Der Erbe Dschainas
langer Erfahrung mit der Steuerung dieser instabilen Fluggeräte, dass entweder ein Motor oder ein Propeller im Begriff stand auseinander zu fliegen.
Nur eine halbe Sekunde schien es zu dauern, ehe er durchs Flötengras krachte, auf die Erde prallte und sich dort hineinbohrte. Als er dann unter den Wurzelstöcken bis zur Taille im Schlamm steckte, blickte er gerade noch rechtzeitig nach hinten, um zu sehen, wie sein Aerofan in hohem Bogen in die Luft stieg und unweit von seiner Position zu Boden krachte. Er beglückwünschte sich gerade dazu, überlebt zu haben, als ein Propeller der aufgegebenen Maschine völlig aus dem Gleichgewicht geriet und sich auflöste. Etwas hämmerte in Molats Hinterkopf und riss ihn fast aus der Erde heraus, ehe es ihn mit der Nase voran wieder hineinrammte.
»Irgendwelche Aktivität?«, erkundigte sich Lellan.
Während er auf den Monitor blickte, wo das Bild von der Sonde zu sehen war, die sie ursprünglich zur Beobachtung Draches gestartet hatten, antwortete Polas schnell und kalt: »Flottenschiffe liegen vor Barmherzigkeit und nehmen Landungsboote und Truppen an Bord.«
Lellan gestattete sich ein Gefühl der Erleichterung – vielleicht, überlegte sie sich, war es die Erleichterung des Verurteilten, der erfuhr, dass es der Käfig sein würde, nicht die Frühlingsanpflockung über den Wurzelstöcken des Flötengrases. Hätte die Flotte direkten Kurs auf den Planeten genommen, ohne erst Bodentruppen an Bord zu nehmen und die nötigen Transportmittel, um sie abzusetzen, dann – so wusste Lellan – hätte man hier unten mit Atombomben rechnen können. Diese Möglichkeit bestand zwar immer noch, war aber doch ein klein wenig unwahrscheinlicher geworden.
»Hast du das gehört, John?«, fragte sie.
Es war Jarvellis, die von Bord der Lyric II antwortete: »John ist schon unterwegs, Lellan. Ich würde dich ja zu ihm durchstellen, aber ich weiß, dass er keinerlei Ablenkung haben möchte, außer Meldungen von mir.«
»Solange er tut, was nötig ist«, sagte Lellan.
»Hast du schon mal erlebt, dass er weniger tut?«, fragte Jarvellis.
»Schön«, sagte Lellan. »Wie sieht es mit dem Sender aus?«
»Der Subraumsender läuft, und du kannst jederzeit eine Verbindung darüber erhalten. Was möchtest du? Deine Megadatei senden?«
»Ja – jetzt gleich.«
»Okay, ist unterwegs«, gab Jarvellis bekannt. »Was ist mit den Realzeitsendungen?«
»Sobald du Antwort auf die Megadatei erhältst, setze dich mit Polas in Verbindung und geh auf Realzeitsendung. Die Polis-KIs werden wissen, was los ist und wie sie am besten mit den Informationen umgehen. Die Volksabstimmung kann erst laufen, sobald wir die Farmen eingenommen haben, aber wir senden die Ergebnisse so schnell wie möglich.«
Lellan trennte die Verbindung. Die Entscheidung war im Grunde nicht schwer gewesen: die Datei mit der Dokumentation von zweihundert Jahren Gräueltaten der Theokratie, komplett mit den beeideten Aussagen und den manipulationssicheren Holoaufnahmen, musste als Erstes Übermittelt werden, damit die Nachrichtensender und die Polis-KIs etwas hatten, worin sie sich verbeißen konnten. Die komprimierte Laufzeit dieser Datei belief sich auf um die fünftausend Stunden, aber es schien wahrscheinlich, dass das erste Publikum – die Polis-KIs – nicht so lange brauchen würde, um sie sich anzusehen. Sobald dieses Material sicher beim Empfänger war, würden die Rebellen auf Realzeit-Sendung schalten, unverblümt um eine Intervention der Polis bitten und dieses Ansinnen mit dem Ergebnis der Volksabstimmung untermauern. Das lag jedoch in der Zukunft; erst mal war eine Schlacht zu organisieren. Lellan wandte sich wieder den Bildschirmen vor ihr zu.
»Carl, das ging aber schnell – oder habt ihr ein Problem?«, fragte sie und betrachtete dabei das Muster aus Punkten auf einer Karte, die die besiedelte Zone des Kontinents zeigte.
»Lief alles etwas schneller als erwartet«, antwortete Carl. »Sie schickten schnurstracks ihre Aerofans und Transporter in die Luft, und wir haben sie mit der Impulskanone heruntergeholt. Jetzt greifen sie uns mit ein paar Bodenfahrzeugen und Infanterie an.«
»Unsere Verluste?«
»Keine. Ich denke, wir haben sie bei heruntergelassener Hose erwischt – aber dabei wird es nicht bleiben.«
Lellan nahm die Punkte auf der Karte genau in Augenschein und ebenso die ständig aktualisierten Anzeigen und Werte von der Schlacht. Ein Panzer war bei der Zypriotischen Farm hochgejagt worden,
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