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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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aber das waren nur triste graue Kästen gewesen, die man aufeinander gestapelt und mit gebührenpflichtigen Tunneln verbunden hatte, wo man für die Atemluft zahlen musste. Sie wusste, dass es dort auch Parks und große Freiflächen gab, aber sie blieben höheren Mitgliedern der Theokratie vorbehalten – den Proktoren, Soldaten und Priestern –, nicht Gossenabschaum wie ihr. Die hiesigen Gebäude waren völlig anders: jedes Stockwerk war mit breiten Aussichtsgalerien und Balkonen ausgestattet, die zur Höhlenluft offen standen; in jedem verfügbaren Winkel wuchsen Pflanzen, die offensichtlich sorgfältig gepflegt wurden; die Böden fühlten sich überall weich an – und es war immer hell.
    Eldene ging zu einem der Expressfahrstühle hinüber, deren Bedienung ihr Fethan schon vorher erklärt hatte, und spazierte wenig später durch das Foyer der Säulenstadt. Hier wurden Lebensmittel und Haushaltswaren verteilt, und sie erblickte Marktstände, die sich endlos in alle Richtungen erstreckten. Überall waren Menschen – Menschen, die gar nicht verschüchtert wirkten, die nicht darauf warteten, dass irgendein kleiner Verstoß gegen die Regeln der Theokratie aufgedeckt und bestraft wurde. Draußen vor dem Bauwerk legte Eldene die kurze Strecke bis zum Fluss zurück und folgte dann einem Weg am Ufer entlang zum Eingang von Tunnel siebzehn. Sobald sie sah, dass Fethan, Carl und Lellan dort schon warteten, lief sie los und traf atemlos bei ihnen ein.
    »Gehen wir«, sagte Lellan, sobald Eldene eingetroffen war, und ging voraus durch eine Panzertür und dann durch Tunnel ähnlich denen, durch die sie gekommen waren. Während sie nach oben stiegen und der Atem kürzer ging, erlebte Eldene einen Schauder, als sie eine Sekunde lang das Gefühl hatte, in ihr altes Leben zurückzukehren. Wie eine Woge der Freude kam dann die Erkenntnis, dass dies nicht der Fall war.
    Tunnel siebzehn öffnete sich zu einem schmalen Pfad, der quer über einen Geröllhang verlief und dann zwischen steinernen Plattformen seinen Fortgang nahm, die fast danach aussahen, als hätte man sie absichtlich platziert – wenn auch aus unbegreiflichen Gründen –, um schließlich in ein Tal zu führen, das die Fortsetzung jenes Tals hätte sein können, in dem Eldene gestern vor dem Kapuzler geflohen war. Hier fühlte sie sich jedoch viel sicherer, da der Weg in eine Steinlandschaft geschnitten war, die zwanzig Meter hoch über das raschelnde Flötengras aufragte.
    Bald bog das Tal um eine Ecke, und der durch das Grün funkelnde Fluss endete in einen See – wobei unklar blieb, ob er dort hinein- oder herausfloss, dieweil sein Wasser gläsern still lag.
    Nachdem Lellan leise in ihr Mikro gesprochen hatte, blickte sie zu Fethan zurück, während sie sich dem See näherten. »Na ja – sie ist am hinteren Ufer gelandet.« Sie schien erheitert, während sie vage dorthin deutete.
    »Chamäleonware«, sagte Fethan. »Riskant.«
    Lellans Erheiterung schwand. »Manchmal bist du der reinste Spaßtöter.« Sie ging weiter voraus.
    Schließlich führte der Weg sie in langen Stufen zu der Stelle, wo See und Fluss verbunden waren. Sie mussten eine kurze Strecke durch das Flötengras zurücklegen, das brusthoch stand, dunkelrote Seitentriebe hatte und ein Gestrüpp bildete, durch das man sich nur mit einer gewissen Mühe schieben konnte. Das Ufer dahinter war ein Streifen brüchigen Schiefers, übersät mit weißen Knochenstücken, die an Treibholz erinnerten. Eine Flutlinie aus leeren, juwelenähnlichen Molluskenschalen zog sich darüber, und der Boden zischte unter den Füßen der Gruppe.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, flüsterte Eldene Fethan zu und fragte sich gleich, warum sie eigentlich so leise sprach.
    »Kleine Wasserläuse. Sie ernähren sich von mikroskopischen Tierchen, die der Fluss hier herunterspült.« Das beantwortete auch ihre Frage, in welche Richtung der Fluss strömte.
    Als sie das von Felsbrocken übersäte, gegenüberliegende Seeufer erreicht hatten, wandte Eldene ihre Aufmerksamkeit für einen Moment einer scheußlich aussehenden Kreatur zu, die auf einem halb im Wasser liegenden Felsen hockte. Als sie wieder in die Richtung blickte, in die sie ging, schrie sie überrascht auf, wich urplötzlich zurück und stieß an Fethan. Wo bislang nur ein leeres Ufer zu sehen gewesen war, standen jetzt zwei Männer und eine Frau vor etwas, was Eldene ein riesiges Dreikugel-Raumschiff zu sein schien. Sie empfand nur noch Verwirrung und wäre

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