Der Entertainer
natürlich an den Entertainer.«
»Klar.«
»Nicht schlecht.« Ich nickte und dachte über unsere Pläne nach. Sie umzuwerfen, dazu käme es nicht mehr, denn der weißhaarige Mann, der Hausherr wohl, lief dorthin, wo eine kleine Freilichtbühne aufgebaut worden war und ein Vorhang den Blick auf die Bretter verdeckte. Alle wandten ihm die Aufmerksamkeit zu. Wir konnten vorgehen und gerieten auch dorthin, wo das Personal stand und dmit seinen gefüllten Tabletts wartete.
Ich griff nach einem Glas, in dem eine gelbliche Flüssigkeit schwappte. Es war Mangosaft mit einem Schuß Rum und noch irgendwelchem Likörzeug Suko trank das gleiche und verzog den Mund. Mit den Gläsern in der Hand wanderten wir in die Nähe des Geschehens. Wir waren sehr gespannt, was hier für eine Schau ablaufen würde. Ich brachte den Bogriff Entertainer mit der aufgebauten Bühne in einen Zusammenhang und konnte mir sehr gut vorstellen, daß er und sie zusammenpaßten. Der Hausherr redete sehr schnell und mit markiger Stimme. Wir verstanden so gut wie nichts, allerdings bekam ich schon heraus, daß es bei dem Schauspiel oder was immer es sein mochte, Frauen die Hauptrolle spielten.
Der Begriff Night Show fiel auch.
Suko hatte ebenfalls zugehört. »Das wird sicherlich ein Abklatsch aus irgendeinem Nachtclub«, sagte er.
»Kann ich mir auch vorstellen.«
»Willst du zuschauen?«
»Sicher.«
»Und der Entertainer?«
»Vielleicht kommt seine Zeit erst um Mitternacht.«
»Das dauert mir zu lange.«
»Mir auch.«
Beifall brandete durch den Garten, vermischt mitlaufen Schreien. Es waren besonders die Frauen, die sich auf die Darbietung freuten. Möglicherweise trat auch ein nackter Mann auf.
Ich schüttelte den Kopf. Die Damen der Gesellschaft waren allesamt leicht high. Da ließen sie einiges an Hemmungen fallen, und manche zog ihren Ausschnitt noch tiefer.
Als ich das Glas wegstellte, hatte ich es nur bis zur Hälfte geleert. Auf uns hatte niemand geachtet, man schaute zur Bühne, und wir erreichten den Pool, wo wir einen besseren Blickwinkel besaßen. Die Scheinwerfer mußten an und in den Bäumen installiert worden sein. Jemand hatte sie eingeschaltet, und mächtige Lichtlanzen durchschnitten das Dunkel der Tropennacht.
Sie alle waren auf die Bühne gerichtet, trafen dort zusammen und zeichneten auf den Vorhang einen scharfen hellen Kreis, sogar ziemlich groß.
Es wurde still. Gerade so, als wäre mit dem Einschalten der Lampen ein bestimmter Befehl gegeben worden.
Sekunden vergingen…
Keiner der Gäste gab einen lauten Kommentar ab. Wenn gesprochen wurde, dann flüsternd.
Wir konnten auf den Rücken eines Gigolos schauen, an dessen Armen gleich zwei Schöne hingen. Sie hatten sich bei ihm eingehakt. Eine trat ständig mit dem rechten Fuß auf, als wäre sie völlig nervös. Das Licht verschwand. Im letzten Schein hatte ich noch sehen können, daß sich der Vorhang öffnete. Wenn die Strahlen die Bühne trafen, würden sie die Bretter mit Helligkeit überschütten. Über uns rauschte ein leichter Windstoß hinweg und bewegte die Blätter der tropischen Gewächse.
Der Vorhang hatte Falten geworfen, die wie Schatten in verschiedene Richtungen wanderten und im nächsten Augenblick eine Leinwand freigaben, auf der ein nacktes Pärchen im Großformat zu sehen war, das in ein Bett stieg.
Jetzt wußten alle, welche Schau da ablief.
Keine Tänzerinnen, es wurde ein Film gezeigt, ein Pornostreifen. Das Gelächter der Gäste brandete gegen den Himmel. Ich schaute Suko an, der sah auf mich, beide hoben wir die Schultern, dann jedoch spannten sich unsere Körper.
Es war nicht der Film, der uns interessierte, sondern die Vorgänge auf der schmalen Bühne vor der Leinwand.
Dort erschien ein schwarzhaariger Jüngling. Vasco, der Sohn des Hauses!
Er zog eine Kiste oder eine Truhe hinter sich her, an deren Griff er ein Seil befestigt hatte, das über seiner Schulter hing und von seinen Händen festgehalten wurde.
»Verstehst du das?« fragte Suko.
»Noch nicht. Ich möchte wetten, daß dies nicht zum Programm gehört.«
»Lieber nicht.«
Der Film lief nicht mehr weiter. Dafür schrie der Hausherr mit überlauter Stimme nach dem Licht und hatte auch Erfolg damit, denn die Scheinwerferstrahlen knallten von zwei verschiedenen Seiten der Bühne entgegen und bildeten um Vasco und dessen Kiste herum das blendende Zentrum.
»Rinaldo, tu doch was!« rief die Schwarzhaarige. »Was soll denn unser Junge da auf der Bühne?« Sie fuchtelte mit
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