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Der Engelsturm

Der Engelsturm

Titel: Der Engelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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paar Metallreste … Schuhnägel, solche Sachen.«
    Simon dankte und antwortete, sie hätten alles, was sie benötigten, bis sie nach Falshire kämen. Er war ziemlich sicher, dass sich das, was sie am dringendsten brauchten, nicht in einem vom Regen durchweichten Planwagen finden würde. Aber Miriamel wollte gern das Gemüse sehen und suchte sich ein paar dürre Mohrrüben und vier braune Zwiebeln aus, für die sie dem Hausierer eine Münze gab. Dann winkten sie ihm Lebewohl nach, als er sein Pferd antrieb und auf der schlammigen Straße weiter nach Osten patschte.Der graue Nachmittag verging, und noch immer fiel der Regen. Simon hatte das ständige Geprassel auf seinen Kopf allmählich satt.
    Hätte ich doch bloß daran gedacht, meinen Helm mitzunehmen! Aber das wäre dann wohl so, als säße ich unter einem Eimer, den jemand mit Steinen bewirft – es würde scheppern, bis ich den Verstand verliere.
    Um Miriamel zu unterhalten, wollte er ihr ein Lied mit dem Titel »Badulf und die streunende Kuh« vorsingen, das er von Shem Pferdeknecht gelernt hatte. Es erschien ihm passend, weil ein Wolkenbruch darin vorkam. Leider war ihm der größte Teil der Worte entfallen, und als er die Verse sang, an die er sich noch erinnerte, trieb ihm der Wind so viel Regen in den Rachen, dass er fast erstickt wäre. Nach einer Weile gab er den Versuch auf, und die beiden setzten ihren Weg schweigend fort.
    Die Sonne, die sich ohnehin den ganzen Tag nicht gezeigt hatte, versank endlich ganz hinter dem Rand der Welt und ließ tiefe Dunkelheit zurück. Als sie weiterritten, wurde der Regen noch kälter, bis ihnen die Zähne klapperten und die Hände an den Zügeln taub wurden. Simon zweifelte bereits daran, dass ihnen der Hausierer wahrheitsgemäß Auskunft gegeben hatte, als sie endlich doch auf das Weghaus stießen.
    Es war nur ein Schuppen – vier Wände, ein Dach mit einem Rauchloch und ein Kreis in den Boden eingelassener Steine als Feuerstelle. An der Rückseite befand sich ein überdachter Platz, an dem man die Pferde anbinden konnte, aber Simon pflockte sie nach dem Absatteln unter ein paar Bäumen an, wo sie fast ebenso trocken standen, dabei aber das magere Gras abweiden konnten.
    Der letzte Benutzer des Weghauses – wie Simon annahm, der Hausierer selbst, der ein ordentlicher und gewissenhafter Zeitgenosse zu sein schien – hatte frisches Holz gesammelt. Es musste frisch sein, denn es war noch nass und ließ sich nur mühsam anzünden; dreimal verzischte der schwelende Zunder auf den feuchten Ästen, und Simon musste es von neuem versuchen. Er und die Prinzessin kochten sich aus ein paar Mohrrüben, einer Zwiebel, ein wenig Mehl und dem Dörrfleisch aus Miriamels Vorrat einen Eintopf.
    »Warmes Essen«, verkündete Simon und lutschte an seinen Fingern, »ist etwas Herrliches.« Er hob seine Schale und leckte die letzten Tropfen Flüssigkeit heraus.
    »Du hast Suppe im Bart«, rügte Miriamel streng.
    Simon schob die Tür des Weghauses auf, lehnte sich hinaus und wartete, bis sich seine hohlen Hände mit Regenwasser gefüllt hatten. Er trank und rieb sich mit dem Rest das Fett aus dem Bart. »Besser?«
    »Bestimmt.« Miriamel machte sich ans Ausbreiten ihrer Schlafdecken.
    Simon stand auf, klopfte sich zufrieden den Bauch und zerrte seine eigenen Decken vom Sattel, um sie neben Miriamels zu legen. Sie betrachtete sie einen Augenblick wortlos und zog dann, ohne aufzuschauen, ihr Lager auf die andere Seite des Feuers hinüber, sodass mehrere Ellen strohbedeckten Fußbodens sie von Simon trennten.
    Der junge Mann biss sich auf die Lippen. »Sollten wir nicht Wache halten?«, fragte er nach einer Weile. »Die Tür hat keinen Riegel.«
    »Doch, das wäre vernünftig. Wer fängt an?«
    »Ich. Ich muss über vieles nachdenken.«
    Sein Tonfall veranlasste Miriamel nun doch, den Blick zu heben. Sie musterte ihn so wachsam, als fürchte sie einen jähen, erschreckenden Ausbruch. »In Ordnung. Weck mich, wenn du müde wirst.«
    »Das bin ich jetzt schon, aber Ihr seid es auch. Schlaft nur. Ich werde Euch wecken, sobald Ihr etwas Schlaf bekommen habt.«
    Miriamel legte sich ohne Widerspruch hin, wickelte sich fest in ihren Mantel und schloss die Augen. Bis auf das Prasseln des Regens auf dem Dach herrschte Stille im Weghaus. Simon saß lange reglos da und sah zu, wie das flackernde Licht des Feuers auf Miriamels blassen, ruhigen Zügen spielte.
     
    Irgendwann in den frühen Stunden nach Mitternacht ertappte Simon sich beim Einnicken. Er

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