Der Entertainer
abwarten, ob sich das Medium nicht geirrt hatte. Es war alles möglich in diesem verdammten Fall.
Noch standen wir in einer Ecke des Grundstücks, die von der Party ausgespart worden war. Eine dichte Hecke versperrte uns den Weg zum Ort des großen Amüsements, doch Stimmenklang und Musikfetzen drangen auch durch und über die Hecke hinweg.
Mein Mund war wie ausgetrocknet. Ich nahm mir vor, einen Drink zu nehmen.
»Komm, ich habe Durst.«
Mein Freund lachte. »Sind das deine ganzen Sorgen?«
»Im Augenblick ja.«
Wir gingen hintereinander. Zum Glück brauchten wir uns nicht durch die Hecke zu quälen, wir konnten sie an ihrem Ende umrunden. Ein schmaler Weg führte in den offiziellen Teil des Gartens. Ich ging vor Suko her, umrundete die Hecke — und sah den Schatten. Gleichzeitig spürte ich den Druck der Mündung. Schlechter Atem wehte in mein Gesicht, vermischt mit Worten, die ich auch nicht verstanden hätte, wenn der Mann sie nicht gezischt hätte.
Der Mann meinte nur mich, Suko hatte er wohl nicht gesehen. Er trug die Uniform eines Wächters, und die MPi drückte unangenehm hart gegen meine Bauchdecke.
Ich ging zwei Schritte zurück, der Kerl folgte mir sprechend und drehte der Hecke den Rücken zu.
In ihrem Schatten richtete sich Suko lautlos auf. Dann folgte ein Schlag, wie ihn außer ihm nur wenige beherrschten. Die Handkante traf einen bestimmten Punkt. Innerhalb eines winzigen Augenblicks löschte sie sämtliche Reflexe aus, so kam der Kerl auch nicht mehr dazu, den Stecher seiner Waffe nach hinten zu ziehen. Er plumpste auf den Boden und blieb regungslos liegen. Ich deutete ein Klatschen an, doch Suko winkte ab. Er entwaffnete den Mann. Die Maschinenpistole schleuderte er in die Hecke hinein, den Revolver entlud er.
»Einer weniger.«
»Leider nicht der Entertainer.«
»Du willst auch alles haben.«
»Mittlerweile bin ich es echt leid. Es widert mich einfach an, immer nachzulaufen.«
»Okay, wie sollen wir vorgehen?«
»Wir werden uns unter die Partygäste mischen.«
»Einverstanden. Das heißt, wir könnten uns auch im Haus umschauen. Es ist sicherlich leer. Der Entertainer hätte dort genügend Platz, um sich austoben oder verstecken zu können.«
Ich sprach dagegen. »Was will der in einem leeren Haus, Suko? Keine Menschen, keine Opfer, so geht er nicht vor. Der braucht das Leben, um es zerstören zu können.«
Mein Freund gab mir recht. So blieb es dabei, daß wir gemeinsam an der Party teilnehmen würden.
Eine Überraschung wie mit dem Wächter wollten wir nicht noch einmal erleben. Aus diesem Grunde gingen wir den Posten aus dem Weg, was nicht einmal schwierig war, denn die Männer nahmen ihre Aufgabe mehr als locker. An einer Stelle standen sie zu dritt beisammen, rauchten die Zigaretten in den hohlen Händen und ließen sogar eine Schnapsflasche kreisen. Diese Typen würde ich nicht engagieren. Helfer hatten Girlanden aufgehängt, die bestückt waren mit bunten Glühbirnen. Da hatte die Dunkelheit zwischen den Bäumen einen farbigen Schein bekommen, der auch über die Tanzfläche wehte sowie über die Oberfläche des Pools.
Es war ein Bild wie im Film. Wir standen abseits, nur schauten wir nicht auf eine Leinwand, sondern auf das Leben vor uns. Die Gäste hatten schon ziemlich viel getrunken. Dementsprechend locker war die Stimmung. Auch das Büffet zeigte bereits eine gewisse Leere. Jemand nahm einen Hühnerbollen und warf ihn einfach weg.
Ich biß die Zähne zusammen, weil ich daran dachte, wie einige Meilen talwärts die Menschen sich für ein Stück Brot fast totschlugen. »Wenn ich das sehe, kann ich schon zum Schwein werden!« flüsterte ich Suko zu.
»Und ich zum Tier allgemein.«
Wer die Hausherren waren, konnten wir leicht herausfinden. Eine dunkelharrige hochgewachsene Frau bildete so etwas wie den Mittelpunkt dieser Schau. In ihrer Nähe hielt sich ein weißhaariger Mann im eleganten Dinnerjackett auf, der bei den Damen Handküsse verteilte wie eine Marktfrau die angedrückten Tomaten nach Feierabend.
»Siehst du unsere Freundin Maria?« fragte Suko.
»Nein.«
»Und weshalb nicht?«
»Die wollte sich doch zurückhalten.« Suko winkte ab. »Dabei hatte sie sich schon umgezogen.«
»Nein, nein Maria ist ein anderer Typ. Ich glaube nicht, daß sie sich bei den Leuten wohl fühlen würde. Trotzdem werde ich mir meinen Drink holen.«
»Wenn sie sich im Haus aufhält, ist sie möglicherweise allein.« Suko ließ nicht locker.
Ich schaut ihn kurz an. »Du denkst
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