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Der Entertainer

Der Entertainer

Titel: Der Entertainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich bin mir einfach nicht sicher. Alles ist so schrecklich kompliziert geworden, denn ich rechne nach wie vor damit, daß mein Bruder sich hinter der Maske des Killers verbirgt.«
    »Haben Sie auch Vorschläge, wie es dann weitergehen könnte, immer vorausgesetzt, daß es zutrifft.«
    »Ja, man sollte ihn einsperren.« Sie zog die Fahrertür auf und blieb noch stehen. »Man sollte ihn in eine Zelle sperren und erst wieder herauslassen, wenn er gestorben ist.«
    »Ja«, sagte ich, »das wäre vielleicht eine Chance.«
    »Steigen Sie bitte ein.«
    Wir taten es und waren auf der Fahrt sehr schweigsam. Beide hatten wir den Eindruck, irgend etwas übersehen zu haben. So einfach wie der Fall aussah, war er nicht.
    Irgendwo gab es einen Störfaktor. Aber wo…?
    ***
    Madame de Oviano ließ eine halbe Minute verstreichen, bevor sie sich rührte. Dabei blieb sie sitzen, nur die Handflächen rieb sie gegeneinander und nickte dazu.
    »Zufrieden?« erkundigte sich Coco.
    »Sehr sogar.«
    »Dann läuft alles nach deinen Plänen, nicht?«
    Die Voodoo-Königin lachte. »Und ob es danach läuft. Die nächsten Opfer auf der Liste sind die beiden Engländer. Ihre Leichen wird man unten in der Stadt finden. Was dann geschieht, kannst du dir vorstellen, Coco.« Coco nickte, bevor sie fragte: »Gibt es viele Menschen, die eine derartige Kraft und Macht besitzen, um Grenzen verschiedener Welten überwinden zu können?«
    »Denkst du da an mich?«
    »Natürlich.«
    Madame Oviano nickte. »Ich will mich nicht selbst loben, aber viele sind es nicht. Dieses Land ist groß, es steckt voller Geheimnisse, auch magischer, das weißt du selbst. Es treten viele Menschen als Zauberer und Macumba-Priester auf. Die meisten davon sind Scharlatane. Ich aber gehöre zu den wenigen, die den richtigen Weg tatsächlich gefunden haben. Darauf bin ich stolz.«
    »Das kannst du auch, Madame. Nur eines bist du wahrscheinlich nicht?«
    »Was denn?«
    »Unsterblich!«
    Die Voodoo-Königin wußte nicht so recht, was sie mit dieser Antwort beginnen sollte. »Kannst du dich genauer ausdrücken?«
    »Ich versuche es. Wenn ein Mensch stirbt, wird sein Leib in die kalte Erde gesenkt.«
    »So ist es. Weiter.«
    »Aber seine Seele kann nicht vernichtet werden, das meine ich. Sie existiert nicht.«
    »Sie geht auf Reisen, glaube ich…«
    »Um nicht mehr zurückzukehren.«
    »In den Körper, meinst du?« Das Medium nickte sehr ernst.
    »Leider bin ich nicht unsterblich, so wie du mich jetzt siehst. Doch es kann sein, daß ich wiedergeboren werde. Du kennst diesen Begriff der Reinkarnation.«
    »Ich hörte davon.«
    Madame schüttelte den Kopf. »Ich an deiner Stelle würde mir darüber noch keine Gedanken machen. Das können wir später tun, Coco. Wir werden noch viele Seancen durchführen.«
    Coco schüttelte den Kopf. »Das, Madame, glaube ich nicht. Sie sind eine große Gefahr geworden.«
    »Wie redest du denn?«
    Coco weinte plötzlich, aber sie hob den rechten Arm an. Ihre Hand hatte sie bisher im Dunkeln versteckt gehalten. Jetzt kroch sie wieder hervor.
    »Was ist das denn?« Die Voodoo-Königin flüsterte die Worte.
    »Eine Schere, eine Gartenschere…«
    Madame Oviano brauchte nicht mehr zu fragen. Ein Blick in die Augen des Mediums reichte aus. Da wußte sie genau, was dieses junge Mädchen vorhatte.
    »Das… das wirst du doch nicht tun, Kind.«
    Coco hörte die Worte. Sie drangen in ihr Innerstes ein wie eine scharfe Säure und begannen damit, die Seele zu zersetzen. Tränen füllten ihre Augen. Daß sie dicht vor einem Mord stand, wußte sie. Daß es für die Tötung eines Menschen eine Entschuldigung gab, das wußte sie auch. War die Voodoo-Königin überhaupt ein Mensch?
    Sie sah so aus, doch in ihrem Innern glich sie dem verfaulten Kern eines Apfels, bei dem nur das Äußere noch vorhanden war. Sie mußte sterben, allein das zählte. »Nein«, flüsterte sie, »nein, ich… ich…«
    »Leg die Schere weg!«
    Cocos Hand zitterte. Sie holte tief und zuckend Luft. Sie wußte auch, daß die Zeit drängte. »Ich kann nicht anders. Ich habe dir genau zugehört. Du hättest mir nicht sagen sollen, daß du es gewesen bist, der den Entertainer losschickte. Das alles hättest du verschweigen sollen, aber das hast du nicht getan. Mir hat sich nach deinen Worten die Seele geöffnet. Ich habe jetzt das Wissen. Ich weiß Bescheid, und ich weiß auch, daß noch mehr Menschen getötet werden sollen. Der verfluchte Entertainer wird sie umbringen, er wird sie zerfleischen,

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