Der Entertainer
Vascos Hände lagen auf den Schultern des Entertainers, und dessen Pranken hatten ihren Platz auf seinen Schultern gefunden.
Vasco nickte schließlich. Er hatte plötzlich alles verstanden. Aus einer Reflexbewegung hervor umarmte er den mehrfachen Mörder, der sich dies gern gefallen ließ.
Danach zog er sich zurück.
Im Zimmer blieben Vasco Falanga und der Tote. Allerdings nicht lange, denn er kannte seinen Auftrag und wußte auch, wie er ihn ungesehen durchführen konnte…
***
Uns wurde die Zeit lang, und wir wußten auch, daß sie verflog, ohne daß wir etwas hätten erreichen können, weil wir eben in dem Gartenhaus hockten.
Aber nicht mehrlange, denn ich stemmtemich hoch.
»Was hast du, John?«
»Ich will hier raus, Madame.«
»Und warum?«
»Weil ich draußen besser aufgehoben bin und ich ihn möglicherweise finden kann.«
Die Voodoo-Königin schüttelte entschieden den Kopf. »Das glaube ich dir nicht.«
Ich blieb neben der Tür stehen. »Was spricht dagegen?«
»Sie.« Damit meinte sie Coco. »Solange sie nichts spürt, findet auch keine Veränderung statt.«
»Nein, das ist mir einfach zuwenig und zuviel dieser ganzen Spürerei. Ich will endlich Erfolge sehen, und ich will, daß sie für uns greifbar werden.«
»Das kommt noch, John. Der Abend ist noch jung. Vor uns liegt eine lange Nacht.«
»Das weiß ich auch. Trotzdem will ich mich nicht nur immer auf andere verlassen. Es gibt keinen Beweis dafür, daß sich der Entertainer hier auf der Feier zeigen wird. Sorry, auch ihr habt nur einen vagen Verdacht und könnt nicht mit Tatsachen dienen.«
Es kam mir vor, als hätte ich ein Stichwort gegeben, denn Coco rührte sich. Zuerst schreckte sie zusammen, senkte den Kopf, hob ihn an und schüttelte sich.
»Sie spürte etwas«, sagte Madame Oviano.
Tatsache, oder machte sie uns etwas vor? Ich konnte das Medium nicht einschätzen und mußte zunächst einmal warten, ob die willens und fähig war, eine Erklärung abzugeben.
Noch blieb sie ruhig. Ihr Körper schien von der eigentlichen Kraft verlassen worden zu sein. Beinahe willenlos pendelte er von rechts nach links.
Madame Oviano kümmerte sich um ihr Medium.
Auf den Knien rutschte sie ihm entgegen. »Was hast du?« fragte sie leise. »Was spürst du?«
Coco redete schnell, für uns nicht verständlich. Ihre Worte sprudelten nur so hervor. Jeder Satz war von einer wilden Handbewegung begleitet. Als sie mit ihrem Bericht fertig war, sackte sie zusammen, als wäre sie erschöpft.
Ich wartete auf Ovianos Hrklärung. Sie ließ sich Zeit damit und säuberte zunächst das Gesicht ihres Schützlings vom kalten Schweißfilm. Schließlich drehte sie sich uns zu. Im dunklen Dämmerlicht wirkten ihre Augen übergroß und weiß.
»Was hat sie gesagt?«
»Es ist schlimm, sehr schlimm. Sie hat genau gespürt, daß die Bestie sich in der Nähe aufhält.«
»Und wo?« fragte Suko.
Madame zeichnete einen Kreis in die Luft. »Sie wird um das Haus herumschleichen. Sie ist einfach nicht zu bremsen, denn in ihr steckt das absolut Böse.«
»Konkreter, bitte.«
»Coco hat etwas gesehen«, flüsterte Madam. »Sie sah Blut, sehr viel Blut, das sich wie ein großer Teppich ausbreitete. Sie sah einen Toten, der in der großen Lache lag, und sie hörte das Schreien der geknechteten und gepeinigten Seelen. Es war eine furchtbare Folter, die sie erleben mußte, grauenhaft…«
»Wer starb? Kennen wir den?«
Die Voodoo-Königin schaute durch uns hindurch. »Ich… ich weiß es nicht. Wir sollten hinausgehen. Nein, ihr solltet gehen. Sucht alles ab, dann werdet ihr die Bestie finden.«
Suko und ich schauten uns an. Mein Partner nickte. Es war das, worauf wir beide gewartet hatten. Nur wollte ich noch wissen, wo wir anfangen sollten.
»Sucht selbst. Schaut auch im Haus nach. Die Bestie kann überall sein. Niemand ist mehr sicher, auch die Gäste nicht.«
Suko stand auf, ich schnellte ebenfalls hoch, und eine Sekunde später hielt uns nichts mehr…
***
Es war ein Job geworden, um den uns keiner beneiden konnte. Mitten in ein Fest hineinzuplatzen und mit Erklärungen zu kommen, über die die Gäste nur lachen konnten, wie sollten wir das verantworten? Suko meinte: »Es ist besser, erst einzugreifen, wenn tatsächlich etwas passiert ist.«
Ich runzelte die Stirn. »Du meinst, wenn der oder die Tote gefunden worden ist?«
»So ähnlich.«
Das klang schlimm, doch Suko hatte recht. Es brachte nichts, wenn wir schon jetzt die Pferde scheu machten. Wir mußten
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