Der Erbe Dschainas
unweit davon stattgefunden, möglicherweise auch in 40 und 39. Sie fahren jetzt die große Schüssel und den Refraktor aus.« Sie brach ab, hörte weiter zu und sagte dann: »Scheint, dass es jetzt 38 erwischt hat.«
Endlich stoppte der Fahrstuhl, und die Tür öffnete sich zu einem Raum, der randvoll war mit technischer Ausrüstung. Eine Seitenwand wurde von einem Fenster gebildet, das aus gefärbtem Kettenglas bestand und Aussicht auf Berge und Himmel gewährte; offenkundig lag der Raum innerhalb irgendeines hohen Gipfels.
Sobald Lellan aus dem Fahrstuhl gestiegen war, winkte ein schmales Wiesel von einem Mann heftig nach ihr. Er saß an einer halbkreisförmigen Konsole mit einer Anzahl behelfsmäßig montierter Bildschirme vor der Nase. Weitere Personen bedienten diverse Maschinen, plapperten in Mikrofone oder tippten panisch Instruktionen in Konsolen veralteter Bauart. Lellan setzte den Helm ab und trabte zu dem winkenden Mann hinüber. Thorn nahm sich Zeit, als er ihr folgte, da er erneut seine Umgebung musterte – offensichtlich hatten sie hier aus dem verfügbaren Material das Beste machen müssen, aber es war eine so gute Einsatzzentrale wie nur irgendeine. Ihn überrachte, hier einen alten militärischen Projektionstank zu sehen – einen Holojektor, der das gesamte Sonnensystem von Masada zeigte. Thorn bezweifelte jedoch, darin eine Realzeitabbildung zu erblicken; das hätte von einem technischen Entwicklungsstand gekündet, über den sie hier definitiv nicht verfügten.
»Er ist weg«, sagte der Mann gerade, der Polas hieß. »Er ist verdammt noch mal einfach weg!«
»Zeig es mir«, sagte Lellan.
Polas deutete auf die Monitore. Einer zeigte das Radiowellenbild mit den schwarzen Punkten der Sterne auf weißem Hintergrund, an einer Seite von der schwarzen Scheibe Kalypses abgeschnitten. Auf einem anderen Monitor war ein leeres Gitter zu sehen, während ein dritter nur leeres Blau vorzuweisen hatte. Auf einem Ring aus Bildschirmen darunter blinkten mathematische Symbole und Kurven an und aus und flackerten und wechselten, als versuchte irgendeine primitive KI dort gerade, das Unmögliche zu rechtfertigen.
»Was ist mit der Aufzeichnung?«, erkundigte sich Lellan.
Polas schnitt eine Grimasse. »Die Maschine hat sie gelöscht, weil sie meinte, dass die Parameter nicht stimmten – sie glaubte einen Fehler gemacht zu haben.« Er brüllte zu einer Kollegin hinüber: »Dale, hast du die Daten wiedergewinnen können?«
Dale schüttelte den Kopf, während sie weiter auf ihrer Tastatur klapperte und irgendeiner Anzeige auf ihrem Bildschirm hinterherjagte.
»Und die anderen?«, fragte Lellan. »Sind sie ebenfalls weg?«
»So behaupten es die Anlagen. Und wir haben das hier.« Polas deutete aufs Kettenglasfenster. Vor dem Tageshimmel draußen zerstreute sich gerade eine rauchige Scheibe – wobei sich eine Kante davon vor dem Hintergrund Kalypses abzeichnete.
»Okay, es wird Zeit, die Sonde hinaufzuschicken«, sagte Lellan.
»Vielleicht liegt es aber nur an der Software, die eine Macke bekommen hat von dem, was immer das war«, gab Polas zu bedenken.
»Tu es einfach.«
»Eine Sonde?« Thorn drehte sich zu Jarvellis um, die neben ihm stand.
»Wir haben sie beim letzten Flug mitgebracht. Sie haben nur diese eine«, antwortete sie.
»Wird ihr Start nicht auffallen?«
»Es ist eine Einwegsonde, und der Startplatz ist abgelegen und entbehrlich.«
Polas schwenkte eine Seitenkonsole über seinen Schoß – eine mit Sensortasten anstelle der mechanischen Tasten und Trackballs der meisten Konsolen hier – und tippte gewandt eine Sequenz ein. Der Monitor mit dem Radiowellenbild wechselte zu dem gleichen Bild, das sie durchs Kettenglasfenster sahen. Dieses Bild wackelte dann, als irgendwo eine Raketensonde aus ihrem getarnten Silo donnerte und in den Himmel stieg.
»Ich hab's!«, schrie Dale, während alle die geschilderte Szene betrachteten, und kam mit einer Softwaredisc angerannt. Polas riss sie ihr aus der Hand, schob die Sensorkonsole wieder zur Seite und steckte die Disc in das Laufwerk einer primitiveren Konsole. Rasch klapperte er auf den Tasten herum, während er auf das Gitterdisplay starrte; dann drückte er mit dem Zeigefinger triumphierend die letzte Taste und lehnte sich zurück.
»Etwa eine Minute davor«, erklärte er.
Das Display wechselte und zeigte jetzt den gebogenen Lasersatelliten, den Thorn zuvor von der Lyric II aus gesehen hatte, nur dass der Blick jetzt von unten kam und
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