Der Entertainer
erzählten sich Witze.
Ideal für den Killer!
Und so huschte der Entertainer auf die dunkle Hecke zu, die das Grundstück abteilte. Hinter der Hecke lag sein Ziel, und er wußte, daß man ihn auch erwartete.
Eine kleine Hütte, von der Familie Falanga vergessen, nur für die Gärtner wichtig.
Ob er gesehen wurde, wußte er nicht. Jedenfalls erwartete man ihn, nur das zählte.
Die Hecke hatte er sehr schnell überwunden. Er duckte sich zusammen und schaute für einen Moment gegen den nachtblauen Himmel über ihm, den ein Millionenheer aus Sternen zierte und wo auch der Mond als sattgelbe Scheibe stand.
Das war sein Wetter…
Er huschte weiter. Für einen heimlichen Beobachter hätte es so ausgesehen, als würde ein Tier über die freie Fläche huschen. Die Bestie blieb dort stehen, wo sich die Umrisse des kleinen Gartenhauses abzeichneten.
Die darin hockenden Menschen hatten kein Licht gemacht. Nicht der dünnste Schein durchdrang die Ritzen. Vor der Tür blieb der Killer stehen. Er bewegte seinen massigen Schädel, als wollte er sich noch einmal vergewissern, daß auch kein anderer in der Nähe herumgeisterte. Eine Pranke berührte den Griff. Es knarrte, als der Entertainer ihn nach unten drückte und an der Tür zerrte.
Von innen hörte er die Stimme.
»Ja, komm her, wir haben dich erwartet.«
Und die Bestie betrat die Hütte…
***
Manchmal kann das Leben grausam sein. Noch viel grausamer als ein Horrorfilm.
Das erlebten Suko und ich in dieser Tropennacht, wo das kalte Grauen wie ein Hammer zuschlug und dabei jeden der völlig konsternierten Partygäste erwischte.
Vasco Falanga stand noch immer leicht gebückt auf der Bühne, vor sich die Truhe, aus der er den Toten halb hervorgezerrt hatte. Durch die Konzentration der beiden Scheinwerferstrahlen auf einen bestimmten Punkt wurde jedes Detail überdeutlich hervorgehoben, als hätte es ein Maler auf die Bühne gepinselt.
Der junge Mann fühlte sich in seiner Rolle wohl. Auch das Blut störte ihn nicht. Es rann aus den tiefen Wunden des Toten und benetzte seine eigenen Hände. Leicht fiel es ihm nicht, den Ermordeten zu halten. Er drückte ihn nach vorn, so daß der Tote außerhalb der Kiste zusammensackte und liegenblieb.
Dann richtete er sich wieder auf, breitete die Arme aus und drehte die Handflächen den Zuschauern zu.
Bisher hatte sich keiner von ihnen gerührt. Ob Mann oder Frau, jeder Gast hatte unter einem Schock gestanden. Der ging vorbei. Die kurze Zeitspanne dauerte nur Sekunden, bis die ersten Menschen aus ihrer Erstarrung erwachten und ihre gellenden Schreie wie ein irres Geläut durch die Nacht peitschten.
Es blieb nicht bei den Schreien. Ihnen folgte die Panik. Plötzlich wollte jeder weg. Auf einmal war ihnen kein Platz mehr sicher genug. Sie drehten sich, sie wollten rennen, und weil die Panik sie in den Krallen hielt, schauten sie nicht hin, welchen Weg sie nahmen. So kam es, daß sie kollidierten, sich dann gegenseitig auswichen, sogar in den Pool fielen, weiterrannten, einiges umrissen und auch die Reste des kalten Büffets nicht verschonten.
Eine Frau war nicht weggelaufen. Ich sah, wie sie auf dem Fleck stand, die Hände in ihrer schwarzen Haarpracht verkrallte. Senhora Falanga stand da und schrie!
Die Frau war wie von Sinnen. In ihrem Körper mußte sich eine Sirene befinden, die sich jetzt freie Bahn verschaffte. Ihr Mann wußte nicht, was er tun sollte. ›Kopflos‹ lief er umher, versuchte, seine Gäste anzusprechen, die nicht auf ihn hörten, ihn zur Seite stießen oder einfach nur anschrien. Suko stand ebenso günstig wie ich. Wir brauchten nur einen kleinen Bogen zu schlagen, um die Bühne von der Seite her erreichen zu können. Dort hockte Vasco auf dem Rand der Truhe. Vor ihm lag der Tote, er aber lachte in den Garten hinein, als wäre das alles nur ein gewaltiger Spaß.
Der Inspektor war schneller als ich. Mit einem Sprung hatte er die Bühne erreicht und drang ein in den großen runden Kreis der Scheinwerfer. Ich folgte ihm einen Atemzug später, da hatte Suko bereits Vasco Falanga gepackt und auf die Beine gestellt. Er mußte ihn halten, sonst wäre der junge Mann zusammengebrochen. Sie starrten sich an. Vascos Gesicht zuckte. Er lachte, er schüttelte den Kopf, er tat, als wäre ihm alles egal.
»Woher hast du ihn?« schrie Suko den jungen Mann an. »Verdammt noch mal, was ist passiert?«
»Der Entertainer! Er ist hier! Er war bei mir! Ich habe ihn gesehen. Ich liebe ihn…«
Suko ließ den jungen Mann los,
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