Der Erbe Dschainas
der gegenwärtigen Lage hilfreicher als Techniker oder Forscher.«
»Verstanden.«
»Was ist mit Skellor? Irgendeine Spur von ihm?«
»Keine.«
»Die entflohenen Gefangenen?«
»Ich habe fünfzehn von ihnen ausfindig gemacht, diese Sache ist unter Kontrolle.«
Cormac wandte sich nun den Personen zu, die mit ihm in diesem Raum versammelt waren.
Es war wie eine offene, blutige Wunde in seiner Flanke, als hätte man ihm dort Fleisch entfernt, aber weder das noch die Beschädigung Occams noch die Entfernung und Zerstörung eines kompletten internen Systems verursachten ihm den größten Schmerz. Das Schuldgefühl tat es. Er war für sie verantwortlich gewesen. Fünfhundert menschliche Wesen hatten sich seiner Fürsorge und Unfehlbarkeit anvertraut, und jetzt waren sie alle tot. Tomalon hatte zuvor gebrüllt und getobt, aber die kalte Maschinerie der Brückenkapsel saugte seine Schreie auf, und sie verblassten so wirkungslos wie die Toten selbst. Trauer war nicht die Antwort: Rache war es! Während er mit einer kombinierten Facette seiner selbst und Occams Cormacs Besprechung verfolgte, ging er mit seinem restlichen Selbst auf die Jagd.
Die vier, die er in Frachtraum LS-45 entdeckt hatte, hatten sich nicht bewegt, und die superschnellen Überwachungsdrohnen würden sie bald erreichen. Tomalon überlegte, zusätzlich den Rumpfreparatur-Roboter aus LS-33 zu schicken, aber eine diagnostische Sondierung verriet, dass dessen Laminarbatterien entladen waren. Als Tomalon durch die beiden normalen Augen dieses Roboters und seine zwei Spüraugen blickte, erkannte er durch den sich verziehenden Rauch, dass die beiden Separatisten eindeutig tot waren: die Zähne zerbrochen und die inneren Organe zerfetzt, die Haut mit Blasen bedeckt, wo sie nicht ganz verkohlt war. Tomalon hatte im Zuge des langen Versteckspiels gewusst, dass die beiden Separatisten irgendwann den Fehler machen und versuchen würden, an dem langsamen Roboter vorbeizukommen – ohne zu ahnen, dass er zwar langsam war, dies jedoch nicht für die Stromversorgung seines Nahtschweißers galt. Er tötete sie mit Strom, als sie diesen Fehler begingen.
Die Drohnen waren jetzt fast da. Noch dreißig Sekunden, und die vier Separatisten in LS-45 waren erledigt. Obwohl die Drohnen wie Pfeilspitzen geformt waren, hatten sie keine scharfen Kanten, aber das wiederum war nicht von Belang, dieweil sie über ein paar Dutzend Meter hinweg auf 2 Mach beschleunigen konnten.
Während ihm Tränen aus den weiß gewordenen Augen liefen, wandte sich Tomalon den neun entflohenen Gefangenen zu, die er in LS-26 entdeckt hatte. Vier von ihnen steckten in einem Außenfrachtraum mit einer Luke zum Weltraum. Sie waren in Panik geraten, als er sie dort einschloss, aber sie hatten nichts bei sich, womit sie die Keramal-Tür hätten durchschneiden können. Ihre fünf Kameraden beeilten sich derzeit, ihnen zu Hilfe zu kommen – offenkundig alarmiert über die Dracocorp-Verstärker, die sie alle trugen –, aber es schien unwahrscheinlich, dass sie dort eintreffen würden, ehe der zweite Rumpfreparatur-Roboter, der gerade über die Rumpfaußenseite rollte, die Luke erreichte. Mit einer Art grausiger Schadenfreude spürte Tomalon, wie sein Occam-Aspekt die Vektoren für die vier Gefangenen berechnete – um festzustellen, wer zuerst durch die Luke mit ihren fünfzehn Quadratzentimetern gerissen werden würde.
Ah, LS-45 ist so weit!
Einer der Separatisten dort war nach draußen gegangen, hatte vielleicht etwas gehört. Er drehte sich um, und Entsetzen stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Tomalon betrachtete das durch sechs rote Augen und wechselte dann sein Gewahrsein in die nadelkopfgroße Kamera, die hoch im Korridor montiert war. Er sah zu, wie eine der Drohnen vorwärts sauste und direkt durch den Mann hämmerte – wodurch der größte Teil seines Rumpfes förmlich explodierte und der Rest an die Wand wirbelte, wo er Blut und Eingeweide verschmierte, ehe er zusammenbrach. Die beiden anderen Drohnen steuerten in den Frachtraum und wurden dort von Kreischen und Gebrüll empfangen. Dann das Stottern eines Impulsgewehrs, das eine der Drohnen trifft, ehe sie in Form weißglühender Fragmente in den Schützen kracht. Die Frau daneben stolpert weg und greift nach ihrem Gesicht, das von einem Metallsplitter halb weggerissen worden ist. Der andere Mann wird von der zweiten Drohne an die Wand gedrückt – konnte nicht durchschlagen werden, da nicht genug Platz bestand, um stark genug
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