Der Erbe Dschainas
passiert?«
Cormac erläuterte: »Sieht so aus, als müssten ihre Schiffe erst beschleunigen, ehe sie in den Subraum fallen … sie können nicht aus dem Stand springen. Aber Drache kann das.«
Apis blickte eine Weile nachdenklich vor sich hin, während er die Verschlüsse an der Vorderseite des Exoskeletts schloss. »Vielleicht sind sie es nicht gewöhnt, gegen etwas Krieg zu führen, was sich wehrt.«
»Vielleicht«, sagte Cormac und blickte jetzt zu dem Pterodaktyluskopf hinauf, der nach wie vor über ihnen schwebte. »Du hast gelogen, was deine Fähigkeit zum Subraumflug angeht; soll ich nun trotzdem deine Geschichte glauben, dass diese Leute Miranda mit Hilfe des Myzeliums zerstört haben?«
»Sie stimmt«, antwortete Drache kurz.
»Okay, ich akzeptiere das zunächst, aber denkst du auch nur eine Minute lang, die Polis würde dir jemals das Massaker an der Bevölkerung Masadas oder dieser Zylinderwelten verzeihen?«
»Ich liege im Sterben.«
»Ich verstehe; du möchtest also auf die blutige Art abtreten.«
»Ich werde leben.«
»Besteht die entfernte Möglichkeit auf eine offene Antwort?«
»Ich werde nur ihre Laserstellungen zerstören.«
Cormac drehte sich zu seinen Begleitern um. Ohne jede Überraschung sah er, wie Mika irgendeine Art Instrument auf einen der Drachententakel gerichtet hielt. Narbengesicht schwebte in der Luft – eine Reptilienstatue. Gant hatte einen Fuß unter die Rückenlehne eines Stuhls gehakt und hielt wieder die APW an die Brust gedrückt.
Cormac widmete sich erneut Drache. »Was ist mit uns? Was hast du mit uns vor?«
Der Kopf senkte sich plötzlich, sodass er nun direkt vor Cormac schwebte. »Falls ich töte und vernichte, wird eure Polis mich töten und vernichten. Du wirst mich am Leben lassen, Ian Cormac. Für die Hilfe, die ich dir jetzt gebe, wirst du mich leben lassen.«
»Möglicherweise, falls ich schlau daraus werde, was zum Teufel du meinst mit ›liege im Sterben‹ und ›werde leben‹. Ichhätte gedacht, dass eine Kreatur mit deinen Fähigkeiten inzwischen gelernt hätte, sich deutlich auszudrücken.«
Der Kopf schwenkte zur Seite und blickte jetzt Narbengesicht an. Der Drachenmann reagierte, indem er zischte und sich anscheinend bereit machte anzugreifen. Drache sagte nur: »Er wird wissen – wenn die Zeit gekommen ist.« Damit zog er sich plötzlich zur Luftschleuse zurück, und die Tentakel lösten sich und folgten ihm; der große Stöpsel aus verknäuelten Fleischsträngen wich in die lebendige Höhle vor der Schleuse zurück, und die Luke fuhr langsam zu. Der Bildschirm, der ihnen Ausblick bot, zeigte jetzt nur noch etwas Dunkles und Organisches, das sich langsam verlagerte.
Cormac wartete einen Augenblick ab und sagte dann: »Schnallt euch an. Ich denke, die Kacke dampft gleich.«
Sekunden später spürten sie, wie Drache aus dem Subraum auftauchte, und vor dem Landungsboot trennten sich allmählich die Vorhänge aus Haut. Cormac sichtete die Steuerungselemente, bis er einen der unteren Bildschirme auf Infrarot einstellen konnte, um die Sicht zu erhalten, die er haben wollte. Jetzt sahen alle an Bord, wie sich vor ihnen ein Tunnel öffnete und sich in kräftige peristaltische Bewegung versetzte. Das Boot rutschte zwanzig Meter weit vor und stoppte mit einem dumpfen Dröhnen – und dieser Vorgang wiederholte sich, als sich ein weiteres Tunnelstück öffnete. Das geschah fünf Mal, bis auf dem Hauptmonitor ein vager leuchtender Kreis zu erkennen war. Mit geübter Präzision stellte Apis den Bildschirm auf die Einstellung zurück, die Cormac zuvor verändert hatte, sodass dort wieder eine Seitenaussicht erschien. Als sie aus Drache herausfielen und zum leuchtenden Bogen eines Planeten hinuntersanken, ging der sternenhelle Weltraum über diesem Bogen in Blau über; in der Nähe hing ein riesiger gebogener Satellit, der an das Magazin eines Maschinengewehrs erinnerte, und glänzte im strahlenden Sonnenlicht. Auf dem Heckschirm breitete sich Draches riesige Gestalt vor den Sternen aus, eine verzerrte Kugel, über die jetzt Lichtwellen hinwegliefen wie über einen Teich mit fluoreszierenden Bakterien, in den jemand einen Stein geworfen hatte.
»Scheiße! Weg hier!«, brüllte Cormac.
Apis, der sich auf dem Pilotensitz angeschnallt hatte, ehe irgendjemand dagegen protestieren konnte – was Cormac ohnehin nicht getan hätte, kannte sich der Junge doch wohl besser damit aus als jeder andere an Bord –, ging jetzt forciert die Zündungssequenz
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