Der entzauberte Regenbogen
beherrschenden Thema des ganzen Buches.
Wir können die Software für virtuelle Realität in unseren Köpfen von der Tyrannei befreien, nur eine auf Nützlichkeit ausgerichtete Wirklichkeit zu simulieren. Wir können uns nicht nur die Welten ausmalen, die sind, sondern auch jene, die sein könnten. Wir können eine mögliche Zukunft ebenso simulieren wie die Vergangenheit unserer Vorfahren. Mit der Hilfe von externen Erinnerungsspeichern und Gegenständen zur Manipulation von Symbolen – Papier und Bleistift, Abakus und Computer – sind wir in der Lage, ein funktionierendes Modell des Universums zu konstruieren und in unseren Köpfen durchzuspielen, bevor wir sterben.
Wir können uns außerhalb des Universums stellen. Damit meine ich, dass wir ein Modell des Universums im Inneren unseres Schädels aufbauen – und zwar kein abergläubisches, kleingeistiges, engstirniges Modell voller Geister und Kobolde, Astrologie und Magie, in dem Goldschätze am Fuß des Regenbogens vergraben sind, sondern ein großes Modell, ebenbürtig der Wirklichkeit, von der es gelenkt, aktualisiert und fein abgestimmt wird; ein Modell der Sterne und der großen Entfernungen, in dem Einsteins edel gebogene Raumzeitkurve der Verbeugung vor Jahwes Bund die Schau stiehlt und sie auf ein angemessenes Maß stutzt; ein machtvolles Modell, das die Vergangenheit einschließt, uns durch die Gegenwart leitet und in der Lage ist, Alternativen für die Zukunft im Detail auszuarbeiten, sodass wir wählen können.
Nur Menschen lassen sich mit ihrem Verhalten von dem Wissen leiten, was vor ihrer Geburt geschah, und von einer Vorstellung, was sich nach ihrem Tod zutragen mag; deshalb finden nur Menschen ihren Weg mit einem Licht, das mehr beleuchtet als das Stückchen Erde, auf dem sie stehen.
P. B. und J. S. Medawar, The Life Science (1977)
Der Scheinwerferkegel wandert weiter, aber vorher lässt er uns erfreulicherweise die Zeit, ein wenig von dem Ort zu begreifen, an dem wir uns so flüchtig aufhalten, und auch den Grund, warum es so ist. Als einziges Tier wissen wir um den Tod. Und als einziges Tier können wir, bevor wir sterben, sagen: Ja, deshalb hat es sich gelohnt, dass ich überhaupt gelebt habe.
Jetzt merk ich erst, wie köstlich Sterben ist,
Wenn mitternachts sich aller Schmerz verlor,
Da du dein Herz verströmst und ungehemmt
In solch Ekstase bist!
John Keats, «Ode an eine Nachtigall» (1820)
Ein Keats und ein Newton, die einander lauschen, könnten die Galaxien singen hören.
Literatur
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