seine Umgebung. Die meisten Gäste schienen Einwohner von Falshire zu sein, bescheiden gekleidet und von ruhigem Benehmen. Nur wenige sahen wie Reisende aus, obwohl die Herberge zu denen gehörte, die den Stadttoren und der Flussstraße am nächsten lagen. Wenn die hier Versammelten auch nur einigermaßen dem Durchschnitt entsprachen, hatten die Leute von Falshire offenbar eine Menge Ähnlichkeit mit den Schafen, die sie züchteten und schoren.
    Simon hatte sich gerade wieder umgedreht, um nach dem Wirt zu schauen, als er eine plötzliche Unruhe spürte. Er fragte sich, ob die Falshirer sich vielleicht doch mehr für ihn interessierten, als er zunächst angenommen hatte. Auf einmal streifte ein eisiger Luftzug seinen Nacken.
    Die Tür der Herberge hatte sich wieder geöffnet. Vor einem Vorhang aus Wasser, das draußen vom Dach strömte, standen drei Gestalten in weißen Gewändern und schauten sich in aller Ruhe im Schankraum um. Alle, die dort saßen, schienen plötzlich ein Stück zusammenzuschrumpfen. Verstohlene Blicke huschten hin und her, Gespräche wurden leiser oder auch lauter, und einige von den der Tür am nächsten hockenden Gästen drückten sich unauffällig beiseite.
    Simon wäre ihrem Beispiel am liebsten gefolgt. Das müssen Feuertänzer sein, dachte er. Sein Herz schlug schneller. Hatten sie Miriamel draußen gesehen? Aber selbst wenn, was hätte sie ihnen bedeuten können?
    Langsam lehnte Simon sich an den langen Tisch zurück und setzte eine Miene ruhiger Anteilnahme auf, mit der er die Ankömmlinge musterte. Zwei von ihnen waren groß und muskulös wie die Dockarbeiter, die das Seetor des Hochhorsts bedienten. Sie trugen Wanderstöckemit verdickten Enden, die eher zum Schädeleinschlagen als zum Pilgern zu taugen schienen. Der dritte, der vor den anderen stand und offenbar ihr Anführer war, wirkte klein, gedrungen und stiernackig und hatte ebenfalls einen der langen Keulenstöcke in der Hand. Als er die regennasse Kapuze abstreifte, glänzte sein kantiger, fast kahler Schädel im Lampenlicht. Er war älter als die beiden anderen und hatte schlaue Schweinsaugen.
    Inzwischen hatte das Stimmengewirr wieder ungefähr seine vorherige Lautstärke erlangt. Aber als die Feuertänzer nun

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